Die doppelten Deutschen vereint

Bei der Festveranstaltung zum Tag der Deutschen Einheit in Garmisch-Partenkirchen ging DOSB-Präsident Thomas Bach sowohl auf die Wiedervereinigung als auch auf die Olympischen Spiele ein.

Thomas Bach ließ in seiner Rede auch die Vision von München 2018 aufleben. Foto: DOSB
Thomas Bach ließ in seiner Rede auch die Vision von München 2018 aufleben. Foto: DOSB

Die Rede von DOSB-Präsident Thomas Bach vom 4. Oktober 2010 in Garmisch-Partenkirchen im Wortlaut:

"Persönlich ist mir zur deutschen Wiedervereinigung im Sport ein Bild vom Schlusstag der 15. Leichtathletik-Europameisterschaften am 1. September 1990 in Split in Erinnerung geblieben. Die lange Jahre doppelten Deutschen feierten dort vereint im Stadion. Sie nahmen dabei den politischen Vollzug der deutschen Einheit am 3. Oktober vorweg und demonstrierten, wie die Menschen sich suchten, neugierig aufeinander zugingen und freudig die neue Zeit begrüßten.

Wie Politik und Wirtschaft war der Sport im geteilten Deutschland wenig auf diese Einheit vorbereitet. Obwohl beiderseits der Grenze ein gutes Wissen übereinander existierte, lagen nirgendwo Konzepte oder Rezepte in den Schubladen. Der freudigen, ja euphorischen Betrachtung der neuen Einheit, die in den meisten Verbänden bis zum Jahresende 1990 vollzogen wurde, folgte nicht immer problemlos das Zusammenwachsen auf dem Weg zur Normalität des Miteinanders.

Der Transformationsprozess warf strukturelle und personelle Fragen auf. Er verlangte Lösungen insbesondere für Kinder- und Jugendsportschulen, Sportclubs und zentrale wissenschaftliche Einrichtungen wie das Forschungsinstitut für Körperkultur und Sport (heute Institut für Angewandte Trainingswissenschaft), das inzwischen neu organisierte Institut für Dopinganalytik Kreischa und das Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (damals Forschungs- und Entwicklungsstelle für Sportgeräte). Schon diese teilweise gekünstelte Namensänderung lässt Verkrampfungen im damaligen Umgang miteinander ahnen. Das Schlagwort von den Synergie-Effekten erwies sich manches Mal als trügerisch. Die Behandlung von Altlasten wurde zur großen Herausforderung.

Die wachsenden Begegnungen und der einsetzende Austausch auf der Vereins- und auf unteren Verbandsebenen spielten eine treibende und herausragende Rolle. In gewisser Weise trieb die Basis die Sportpolitik vor sich her. Im unmittelbaren Grenzgebiet gab es Hunderte von Begegnungen im Sport wie auch in vielen anderen gesellschaftlichen Bereichen. Überall spürte man Chancen, die den Druck der Vergangenheit vergessen ließen. Alte und fast vergessene Freundschaften im Sport lebten ebenso auf wie die vorher systembedingt unterdrückten. Dieses persönliche Miteinander trug dazu bei, dass die durch die Politik einstmals gesetzten Grenzen schnell beseitigt wurden. Der Sport hat mit seinen Vereinen zu einem sehr frühen Zeitpunkt ein Stück Menschlichkeit in die veränderten Verhältnisse eingebracht.

1990 war das Jahr der Vereinigung. Es folgten die Jahre des Zusammenwachsens. Probleme blieben nicht aus. Der Goldene Plan im Sportstättenbau fand nur geringe Resonanz bei der Politik. Doping und Stasi-Aufklärung bestimmten viele Debatten im Sport und in den Medien. Die nach dem ehemaligen Präsidenten des Bundessozialgerichts benannte Reiter-Kommission begann mit Experten die Aufarbeitung der Doping-Problematik, die den Sport ebenso wie das Stasi-Thema bis heute beschäftigt. Unabhängig von den Begleiterscheinungen war die Vereinigung ein Geschenk. Im Sport ist dank seiner großen Integrationskraft vieles einfacher. Er verbindet schon allein dadurch, dass er überall nach den gleichen Regeln ausgeübt wird und eine gemeinsame Sprache spricht. Dies hat vor zwanzig Jahren sicherlich dazu beigetragen, dass die Einheit des Sports leichter gelungen ist als in anderen Teilen der Gesellschaft.

Die Chancen und Risiken beim Zusammenführen der beiden unterschiedlichen Systeme offenbarten sich in der Folge auch bei Olympischen Spielen und das verweist auf die internationale Bedeutung der deutschen Wiedervereinigung. Die internationale Sportwelt verfolgte den ersten Auftritt der vereinten Deutschen in Albertville und Barcelona 1992 mit großem Interesse. Es gibt kein anderes Ereignis, das die Völker der Welt räumlich wie geistig so sehr zusammenführt und in den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit rückt wie die Olympischen Spiele. So waren wir wiedervereinigte Deutsche damals nicht das alleinige Ziel der Aufmerksamkeit. Die großen Umbrüche der Weltpolitik zeigten sich auch daran, dass nach dem Ende der Apartheid in Südafrika erstmals wieder südafrikanische Sportler an Olympischen Spielen teilnehmen durften. Nelson Mandela, obwohl damals noch nicht Staatspräsident, war den über 50 anwesenden Staatsoberhäuptern gleichgestellter Ehrengast des IOC. Trotz des bereits erfolgten Zusammenbruchs der Sowjetunion starteten die Athleten der ehemaligen Sowjetrepubliken noch und letztmals als „Vereintes Team“. Jugoslawischen Sportlern wurde die Teilnahme trotz des Balkankrieges und der ungeklärten staatlichen Situation als „Unabhängige Teilnehmer“ unter olympischer Flagge ermöglicht.

