Antidoping-Krisenbewältigung mit „Gütesiegel Sportmedizin“

Die Antidoping-Maßnahmen des organisierten Sports werden nach wie vor „ein sehr steiniger Weg“ bleiben. Das unterstrich DOSB-Generaldirektor Dr. Michael Vesper vor Journalisten in Berlin.

„Wir haben nun wirklich mittlerweile ein ganzes Bündel von Maßnahmen auf den Weg gebracht, um aus der jetzigen Krise die richtigen Konsequenzen zu ziehen. Auf diesem Weg werden wir ganz sicher weiter gehen, denn Doping ist für uns eine sehr ernste Lage. Doping rüttelt an den Legitimationsgrundlagen des deutschen und des internationalen Sports. Deswegen sind wir die Ersten, die Interesse daran haben, diese Krise zu bewältigen. Mit unserer Null-Toleranz-Politik streben wir genau das an.“

„Integrität der Olympiamannschaft in Peking sicherstellen“

Für den Spitzensport gibt es nach Dr. Vespers Worten eine große Herausforderung: „Unsere Hauptaufgabe ist es, die Integrität unserer Olympiamannschaft in Peking sicherzustellen. Deswegen hat niemand bei uns eine Chance, wenn er in irgendeiner Form in Dopingaktivitäten verwickelt ist - ob er nun Athletin oder Athlet ist oder als Trainer, Physiotherapeut und Arzt eingesetzt werden soll. Wir werden von allen Betreuern, Trainern, Ärzten und Physiotherapeuten eine sanktionsbewehrte Verpflichtungs- und Ehrenerklärung verlangen. Darin muss jeder Einzelne aus diesem Kreis versichern, dass er mit Doping niemals zu tun hatte und auch niemals mit Doping in Berührung kommen wird. Wer dagegen verstößt, wird empfindliche Sanktionen zu spüren bekommen.“

Antidoping-Siegel für Mediziner

Der DOSB und die Spitzenverbände versprächen sich sehr viel von der Einführung eines so genannten „Gütesiegels Sportmedizin“, betonte der Generaldirektor. Vorbild sollte dabei das Qualitätsprädikat sein, das schon vor einiger Zeit für die Physiotherapeuten eingeführt wurde und Klaus Eder mit einer Kommission zielgerichtet betreut. Dr. Vesper: „Im Lichte der aktuellen Diskussionen wollen wir jetzt auch für die Mediziner eine Art Antidoping-Siegel einführen. Das klare Bekenntnis gegen biochemische oder -technologische Manipulationen ist ja für Ärzte eine Selbstverständlichkeit. Wir wollen deutlich machen, dass wir diesen Kampf gegen Doping ernst nehmen und dass auch die Sportmediziner aktiv mitkämpfen müssen.“

Details des Aufbaus des Gütesiegel-Systems stünden noch nicht fest; sie sollten mit den Partnern des organisierten Sports, der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention und den Kliniken, verabredet werden, unterstrich Dr. Vesper. „Wichtig ist, dass wir hiermit deutlich machen wollen: Wir können und wollen nur mit Ärzten zusammenarbeiten, die sich nicht nur entschieden gegen Doping positionieren, sondern auch aktiv dagegen engagieren. Deshalb muss bei dieser Verpflichtung der Sportmediziner genau überprüft werden, dass sie sich nicht einmal in die Nähe von Doping oder ähnlichen Aktivitäten begeben.“ Das Antidoping-Gütesiegel sollte andererseits „kein Freibrief“ sein. Kontrolle sei später ein wesentliches Element, allerdings sollte keine zusätzliche Bürokratie aufgebaut werden.