Willi Jaschek, der „Held von Mexiko“, wird 80 Jahre alt

Der ehemalige Kunstturner Willi Jaschek vollendet am heutigen Mittwoch, dem 2. September, sein 80. Lebensjahr.

Willi Jaschek, aufgenommen am 24.6.1966 bei den deutschen Meisterschaften in Offenbach bei seiner Übung am Seitpferd, die mit 18,80 Punkten gewertet wurde. Foto: picture-alliance
Willi Jaschek, aufgenommen am 24.6.1966 bei den deutschen Meisterschaften in Offenbach bei seiner Übung am Seitpferd, die mit 18,80 Punkten gewertet wurde. Foto: picture-alliance

Willi Jaschek gehörte in den 1960er Jahren zusammen mit Philipp Fürst (1936-2014) und Günter Lyhs (geb. 1934) zu den drei besten bundesdeutschen Kunstturnern im Deutschen Turner-Bund (DTB). Bis heute ist Willi Jaschek seinem Turnsport aktiv verbunden geblieben: Ganz aktuell bereitet er als Mitglied der dreiköpfigen Mannschaftsleitung das Männer-Team von Eintracht Frankfurt als Aufsteiger aus der 2. Bundesliga Nord auf die ab Oktober anstehenden Wettkämpfe in der Deutschen Turnliga vor.

Der in Ölmütz (Sudetenland, heute Tschechische Republik) geborene Willi Jaschek kam über seinen zwei Jahre älteren Bruder, der in Dietzenbach Handball spielte, zum Sport. Im Alter von acht Jahren lenkte er erstmals die Aufmerksamkeit bei einem Schauturnen der TG 1886 Dietzenbach auf sich, als er am Barren einige Körperkünste zeigte, die sein großes Talent für das Turnen an Geräten erkennen ließen und den Beginn einer großartigen Karriere als Kunstturner mit späterer Vereinszugehörigkeit beim TV Heusenstamm bedeuteten.

Insgesamt zehn Titel als deutscher Meister setzen ihm national die Krone auf: Willi Jaschek war ein ausgesprochener Mehrkämpfer mit vier deutschen Mehrkampftiteln (von 1965 bis 1968) und je zwei Titeln am Pauschenpferd, an den Ringen und am Barren. Insgesamt gewann er 32 Medaillen bei Deutschen Meisterschaften des DTB.

Willi Jaschek war aber auch stets ein Kämpfertyp, obwohl es im Kunstturnen keine „Zweikämpfe“ gibt. Viele Ältere werden sich noch an die Bilder und Berichte von den Olympischen Spielen in Mexiko-City 1968 erinnern, als Willi Jaschek beim Bodenturnen (dem ersten Gerät im Wettkampf!) die Achillessehne riss und er den Wettkampf dennoch bis zu Ende führte, denn so konnte er der Mannschaft zum achten Platz im Endklassement verhelfen, wo Japan (Gold), die Sowjetunion und die DDR die Medaillen errangen. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung porträtierte Jaschek daraufhin als einen "Helden von Mexiko". Der „Hero de Janeiro“ von 2016 Andreas Tomba lässt grüßen …

Willi Jaschek hatte sich auch 1964 für die Olympischen Spiele in Tokio einen Platz in der (letzten) gesamtdeutschen Mannschaft erkämpft und nahm während seiner Karriere an drei Kunstturn-Weltmeisterschaften teil. Insgesamt bestritt er 31 A-Länderkämpfe für den DTB: „Seine Zeit als aktiver Kunstturner ist mir bis heute in bester Erinnerung geblieben, und aus dem schicksalhaften Moment in Mexiko ist eine lebenslange freundschaftliche Verbundenheit erwachsen“, gratuliert Prof. Walther Tröger, langjähriges IOC-Mitglied und NOK-Ehrenpräsident.

(Autor: Prof. Detlef Kuhlmann)


  • Willi Jaschek, aufgenommen am 24.6.1966 bei den deutschen Meisterschaften in Offenbach bei seiner Übung am Seitpferd, die mit 18,80 Punkten gewertet wurde. Foto: picture-alliance
    Willi Jaschek, aufgenommen am 24.6.1966 bei den deutschen Meisterschaften in Offenbach bei seiner Übung am Seitpferd, die mit 18,80 Punkten gewertet wurde. Foto: picture-alliance