Auf dem Weg nach Tokio 2020

Am 29. und 30. November trafen sich die Verbandsärzt*innen zum fachlichen Austausch in Frankfurt.

Mannschaftsärzte Prof. Dr. Bernd Wolfarth informierte über den aktuellen Stand zu den Olympischen Spielen in Tokio. Foto: DOSB
Mannschaftsärzte Prof. Dr. Bernd Wolfarth informierte über den aktuellen Stand zu den Olympischen Spielen in Tokio. Foto: DOSB

Im Rahmen der 35. Tagung Sportmedizin im Spitzensport fand für die rund 230 teilnehmenden Ärzt*innen am Freitag das Anti-Doping-Seminar statt, das traditionell in enger Zusammenarbeit mit der NADA gestaltet wird. Der Samstag stand ganz im Fokus der praktischen Arbeit mit Blick auf die kommenden und vergangenen Multisportevents. 

Der Vorstand Leistungssport des DOSB, Dirk Schimmelpfennig, begrüßte die Ärzt*innen und bedankte sich für ihren leidenschaftlichen Einsatz und dafür, dass sie zur Unterstützung der Athlet*innen ihr Bestes geben. Zudem gab er ein Update zur Umsetzung der Leistungssportreform mit Blick auf das Gesundheitsmanagement.

Anti-Doping

Dr. Anja Scheiff (NADA) informierte über die Veränderungen für 2020 in der WADA-Verbotsliste, bei den Internationalen Standards für TUE (ISTUE) und dessen deutscher Übersetzung, die 2021 in Kraft treten wird.

Stefan Trinks (NADA) brachte die Teilnehmer*innen mit den Informationen aus dem Ressort „Dopingkontrollsystem“ auf den neuesten Stand. Unter anderem erläuterte er die Vorgehensweisen und Regeln der 450 deutschlandweit tätigen Dopingkontrolleur*innen.

Schwerpunkt des Beitrags von Dr. Lars Mortsiefer (Vorstandsmitglied der NADA) war der WADA-Code 2021 mit einigen Änderungsvorschlägen. Er berichtete auch von der Vorbereitung zur Umsetzung des WADC 2021 in den NADC 2021, der auch als deutsche Ausgabe der NADA aufgelegt wird. Der WADAC/NADAC wird die Rechte der Athlet*innen stärken und die Prävention in den Fokus rücken.

„Operation Aderlass“ war der Titel des Beitrags von Oberstaatsanwalt Kai Gräber aus München. Er nahm die Teilnehmer*innen mit auf die Reise der Ermittlungen in diesem Fall.

Dr. Detlef Thieme (Institut für Dopinganalytik und Sportbiochemie Kreischa) berichtete über problematische Spurenbefunde und deren Bewertung. Dabei verwies er auch auf die mittlerweile langfristige Nachweisbarkeit einiger Substanzen. Das genetische Testen und dessen Grenzen war das Hauptthema von Prof. Dr. Dr. Perikles Simon aus Mainz.

Der Samstag rückte die praktischen Aspekte der medizinischen Betreuung in den Mittelpunkt.

Aus der Forschung in die Praxis

In der Sitzung „Aus der Forschung in die Praxis“ wurden die Ergebnisse von drei durch das Bundesinstitut für Sportwissenschaft geförderten Studien aus dem Bereich Sportmedizin/Sportwissenschaft vorgestellt.

Prof. Dr. Frank Mayer (Universität Potsdam) präsentierte relevante und praxisnahe Ergebnisse aus dem MiSpEx-Konsortium (Medicine and Spine in Exercise). Hier wurden in den vergangenen acht Jahren in einem multizentrischen Setting der Rückenschmerz im Spitzensport untersucht. Ein einheitliches Bild habe sich über die Sportarten hinweg dabei nicht ergeben, eine Einzelfallprüfung sei nötig, so Mayer. 

PD Dr. Anne Hecksteden von der Universität Saarbrücken stellte die praxisrelevanten Ergebnisse aus dem Projekt „Regenerationsmanagement im Spitzensport“ vor. Die Ganzkörper-Kaltwasser-Anwendung sei aktuell die wirksamste Methode im Regenerationsmanagement. Jeder zeige jedoch eine individuelle Reaktion darauf. Werde diese Methode dann individuell mit weiteren Methoden kombiniert und die persönliche Präferenze berücksichtigt, sei der höchste Effekt für die Regeneration im Spitzensport zu erwarten. 

