Claudia Bokel im Wahlkampf zur IOC-Athletenkommission

Am 28. Juli 2008 landete Claudia Bokel in Peking – im Gepäck der Wahlkampfflyer für die Wahl zur IOC-Athletenkommission; die Kandidatur hatte die Mitgliederversammlung im DOSB am 6. Dezember 2007 befürwortet, seither laufen die Vorbereitungen.

Bereits im Jahr 2005 konnte Claudia Bokel zum ersten Mal für die Wahl in ein internationales Athletengremium kandidieren. Seitdem sitzt sie der Kommission der Europäischen Olympischen Komitees vor und hofft als erste Anwärterin Europas auf viele unterstützende Stimmen der Kollegen des Kontinents. 

Der Wahlkampf um einen Platz in der IOC-Athletenkommission ist jedoch mit den bisherigen Wahlkämpfen nicht vergleichbar.

Die Olympiazweite in Athen 2004 im Damen Degen tritt gegen nicht weniger als 13 Olympiasieger um einen Platz im höchsten Gremium der Athletenvertretung an. Seit Eröffnung des Olympischen Dorfes in Peking steht die 34-jährige Tag für Tag vor den Türen der Mensa, verteilt ihren Flyer in fünf Sprachen, um auf sich aufmerksam zu machen. „Im Moment zählt vor allem sehen und gesehen werden“, berichtet Bokel aus dem Olympischen Dorf, „es ist extrem anstrengend und viel stressiger, als ein olympische Turnier zu fechten“.

„Die Athleten haben in erster Linie Ihre Wettkämpfe im Kopf“, erzählt die ehemalige Welt- und Europameisterin, „ich habe daher schnell aufgehört über Inhalte meiner Kandidatur zu reden und lieber präsent zu sein“.  

Denn eben diese Präsenz ist wichtig, wie der südkoreanische Taekwondo-Olympiasieger und einer der 29 Gegenkandidaten, Moon Dae Sung demonstriert. "Sung ist omnipräsent, ihn sehe ich ständig, deshalb ist er für mich ein ganz heißer Kandidat", erzählt die ehemalige Tauberbischofsheimerin.

„Die Kandidatenliste für die IOC-Athletenkommission war noch nie so lang“, so Walter Tröger, das deutsche IOC-Mitglied, „die Konkurrenz wird immer größer“.  

Neben Claudia Bokel kandidieren Top-Namen wie Schwimm-Olympiasieger Grant Hackett (Australien) oder Chinas Olympiasieger über 110m Hürden, Liu Xiang. Außerdem stellt sich der russische Schwimm-Olympiasieger Alexander Popov zur Wiederwahl in die Kommission. 

Die Chemikerin machte im Vorfeld der Olympischen Spiele bereits auf internationaler Bühne auf sich aufmerksam, als sie bei der Generalversammlung aller 205 NOKs im April diesen Jahres für die Meinungsfreiheit der Athleten bei Olympia kämpfte. Ihr Einsatz zeigte Erfolg – sie fand Gehör bei Jaques Rogge, der sich explizit dazu bekannte. 

Das Rennen um die Sitze in der IOC-Athletenkommission bleibt spannend, von den zwölf für vier Jahre gewählte Athletenvertreter im IOC werden in diesem Jahr in Peking acht aus dem Sommersport gewählt. Bisher haben ungefähr 3.500 Sportler von den 10.600 wahlberechtigten Athleten ihre Stimme abgeben.