Athletenvertreter wollen Sportler im Zentrum des Systems sehen

Die Athletenvertreter der Spitzenverbände des DOSB haben am vergangenen Wochenende auf ihrer Vollversammlung in Köln die derzeitige Situation von Spitzensportlerinnen und -sportlern diskutiert.

Die Athletenvertreter der Spitzenverbände des DOSB trafen sich in Köln. Foto: DOSB
Die Athletenvertreter der Spitzenverbände des DOSB trafen sich in Köln. Foto: DOSB

Das „Nein“ zu einer Münchener Bewerbung um Olympische Winterspiele und die anhaltenden Diskussionen um die Unterfinanzierung des Spitzensportes sowie  dessen zukünftiger Leistungsfähigkeit prägen die derzeitige öffentliche Diskussion über den Sport. Sie standen auch beim Treffen der Athletenvertreter im Mittelpunkt der Debatten. In Gesprächen untereinander, mit ehemaligen Sportlern wie Ulrike Nasse-Meyfarth, Marcel Wüst, den anwesenden Laufbahnberatern und Trainern wurden primär Ansätze besprochen, die vorrangig die Situation der Athleten direkt verbessern können.

Bei dem einleitenden Kamingespräch am Freitagabend waren sich sowohl Ulrike Nasse-Meyfarth als auch der anwesende OSP-Leiter Michael Scharf mit den Athletensprechern einig, dass bei all den geführten Diskussionen endlich der Sportler wieder ins Zentrum des Sportsystems gerückt werden muss. „Der Sportler muss an der Spitze der Pyramide stehen“, sagte die zweimalige Olympiasiegerin im Hochsprung, „und die Sportorganisation müssen dienstleistungsorientierter agieren.“

Sportler gehören ins Zentrum des Sportsystems

Die Fortentwicklung der Dualen Karriere wurde hierbei als das zentrale Element bewertet. Diese darf nicht mehr nur als die Versorgung der Athleten mit Studien- und Ausbildungsplätzen verstanden werden, sondern als elementarer Leistungsfaktor, um in Zukunft erfolgreiche Athleten auszubilden, die den nötigen zeitlichen Aufwand für den Leistungssport aufbringen UND ohne Nachteile in das Berufsleben nach der Sportkarriere eintreten können. Die Schaffung der Stelle für die Koordinierung der Dualen Karriere im DOSB, der beschlossene Zehn-Punkte-Plan, die bundesweiten Beratungsstandards für Laufbahnberater und die Initiative „Sprungbrett Zukunft“ der Deutschen Sporthilfe sind erste Maßnahmen dazu. Zudem sind Verbesserungen im Bereich der Ausbildungs- und Studienplatzwahl spürbar.

Ausbaufähig bleiben hingegen die zur Verfügung stehenden Arbeitsplätze, die zeitgleich Leistungssport ermöglichen. Durch den Bachelorabschluss entscheiden sich junge Sportler z.B. für den Berufseinstieg und gegen den Leistungssport noch bevor sie überhaupt ins optimale Leistungsalter vorgedrungen sind. Hier gehen Talente ebenso verloren, wie nach dem Schulabschluss, wenn aus „Vernunft“ die Ausbildung Vorrang vor dem Leistungssport erhält. Marcel Wüst beschrieb diese Situation treffend mit: „Junge Sportler müssen den Mut haben, dem Traum Leistungssport, Medaillen, Titel und Olympia nachzujagen, ohne dabei ihre Zukunft nach dem Sport zu riskieren.“ Zudem erwarten die Athletinnen und Athleten Unterstützung bei der Organisation der nachsportlichen Karriere, um bei möglichen Hürden dennoch den Sprung in den Arbeitsmarkt  erfolgreich zu meistern.

"Die Athleten wollen den Trainer als Trainer“

Die Athletenvertreter fordern ein engagierteres Vorgehen von Sport und Politik hinsichtlich der  Rahmenbedingungen der Trainer und der Verbesserung des Berufsbildes „Trainer“. Die operative Arbeit sollte auch operativ bleiben – direkt am Athleten. Sie unterstützen die Trainerkommission in ihrem Vorhaben, Öffentlichkeit und Politik umfangreich für das Thema zu sensibilisieren. Vor allem im Bereich der Ausbildung und Unterstützung von Fachkräften im Bereich des Nachwuchs-Leistungssports, wo Talente entdeckt und entwickelt werden.

Die Athletenvertreter fordern eine grundlegend bessere Kommunikation und Kooperation mit ihren Spitzenverbänden bzgl. ihrer Athletenvereinbarungen. Vorlaufzeiten, notwendige Prüfungszeiträume für die Athleten sowie die redaktionelle Mitarbeit in dem wichtigsten Inhalte sind Grundlage einer ausgewogenen Vereinbarung.

Athletenvereinbarung und Schiedsgericht

Im Kampf gegen Doping und in der Frage um die Glaubwürdigkeit des Athleten kann nur die umfängliche Übertragung des Ergebnismanagements sowie der Kontrollplanung an die NADA das einzig sinnvolle Signal der Spitzenverbände sein. „Die Abarbeitung aller Umstände in Bezug auf Doping muss durch die NADA erfolgen. Dass ein Verband das Ergebnismanagement seiner eigenen Sportler übernimmt, versteht kein Außenstehender“.

Das Thema Schiedsvereinbarung im Anti-Doping-Kampf wird durch einen Frage-Antwort-Katalog, in Auftrag gegeben durch die Athletenkommission, behandelt. Dadurch sollen Unsicherheiten ausgeräumt und Details verständlich gemacht werden. International sichert  die Unterwerfung unter den WADA-Code inkl. bindende Schiedsvereinbarung die internationale Gleichbehandlung von Athleten. Eine Grundlage, die jeder Sportler im internationalen Wettkampf zu Recht verlangt.

(Quelle: DOSB/Athletenkommission)


  • Die Athletenvertreter der Spitzenverbände des DOSB trafen sich in Köln. Foto: DOSB
    Die Athletenvertreter der Spitzenverbände des DOSB trafen sich in Köln. Foto: DOSB