Eine überwältigende und einzigartige Erfahrung

Paula Marie Held aus Erfurt war im Rahmen des dsj academy camps bei den Olympischen Jugendspielen in Buenos Aires und schildert nun ihre Eindrücke.

Das reichhaltige sportliche und kulturelle Programm erlaubte den Teilnehmenden am dsj academy camp tief in die Kultur des Landes einzutauchen. Foto: dsj/Jan Weckelmann
Das reichhaltige sportliche und kulturelle Programm erlaubte den Teilnehmenden am dsj academy camp tief in die Kultur des Landes einzutauchen. Foto: dsj/Jan Weckelmann

Die Teilnehmenden des dsj academy camps, das parallel zu den Olympischen Jugendspielen in Buenos Aires stattfand, sind zurück in Deutschland. Durch ihre Köpfe strömen noch diverse Gedanken, Erinnerungen und Gefühle. Eine von ihnen ist Paula Marie Held aus Erfurt. Es wird noch einige Tage dauern, bis die Teilnehmer/innen das Erlebte reflektiert und verarbeitet haben, meint sie. 

„Rückblickend durchlebten wir 19 aufregende Tage mit einer komplexen Zielstellung: Wir wollten uns untereinander und international vernetzen und unsere Persönlichkeit bilden. Die deutsche Sportjugend zielte darauf ab, uns junge Engagierte in unserem Engagement zu bestärken und für unser Engagement Fach- und Kompetenzentwicklung zu betreiben. Hiermit ging ebenfalls einher, Möglichkeiten der ehrenamtlichen Arbeit in der dsj und den Fach- und Landesverbänden aufzuzeigen. Durch den Besuch der Wettkampfstätten sollten die olympische Idee und olympische Werte vermittelt werden. Nicht zuletzt standen die internationale Begegnung und Erfahrung auf der langen Liste der Ziele. 

Wenn man uns heute fragt, was wir heute denken, bilden sich Begriffe wie sprachlos, überwältigend, einzigartig, schwer fassbar und fantastisch gut. Natürlich war es dafür nötig, sich auf die Umstände und Handhabung einiger Sachverhalte in Argentinien einzustellen und dabei auch hin und wieder die deutsche Manier der Pünktlichkeit, Ordnung und Struktur bei Seite zu stellen. Durch das reichhaltige sportliche und kulturelle Programm konnten wir uns leichter auf die Menschen einlassen und tiefer in die Kultur eintauchen. 

Wenn man unser Programm in große Hauptthemen unterteilen möchte, könnte man von kulturellen, sportlichen und politisch/ gesellschaftlichen Schwerpunkten reden. Während einer Stadtrallye und der Eröffnungsfeier der Youth Olympic Games 2018 in Buenos Aires hatten wir erste Berührungspunkte mit den Menschen vor Ort. Auf der Feria San Telmo, ein weltweit bekannter Markt, der immer am Sonntag in einer langen Straße in San Telmo stattfindet, konnten wir typisch argentinische Souvenirs erstehen. In Boca, einem Stadtteil Buenos Aires‘, besuchte wir das Stadion und erkundeten die Umgebung. Dies war eine hoch spannende Angelegenheit, denn dieses Viertel wird in der überwiegenden Anzahl von Einheimischen besucht. Ein Tangoabend in einer typischen Tangobar durfte im Programm natürlich nicht fehlen. Zu guter Letzt gehörte zum direkten kulturellen Austausch der Besuch einer deutschen Schule, in der wir unter dem Gedanken der olympischen Idee gemeinsam mit den Deutsch lernenden Schülern sportlich aktiv wurden und uns zu ihrer und unserer Lebensweise austauschten.

Das sportliche Programm unterteilte sich in den Besuch der vier olympischen Parks, in denen wir viele Sportarten ausprobieren konnten. Während des Besuchs der deutschen Schule und später des Olympic Villages hatten wir die Möglichkeit mit Athlet/innen in Austausch zu treten. Daraus haben sich sicherlich die ein oder andere Verbindung zwischen aktiven Leistungssportler/innen und Ehrenamtlichen ergeben, die über die Jugendspiele hinaus andauern werden. Im Olympic Village haben wir uns einen Eindruck von der Lebensweise während der Spiele und der Umsetzung des Learn-and-Share-Programms für die Athlet/innen machen können. Durch Gesprächsrunden in den Parks und bei uns in der Casa sowie der German Sports Youth Night hatten wir die große Freude, die Vorstandsvorsitzende des DOSB, Veronika Rücker, die Vizepräsidentin Bildung und Olympische Erziehung, Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper, den Vorsitzenden der Deutschen Sportjugend, Jan Holze, und die Olympiateilnehmerin und Europavizemeisterin im Sprint, Gina Lückenkemper, kennen zu lernen.

Politische und gesellschaftliche Schwerpunkte setzten wir durch die Führung in unserer Casa, deren Bewohner/innen während der Militärdiktatur schwere Menschenrechtsverletzungen erleiden mussten. Hier setzten wir uns mit der Demokratiebewegung in Argentinien auseinander. Eine später folgende Gesprächsrunde mit Sylvia Schenk, Leiterin der „Arbeitsgruppe Sport“ und ehemaliges Vorstandsmitglied von Transparency International, brachte uns das Thema Menschenrechte im Sport näher. Hierzu passend erfolgte wenige Zeit später der Besuch der ex-ESMA, eine ehemalige Militärschule der Marine und heutige Gedenkstätte, in der während der Militärdiktatur von 1976 bis 1983 systematisch Menschen gefangen gehalten, gefoltert und ermordet wurden. Vor allem gesellschaftlich interessant war ein Projekt zum Thema Straßenfußball, bei dem wir mit einer Organisation einen Nachmittag lang die Möglichkeit hatten, mit Kindern aus ärmeren Vierteln zu kicken und über den Fußball mit ihnen in Berührung zu kommen. Diese Erfahrung haben wir als besonders intensiv und eindrücklich wahrgenommen. 

Insgesamt also ein ambitioniertes Programm, das zum Reflektieren und Engagieren anregt. Heute sind unsere Köpfe gefüllt mit Erfahrungen, unser Körper mit Anstrengung und unser Herz ist voll neuer Motivation. Noch lange werden wir uns an diese überwältigende Zeit erinnern. Wir sind uns sicher, dass jeder von uns im Kleinen wie im Großen den olympischen Gedanken transportieren können wird und unser ehrenamtliches Engagement in den Sport eine Investition in die Zukunft ist."

(Quelle: dsj/Paula Marie Held)


  • Das reichhaltige sportliche und kulturelle Programm erlaubte den Teilnehmenden am dsj academy camp tief in die Kultur des Landes einzutauchen. Foto: dsj/Jan Weckelmann
    Olympische Jugendspiele Buenos Aires 2018 dsj academy camp Foto dsj Jan Weckelmann