Werte des Sports bleiben Richtschnur in der Pandemie

Zur Orientierung in stürmischen Zeiten helfe ein unbestechlicher Kompass, rief DOSB-Präsident Alfons Hörmann den digital zugeschalteten Delegierten der DOSB-Mitgliederversammlung zu.

„Es gibt historische Momente und Krisen, in denen die Zukunft ihre Richtung ändert“, sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann in seiner Begrüßungsrede auf der DOSB-Mitgliederversammlung. Foto: picture-alliance
„Es gibt historische Momente und Krisen, in denen die Zukunft ihre Richtung ändert“, sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann in seiner Begrüßungsrede auf der DOSB-Mitgliederversammlung. Foto: picture-alliance

Sportdeutschland trete weiterhin gemeinsam für Toleranz, Solidarität, Demokratie und Vielfalt ein und begehre auf gegen Rassismus, Antisemitismus und Extremismus. “Die Werte des Sports zeichnen uns aus, für diese stehen wir ein und werden diese schützen”, sagte Hörmann am Samstag.  

Die Corona-Pandemie und der Umgang damit habe auch Sportdeutschland vor völlig neue Herausforderungen gestellt, sagte der DOSB-Präsident. Es gebe aber Aufgaben und Herausforderungen, die in ihrer Relevanz für den Sport über die gegenwärtige Krise hinausgingen. Hörmann sprach die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs an. Erstmals seien auch die Opfer aus der Welt des Sports aufgerufen worden, ihre "leidvollen Geschichten" zu erzählen. Rund 100 Athletinnen und Athleten hätten sich daraufhin gemeldet. "Für das Leid, das Ihnen widerfahren ist, entschuldige ich mich stellvertretend für den Sport in aller Form", so Hörmann.

Das gelte auch für die Opfer von anderer Form von Gewalt im Sport wie das aktuelle Vorgänge zeigten. Trotz allen Leistungsdrucks und höchster Motivation dürften psychische und körperliche Gewalt keinen Platz haben. Hörmann betonte, alle "Sportlerinnen und Sportler müssen in Zukunft noch besser und konsequenter vor jeglicher Form von Missbrauch geschützt werden!"  Dieser Schutz vor sexualisierter und anderer Gewalt sei eine Lebensaufgabe "für uns alle". Die DOSB-Mitgliederversammlung verabschiedete im Bereich Prävention Sexualisierte Gewalt das gemeinsame Stufenmodell von dsj und DOSB als nächsten wichtigen Meilenstein.

In seinem Rückblick auf das Jahr 2020 stellte Hörmann die qualitativen Schäden, die die Corona-Pandemie bewirkt, wie den drohenden Verlust von Mitgliedern und Ehrenamtlichen in den Sportvereinen und eine zunehmende Form von Bewegungslosigkeit und sozialer Distanz dar.  

Zum Ende des kommenden Jahres, stellte Hörmann fest, gehe die Hälfte der Mitgliedsorganisationen von einer Gefährdung ihrer Existenz aus. Sollte vollumfänglicher Sportbetrieb weit in das Jahr 2021 oder sogar noch länger nicht möglich sein, rechnet Hörmann damit, dass die Schäden wachsen werden. „Die Vielfalt von Sportdeutschland leidet“, sagt er. 90 Prozent der Verbände erwarteten, dass sie ihre Angebotspalette bis hinunter zu den Vereinen deutlich einschränken müssen. Sie rechnen damit, dass die Zahl ihrer Mitglieder zurückgehen wird und dass sie weniger Teams und Athletinnen und Athleten für Wettkämpfe melden können. Und schon die Hälfte der Verbände beobachtet, dass vielen ehrenamtlich Engagierten Kraft und Motivation fehle, weiterzumachen.  

