Bundestrainer: Sport ist Investitionsgut, nicht nur Kostenfaktor

Sport als Investitionsgut, Akademisierung der Trainerausbildung sowie mangelnde Umsetzung als Kernproblem des Leistungssports: Drei zentrale Felder haben die Bundestrainer intensiv diskutiert.

DTTB-Sportdirektor Schimmelpfennig sieht in dem Blickwinkel „Sport als Investitionsgut“ einen Königsweg, um Prozesse zu beschleunigen und effizienter umzusetzen. Foto: picture-alliance.com
DTTB-Sportdirektor Schimmelpfennig sieht in dem Blickwinkel „Sport als Investitionsgut“ einen Königsweg, um Prozesse zu beschleunigen und effizienter umzusetzen. Foto: picture-alliance.com

DOSB-Präsident Alfons Hörmann mahnte zum Abschluss der dreitägigen Bundestrainerkonferenz in Leipzig, sich bei der Reform des Leistungssports nicht mit unnötigen Neuentwicklungen aufzuhalten, sondern auf bereits vorhanden Konzepte zu setzen. „Mein Fazit aus den ersten Monaten als DOSB-Präsident ist, dass wir kein Erkenntnis- und Konzept-, sondern ein Umsetzungsproblem haben“, sagte Hörmann. Man müsse endlich das, was bereits in den Schubladen liege, verwirklichen.

Zum Abschluss der Tagung von rund 120 Bundestrainern/innen und Leistungssportdirektoren/innen debattierten neben Hörmann Gerhard Böhm, Abteilungsleiter Sport im Innenministerium, Brandenburgs Bildungsministerin Dr. Martina Münch, Sachsens Innenminister Markus Ulbig, Dirk Schimmelpfennig, Sportdirektor des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) sowie Rodel-Cheftrainer Norbert Loch.

Sorge um den deutschen Leistungssport

Die Sorge, dass sich der deutsche Leistungssport in einigen Bereichen künftig mehr von der Weltspitze entfernt, treibt die 98 Mitgliedsorganisationen des DOSB unisono um. Ein Lösungsweg liegt darin, den Sport nicht als Kostenfaktor, sondern als Investitionsgut zu verstehen, wie es in Sachsen mit dem Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT) in Leipzig der Fall ist. „Wir sind investiv dabei, diese Bundeseinrichtung auch durch das Land zu unterstützen. Wir sprechen nicht über Abgrenzungen, sondern darüber, wer was an welchen Stellen bis 2018 besser machen kann“, sagte Innenminister Ulbig.

DTTB-Sportdirektor Schimmelpfennig sieht in dem Blickwinkel „Sport als Investitionsgut“ einen Königsweg, um Prozesse zu beschleunigen und effizienter umzusetzen. Häufig scheitern Konzepte jedoch an den Rahmenbedingungen, wie Schimmelpfennig verdeutlichte. „Erfolgreich sind die Spitzenverbände, die klar aufgestellt sind, klare Strategien und ein klares Programm haben. Es geht darum, Richtlinienkompetenz umzusetzen“, sagte der frühere DTTB-Cheftrainer.

Schimmelpfennig warnte jedoch ausdrücklich davor, Konzepte anderer Länder schlicht zu übernehmen: „Wir müssen schauen, das wir unsere Strukturen optimal nutzen, ehe wir schauen, was wir von den anderen brauchen. Wir sollten von den Briten lernen, aber wir sollten auch sehen: Wir sind Deutschland. Wenn wir etwas kopieren, sind wir immer schlechter als das Original.“

Mehr Wertschätzung für den Berufsstand Trainer

Die Trainer appellierten eindringlich an Politik und Gesellschaft, ihrem Berufsstand mehr Wertschätzung entgegen zu bringen. „Wir reden zum Beispiel über die Anerkennung der Trainerausbildung an der Trainerakademie als Bachelor-Abschluss. Wir reden aber auch über die Finanzierung. Wir können Trainern teilweise keine Grundsicherung bieten, doch diese muss mindestens da sein“, mahnte Rodel-Erfolgstrainer Loch.

Unterstützung sei aus dem BMI laut Sportabteilungsleiter Gerhard Böhm sicher. „Wir haben im Koalitionsvertrag festgehalten, die Situation der Trainer positiv zu verändern. Der Bachelor-Abschluss wird seit Jahren diskutiert und wir werden das in jeder Weise unterstützen“, sagte der Beamte. Man müsse allerdings auch die Frage stellen, wie viele Trainer man brauche, um möglichst effektiv arbeiten zu können.

Martina Münch forderte in diesem Punkt richtungsweisende Entscheidungen. „Bei den Trainern schließt sich der Kreis. Wenn es uns nicht gelingt, die Trainer vernünftig zu qualifizieren, wird es auch nicht gelingen, eine adäquate Anerkennung in der Öffentlichkeit zu finden. Wir drehen uns da ein bisschen im Kreis.“

Anerkennung und angemessene Entlohnung

Anerkennung und eine angemessenen Entlohnung geben jungen Trainern Perspektive und bewegen diese eher dazu, diesen Berufsweg einzuschlagen, so die einhellige Meinung. „Ich habe als Sportdirektor darauf geachtet, dass alle Bundestrainer besser sind als ich. Sie sind meine Experten. Und nach zwei Jahren sind im DTTB die Trainer unkündbar“, sagte Dirk Schimmelpfennig.

Abschließend machte DOSB-Präsident Hörmann deutlich, dass die Position der Trainer auch in der DOSB-Struktur deutlich aufgewertet werden soll. „Es ist aus meiner Sicht klarer Bestandteil der Reform, dass es ein Forum für Trainer geben muss. Wir haben eine Athletenkommission, was spricht also gegen eine Trainerkommission? Meiner Meinung nach nichts, es spricht eher eine Menge dafür“, sagte Hörmann, der zudem forderte, den Erfolg oder Misserfolg von Sportlern nicht allein an Olympia-Medaillen zu messen, sondern ein ganzheitliches Bild zu zeichnen.

(Quelle: DOSB)


  • DTTB-Sportdirektor Schimmelpfennig sieht in dem Blickwinkel „Sport als Investitionsgut“ einen Königsweg, um Prozesse zu beschleunigen und effizienter umzusetzen. Foto: picture-alliance.com
    DTTB-Sportdirektor Schimmelpfennig sieht in dem Blickwinkel „Sport als Investitionsgut“ einen Königsweg, um Prozesse zu beschleunigen und effizienter umzusetzen. Foto: picture-alliance.com