Empfehlungen zum Impfen bei Leistungssportler*innen hatte Prof. Dr. Tim Meyer aus den Ergebnissen der Studie „Impftrain“ aufbereitet. Demnach sei eine Reduktion des Trainings aufgrund einer Impfung nicht nötig. Impfungen können im normalen Trainingsprozess durchgeführt werden. 

Road to Tokio 2020

Die Vorbereitungen auf dem Weg zu den Olympischen und Paralympischen Spielen in Tokio 2020 laufen bereits auf Hochtouren. So berichteten die beiden verantwortlichen Mannschaftsärzte Prof. Dr. Bernd Wolfarth (Charité Berlin) für die Olympischen und Prof. Dr. Anja Hirschmüller (Universität Freiburg) für die Paralympischen Spiele über den aktuellen Stand. Zudem wurde das Team Deutschland Paralympics vorgestellt, das erstmals in Tokio unter diesem Namen an den Start gehen wird. 

Sowohl Prof. Wolfarth als auch Prof. Hirschmüller führten die klimatischen Bedingungen ins Feld. Die Luftfeuchtigkeit in Kombination mit den heißen Umgebungsbedingungen seien eine große Herausforderung. Dieses Thema wurde im dritten Vortrag dieser Sitzung von Prof. Dr. Andreas Nieß (Universität Tübingen) im Detail besprochen. Er wies darauf hin, dass eine Anpassung an die Gegebenheiten vor Ort durch eine frühe Anreise nach Tokio die besten Effekte habe. In der Praxis sei das jedoch in einigen Fällen nur bedingt möglich. Auf die „Hitzekammer“ auszugleichen, sei tatsächlich nur ein Ersatz, der aber gut funktionieren könne. Die Anpassung werde noch verbessert, wenn die Sportler*innen sich in der Hitze ebenfalls sportartspezifisch belasten. Eine Kombination aus unterschiedlichen Strategien, wie mit der Hitze umzugehen ist, sollte genau geprüft werden, damit es nicht zu Kontraindikationen komme.

Fälle aus der praktischen Arbeit

Schwerpunkt des abschließenden Blocks der Veranstaltung waren die „Fälle“ aus der praktischen Arbeit der Ärzt*innen im Leistungssport. Dr. Pia Dürr (Klinikum Ludwigshafen) berichtete über die Behandlung einer Läuferin, die in Atemnot geriet. Dr. Sergui Dragomir (Universität Heidelberg) zeigte die Folgen bei der Fortführung des Trainings trotz Verletzungen oder Infektionen am Beispiel eines jungen Sportlers auf, bei dem es zu präkollaptischen Zuständen kam.

Dr. Antonius Kass (Düsseldorf) gab in seinem Fallbeispiel einige Hintergrundinformationen über die European Games in Minsk. Er beschrieb den Hergang einer Patellaluxation bei einem Athleten. Kass zeigte den Verlauf von Behandlung und Regeneration des Spielers. Die Behandlung von Rupturen des vorderen Kreuzbandes war Gegenstand des zweiten orthopädischen Falls am Samstagnachmittag. Dr. Christophe Lambert (Rennbahnklinik Muttenz, Schweiz) stellte Verletzungsmechanismen im Judo vor. Diese unterscheiden sich von den klassischen Mechanismen anderer Sportarten. 

Professor Bernd Wolfarth schloss die Veranstaltung und bedankte sich bei den Referent*innen und Teilnehmer*innen für die angeregten Diskussionen. Die Veranstaltung bot traditionell viel Gelegenheit zum Austausch unter Kolleg*innen, so dass neben den Vorträgen mit regen inhaltlichen Diskussionen Raum für informelles Gespräch blieb. 

(Quelle: DOSB)


  • Mannschaftsärzte Prof. Dr. Bernd Wolfarth informierte über den aktuellen Stand zu den Olympischen Spielen in Tokio. Foto: DOSB
    Mannschaftsärzte Prof. Dr. Bernd Wolfarth steht auf dem Podium mit einem Mikrofon vor einer Leinwand. Foto: DOSB