Auf die Herausforderungen der Krise hat Sportdeutschland nach Ansicht des DOSB-Präsidenten schnelle und überzeugende Antworten gefunden und die eigene Handlungssicherheit gestärkt. „Wir alle gemeinsam haben dabei ein hohes Maß an Disziplin gezeigt. Wir haben Regeln gelebt und über Monate hinweg bewiesen, dass Sport verantwortungsbewusst organisiert und durchgeführt werden kann. Gemeinschaftlich haben wir damit erreicht, dass der Sport kein wesentlcher Infektionstreiber ist“, betonte Hörmann.   

In jeder Krise stecken auch Chancen

Der DOSB habe vor allem „Hilfe zur Selbsthilfe“ angeboten. Zu Beginn im Frühjahr war es das modulare und immer wieder angepasste System der DOSB-Leitplanken. Dieses Grundgerüst haben die Fachverbände mit eigenen Übergangsregeln verfeinert und erfolgreich genutzt, um nach und nach wieder im Verein Sport treiben zu können. Seit dem Spätsommer hat der Dachverband es zu den DOSB Hygiene Standards weiterentwickelt. Zudem hat der DOSB die Kampagne „Support Your Sport“ ins Leben gerufen, die die Bindung zum Verein stärkt. 

Deshalb setze man sich auch auf allen Ebenen der Politik dafür ein, bei allen pandemiebedingten Einschränkungen Augenmaß walten zu lassen und so schnell wie möglich wieder stärker zu differenzieren. „Wir werben dafür, genau hinzuschauen, wo Sport wertvolle neue Chancen schaffen oder sogar Teil der Lösung sein kann. Dank der vielen kreativen Köpfe an der Basis. Dank der Kraft und gelebten Solidarität in den Vereinen und auf anderen Ebenen. Dank des verantwortungsvollen und ideenreichen Willens, Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen jeden Alters die Möglichkeiten für Training und Wettkampf zu bieten und etwas für Gesundheit und Lebensfreude zu tun.“ 

Enge Partnerschaft mit dem Bundesinnenministerium

Der DOSB-Präsident dankte dem Bundesinnenministerium (BMI) für die vielschichtige finanzielle Unterstützung auf Bundesebene, weiß aber genauso die Beiträge der Länder und Kommunen zu schätzen. Die Spitzensportförderung wächst auf 291 Mio. Euro und “auch die Förderung unserer weiteren Sportthemen sind auf hohem Niveau fortgeschrieben worden. Damit könne der DOSB auch das “wichtigste” Projekt der Leistungssportreform “gekonnt” weiterentwickeln.  

Wertvolle Hilfen in schwierigen Zeiten sind auch die Überbrückungshilfen I-III, die November- und Dezemberhilfen, sowie das Programm Coronahilfen Profisport. Hörmann erhofft sich, dass dieses in enger Partnerschaft mit den öffentlichen Händen die Grundstrukturen des Sports erhalten und die “negativen Dominoeffekte” zumindest begrenzen kann. 

Dank an die Wirtschaftspartner

Hörmann dankte auch den Wirtschaftspartnern des DOSB, die trotz der Krise weiterhin an der Seite des Dachverbandes stehen. Exemplarisch nannte er Toppartner wie adidas, Toyota, die Sparkasse und die Versicherer Zürich und Allianz. “Zürich war über 20 Jahre hinweg ein sehr wertvoller Wegbegleiter des nationalen Sports und wird nun ab 2021 im Rahmen der weltweiten IOC-Partnerschaft durch die Allianz ersetzt.” 

Eine der wertvollsten Partner sind die Lottogesellschaften, die “Sportdeutschland” auf Bundes- und Landesebene “auf eine erfreulich stabile Weise” über die gemeinsamen Produkte Glücksspirale und Siegerchance unterstützen. “Ohne diese Erträge wäre vieles nicht möglich und es tut gut zu wissen, so krisenfeste Unternehmen an der Seite zu haben!”, lobte Hörmann. 

