Einzigartige Kraft der Olympischen Spiele – auch in Pandemie-Zeiten

Trotz Pandemie entfalteten die Olympischen Spiele ihre einzigartige und weltumspannende Kraft mit dem den Athlet*innen im Mittelpunkt.

Für Kanute Ronald Rauhe endete in Tokio seine sportliche Karriere. Zum Abschluss trug er die deutsche Fahne. Foto: picture-alliance
Für Kanute Ronald Rauhe endete in Tokio seine sportliche Karriere. Zum Abschluss trug er die deutsche Fahne. Foto: picture-alliance

Seit im März 2020 die Welt im Schatten der Covid-19-Pandemie lebt – im stetigen Wechsel zwischen sinkenden Infektionszahlen und neuen Ausbruchswellen – hat auch der internationale Sport den Atem angehalten. Erst nach Widerstand und dem drohenden Olympia-Verzicht namhafter Nationen hatten sich das Internationale Olympische Komitee (IOC) und das Ausrichterland Japan darauf verständigt, die Olympischen und Paralympischen Spiele von 2020 auf den Sommer 2021 zu verschieben. Ein Novum in der olympischen Historie, das sicher auch im Glauben zu Stande kam, in einem Jahr die Pandemie besiegen und ein Zeichen der Hoffnung aussenden zu können.

Wenige Stunden nach Ende der verschobenen Olympischen Spiele sind wir um viele Erkenntnisse reicher. Die Pandemie bleibt bei allen Fortschritten in Sachen Impfstoff und Therapie ein gefährlicher Begleiter unseres Lebens. Und dennoch entfalteten auch diese Olympischen Spiele in Zeiten der Pandemie ihre einzigartige und weltumspannende Kraft – von Gemeinschaft, Solidarität, Vielfalt, Exzellenz und Leistungsfähigkeit. Das Olympische Dorf in Tokio war trotz täglichem Spucktest, Plastikhandschuhen beim Essen, ständigem Desinfizieren und Maskenpflicht wieder dieser magische Ort, wo die Welt zusammenkommt und friedliche Koexistenz der Menschen aus aller Welt in ihrer Vielfalt möglich scheint.

Und trotz der fehlenden Zuschauer, die an den herausragend guten Sportstätten schmerzlich vermisst wurden, wandelte sich auch die Haltung der japanischen Bevölkerung zur Veranstaltung – trotz steigenden Inzidenzzahlen im Land. Hinter der grundsätzlichen Reserviertheit und den akuten Pandemiesorgen, trat in den olympischen Tagen von Tokio neben dem Stolz auf das Erreichte auch stets die große Gastfreundschaft der Japaner zum Vorschein. Für die Athlet*innen war auch dies ein wichtiger Aspekt, der die Spiele zu einem unerwartet positiven Erlebnis machte.

Überhaupt standen die Athlet*innen und damit der Sport im Fokus der Spiele, wie schon lange nicht mehr. Wenn so unterschiedliche junge Menschen, wie der Geher Jonathan Hilbert, die Slalom-Kanutin Ricarda Funk und Tennis-Star Alexander Zverev nach jahrelangem Training und Entbehrungen ihre olympischen Geschichten schreiben und darüber mit strahlenden Gesichtern erzählen, dann sind das für Kinder und Jugendliche inspirierende Momente, um selbst mit Sport zu beginnen oder ihren sportlichen Einsatz zu erhöhen. Gerade für die Corona-Generation, die seit anderthalb Jahren in ihrer Persönlichkeitsentwicklung stark eingeschränkt ist, sind diese magischen olympischen Momente vielleicht die zentralen Schlüsselerlebnisse, um ihren Vorbildern nachzueifern.

Aus diesen und vielen anderen Gründen, aber auch weil die Olympischen Spiele trotz vieler Unkenrufe eben nicht ein Superspreader-Ereignis geworden sind, war es die richtige Entscheidung diese Spiele durchzuführen. Dazu gehört sicher auch, dass zur Absicherung jedes Einzelnen und der Olympischen und Paralympischen Spiele intensive nationale und inter-nationale Impfkampagnen aufgelegt wurden. So reiste das Team D mit 95 Prozent vollständig geimpften Mitgliedern nach Tokio.

Damit können die Olympischen Spiele hoffentlich auch über die Tage von Tokio hinaus eine Botschaft vermitteln, die selbst im impfmüden Deutschland gehört wird. Mit guter Vorbereitung, einem vollständigen Impfschutz und hoher Disziplin kann man auch komplexe Veranstaltungen durchführen. Die Kraft der Olympischen Spiele hat sich gerade auch in Zeiten der Pandemie einmal mehr als widerstandsfähig und einzigartig gezeigt. Nehmen wir etwas von dieser inspirierenden Kraft mit in unseren Alltag, denn mit Peking 2022 stehen die nächsten Olympischen Spiele unter extrem schwierigen Bedingungen quasi schon vor der Tür!

(Autor: Christian Sachs, Leiter des DOSB-Hauptstadtbüros)

In jeder Ausgabe der DOSB-Presse, die wöchentlich erscheint, gibt es einen Kommentar zu aktuellen Themen des Sports, den wir hier veröffentlichen. Diese mit Namen gezeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die offizielle DOSB-Meinung wieder.


  • Für Kanute Ronald Rauhe endete in Tokio seine sportliche Karriere. Zum Abschluss trug er die deutsche Fahne. Foto: picture-alliance
    Ronald Rauhe trägt die Fahne ins Stadion begleitet von Volunteers Foto: picture-alliance