50 Jahre München 72: Vermächtnis und Perspektiven

Bei der "SID Mixed Zone" in Köln diskutierten am Freitag (26.8.) Vertreter aus Sport, Politik und Medien 50 Jahre nach den Olympischen Spielen in München über deren Vermächtnis und Perspektiven.

Die Teilnehmer*innen aus Sport, Politik und Medien stellen sich bei der SID Mixed Zone zum Gruppenbild. Foto: GES Sportfoto
Die Teilnehmer*innen aus Sport, Politik und Medien stellen sich bei der SID Mixed Zone zum Gruppenbild. Foto: GES Sportfoto

Auf Einladung des Sport-Informationsdienstes (SID) trafen sich in Köln ehemalige Olympiateilnehmer*innen von '72, aktive Athlet*innen von Team Deutschland mit hochrangigen Vertreter*innen des DOSB sowie weiteren Podiumsteilnehmer*innen aus Wirtschaft, Sport und Medien.

Den Impulsvortrag über Chancen und Vorbehalt von Olympischen und Paralympischen Spiele hielt der Olympiasieger im Beachvolleyball von London 2012, Julius Brink. Danach sprachen in einer ersten Talkrunde Thomas Weikert (DOSB-Präsident), Ingrid Mickler-Becker (Olympiasiegerin München '72), Karin Büttner-Janz (Olympiasiegerin München '72) über Erinnerungen und Vermächtnis der Olympischen Spielen von München.

Tobias Kray von der „Zukunftswerkstatt“ diskutierte mit Stephan Brause, Leiter DOSB-Exekutivbüro, welche Grundlagen für eine erneute deutsche Bewerbung für Olympische und Paralympische Spiele benötigt werden. Außerdem debattierten in zwei weiteren Talkrunde Torsten Burmester (DOSB-Vorstandsvorsitzender), Jens-Peter Nettekoven (Präsident Deutscher Ringer-Bund, Sportpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion in NRW) und Stefan Ludwig (Leiter Sports Business Group Deloitte Deutschland) sowie Lisa Brennauer (Olympiasiegerin 2021) und Timur Oruz (Olympia-Bronze 2016), über die Frage, wie und wann eine erneute deutsche Bewerbung Sinn machen könnte.

"Es ist kein Geheimnis mehr, wir wollen Olympische Spiele in Deutschland", betonte DOSB-Präsident Thomas Weikert. Er machte aber auch deutlich: Der Plan werde "nicht um jeden Preis" umgesetzt werden. Nicht um jeden Preis heißt: Zunächst soll das "Warum" verdeutlicht und ausdiskutiert werden, "also wenn Sport, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in einem offenen Prozess eine Bewerbung entwickelt haben, die von großen Teilen der Bevölkerung akzeptiert oder bestenfalls sogar mitgetragen wird", sagte der DOSB-Vorstandsvorsitzende Torsten Burmester. Dafür soll eine "Roadmap" erstellt werden, deren Ziel noch nicht festgelegt ist.

Die Findungsphase soll zwei Jahre dauern, infrage käme eine Bewerbung frühestens um die Winterspiele 2034 oder die Sommerspiele 2036. "Vielleicht", schränkte Burmester ein, kämen die Spiele aber "auch erst zu einem späteren Zeitpunkt infrage. Oder überhaupt nicht. Das werden wir sehen." Am Anfang steht die Frage: Würde eine Bewerbung von der Bevölkerung, deren Meinung der DOSB in einer noch ungeklärter Form einholen will, mitgetragen werden?

Stephan Brause, Leiter des DOSB-Exekutivbüros, findet, es „unabdingbar", dass zunächst ein "intensiver und vor allem ergebnisoffener, partizipativer Meinungsbildungsprozess mit möglichst großen Teilen der Zivilgesellschaft" zu durchlaufen sei. "Wir müssen uns intensiv mit der Frage beschäftigen, wo die Mehrwerte für alle Teile der Bevölkerung liegen, wir müssen aufklären und informieren."

Der Erfolg einer Bewerbung hinge allerdings bei aller Begeisterung dafür nicht zuletzt von den Vorstellungen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) ab. Der DOSB möchte Spiele, betonte Burmester, die "allerhöchsten Ansprüchen in Bereichen wie Menschenrechte, Diversität und Nachhaltigkeit genügen". So sei etwa "unabdingbar", dass dafür "zu 100 Prozent" auf bestehende Sportstätten zurückgegriffen werden müsse.

Olympiasiegerin Ingrid Mickler-Becker fordert in diesem Zusammenhang klare Signale und Zugeständnisse des IOC. "Wer sich zuerst bewegen muss, um überhaupt daran zu denken, Olympische Spiele in Deutschland durchzuführen, ist das IOC", sagte die Staffel-Goldmedaillengewinnerin von 1972. Sie erwarte vor allem, dass das IOC eine Abkehr vom "Gigantismus" vollziehe. Ansonsten "würde ich mir wünschen, dass sich Deutschland nicht bewirbt".

Weikert entgegnete, er sei der Meinung, dass das IOC in der Tat "auch begriffen habe", dass die Nachhaltigkeit ein entscheidender Faktor bei künftigen Bewerbungen und Ausrichtungen sei. Er sei darüber bereits "in ständigem Austausch" mit IOC-Präsident Thomas Bach. "Wir werden keine Spinnereien machen, sondern eine solide Bewerbung abgeben, wenn es dazu kommt. Alles andere ist Irrsinn."

Zunächst soll der Mitgliederversammlung des DOSB am 3. Dezember in Baden-Baden eine "Roadmap" für die "nächsten zwei Jahre" vorgestellt werden, sagte Brause. Am Ende der Roadmap soll dann "die finale Entscheidung" stehen, "ob Deutschland sich erneut um Olympische und Paralympische Spiele bewirbt. Oder eben nicht."

(Quelle: DOSB / SID)


  • Die Teilnehmer*innen aus Sport, Politik und Medien stellen sich bei der SID Mixed Zone zum Gruppenbild. Foto: GES Sportfoto
    Die Teilnehmer*innen aus Sport, Politik und Medien stellen sich bei der SID Mixed Zone zum Gruppenbild. Foto: GES Sportfoto