Mit dem BMI und den Ländern sowie den Kommunen arbeitet der DOSB zurzeit an einer Strategie für Sportgroßveranstaltungen, in die auch zahlreiche Vertreter der Mitgliedsorganisationen aktiv eingebunden sind. Vorgestellt wurden zudem Konzeptansätze zur künftigen Markenarchitektur des Sports in Deutschland. “Unser Ziel ist es, die Sichtbarkeit und Wahrnehmung sowohl der olympischen Ringe als auch von ganz Sportdeutschland in der Öffentlichkeit noch weiter zu verbessern”, betonte Hörmann.  

Breiten Platz in der Arbeit des DOSB nahmen in den letzten zwölf Monaten die Prozessanalyse im Bereich der Sport- und Verbandsentwicklung ein. “Wie sieht der DOSB der Zukunft aus und wie müssen wir unsere Aufstellung weiterentwickeln?”, fragte der DOSB-Präsident und gab gleich einen Teil der Antwort: “Besonders intensiv bearbeiten wir die Themen zur Zukunftsfähigkeit auch mittels eines intensiven und in diesen Zeiten noch wichtigeren professionellen Risikomanagements.” 

Olympische Perspektive Rhein/Ruhr

Von “faszinierenden Perspektiven” sprach Hörmann im Zusammenhang mit der Initiative Rhein Ruhr 2032 und deren “unermüdlichen Spiritus Rector“ Michael Mronz, der mit Leidenschaft für den Traum von Olympischen und Paralympischen Spielen in Deutschland werbe. Man stehe in regelmäßigem und sehr partnerschaftlichem Austausch, sagte Hörmann. “Sobald ein endgültig tragfähiges Konzept inklusive der Finanzierung sowie der unabdingbar erforderlichen Zustimmung der Bevölkerung gegeben ist, werden wir uns intensiv mit dem möglichen Projekt beschäftigen.” 

Abschließend ging der DOSB-Präsident auf den “Olympischen Traum” der kommenden Jahre ein. Die Planungen für Tokio im Jahr 2021 und auch die Winterspiele von Peking 2022 seien “naturgemäß nun eng miteinander verbunden”. Nur wenige Monate nach den Sommerspielen in Japan werden die Athletinnen und Athleten im Team D und Team D Paralympics die Winterspiele in China bestreiten. “Unter dem Slogan ´Mein Weg…` werden diese Athletinnen und Athleten ihre eigenen Geschichten und Lebensträume erzählen und dabei den olympischen und paralympischen Sport über Monate im positiven Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit strahlen lassen”, hofft Alfons Hörmann. Man werde Sommer- und Wintersport in der Kommunikation bewusst eng miteinander verknüpfen, kündigt Hörmann an. “Wir sehen das als ganz besondere Chance, konzentriert und in engem Abstand für die Werte und die einmaligen Geschichten des Sports zu werben und nach der Pandemie eine Zukunftsperspektive für die gesamte Gesellschaft zu bieten.”  

Trotz aller Widrigkeiten und manchmal unklarer Aussichten werde die Sportfamilie mit “Mut, Teamgeist und hoher Einsatzbereitschaft” Sportdeutschland erfolgreich weiterentwickeln, ist sich der DOSB-Präsident sicher. “Wir werden wieder Sport organisieren können, wir werden Kinder, Jugendliche und Erwachsene wieder aktiv in Bewegung bringen und der Sport wird uns wieder alle in den Bann ziehen und die Massen begeistern.” 

(Quelle: DOSB) 


  • „Es gibt historische Momente und Krisen, in denen die Zukunft ihre Richtung ändert“, sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann in seiner Begrüßungsrede auf der DOSB-Mitgliederversammlung. Foto: picture-alliance
    „Es gibt historische Momente und Krisen, in denen die Zukunft ihre Richtung ändert“, sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann in seiner Begrüßungsrede auf der DOSB-Mitgliederversammlung. Foto: picture-alliance