Begegnung und Verständigung, Integration in die Völkergemeinschaft sind heute notwendiger denn je. Ende der achtziger Jahre haben wir mit dem Zusammenbruch der sowjetischen Hegemonie über einen weiten Teil Europas die Beendigung des Kalten Kriegs und der Aufrüstungsspirale erleben dürfen.

Seitdem schauen wir Teile der Welt mit anderen Augen an, begegnen vielen Völkern der ehemaligen Sowjetunion wie Kasachen, Ukrainern, Armeniern, hören von Kroaten, Slowenen, von Bosniern und andern Völkern, wo wir zuvor nur Jugoslawen kannten. Der Vielfalt der Völker werden wir uns erst heute richtig bewusst, und wir entdecken den Reichtum der Kulturen. Zugleich haben sich Machtverhältnisse neu geordnet, zum Teil auch neue Gräben aufgetan, die uns von der Gefahr eines Aufeinanderprallens der Kulturen sprechen lassen.

Die Globalisierung ist bereits weitgehend Realität. Die Welt wird immer mehr zu einer Welt - im Bewusstsein der Menschen, in den täglichen Nachrichten, im Austausch von Informationen und Meinungen, von Waren und Dienstleistungen und in der Begegnung von Menschen. Der wissenschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle Austausch schreitet voran. Globalisierung prägt heute unsere Lebenswirklichkeit. Der Traum des Augustinus von der „Einen Menschheit“ nimmt Gestalt an.

Aber wo finden wir einigende Ideen, wo das Bewusstsein, dass wir tatsächlich alle in einem Boot sitzen? In der Grundrechte Charta der Vereinten Nationen vielleicht. Ich sehe sie auch in dem hohen Gut der Toleranz, ich sehe sie auch in der Weltethos-Konzeption von Hans Küng, die es wert ist, aufgenommen und verbreitet zu werden.

Vor allem sehe ich sie in der Olympischen Charta. Dort sind die einigenden Werte von Exzellenz, Respekt, Toleranz und Verständigung als Grundlagen der Olympischen Spiele verankert. Diese Werte spiegeln sich wider im olympischen Wettbewerb und den olympischen Zeremonien. So werden sie Milliarden von Zuschauern weltweit vermittelt.

Die Völker zeigen sich hier in ihrer ganzen Vielfalt, die wir erhalten und nicht nivellieren sollten. Aber sie rücken auch zusammen. Sie erkennen, dass das Schicksal anderer Völker auch ihr eigenes Schicksal betrifft und beeinflusst. Der Olympismus, die Olympische Idee ist eine Demonstration der Einheit dieser Welt und einer näher zusammen rückenden Menschheit. Die Athleten der Welt versammeln sich im Wettstreit um sportliche Leistung zu erbringen, aber auch um ein Fest des Friedens und der Verständigung zu feiern. Der Bessere soll gewinnen. Aber auch der Besiegte ist kein Verlierer, sondern verdient und erhält Respekt.

Das ist die Botschaft, die von Olympia ausgeht. Es ist die Botschaft der Einheit der Welt. Alle gehören dazu. Ob Sieger oder Verlierer, alle besitzen die gleiche Würde. Das ist die Idee der Olympischen Spiele ebenso wie die der Paralympics.

Gewiss können Olympische Spiele auch eine Demonstration des Strebens nach internationaler Anerkennung sein. Gewiss messen sich dort nicht nur einzelne Sportlerinnen und Sportler miteinander.

Dabei sind gesunder Patriotismus und Identifikation mit den Sportlerinnen und Sportlern aus der Heimat durchaus positiv, soweit sie mit dem Respekt vor dem Patriotismus anderer einhergehen. Nicht zu akzeptieren ist dagegen ein Andere ausgrenzender Nationalismus. Dieser widerspricht allen olympischen Idealen – eine Aussage, die hier in Garmisch-Partenkirchen, dem Ort der Olympischen Winterspiele 1936 im Deutschland der Nationalsozialisten, besonders gut verstanden wird. Diese Erfahrung und andere dunkle Seiten von Nationalismus, Diskriminierung und Manipulation dürfen nicht vergessen werden.

Dennoch: Olympische Spiele und Olympischer Sport scheinen nach schweren Erfahrungen politischer Instrumentalisierung heute Refugien guter patriotischer Empfindungen geworden zu sein. Besonders junge und aufstrebende Nationen, Länder und Völker der sogenannten Dritten Welt, die ja immer stärker am Medaillenspiegel partizipieren, sind stolz, von der Weltöffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Denken wir an äthiopische oder kenianische Langstreckenläufer, denken wir aber auch an Repräsentanten von Minderheiten wie Australiens Cathy Freeman, die aus der Ureinwohnerschaft stammt. Sie hat bei der Eröffnung der Olympischen Spiele 2000 in Sydney das Olympische Feuer entzündet und wurde später als Siegerin über 400 Meter gefeiert. Diese Frau ist nicht nur für sich gelaufen. Sie wollte ihr über Jahrhunderte unterdrücktes und in Vergessenheit geratenes Volk rehabilitieren. Australien und die Welt haben ihre Botschaft verstanden. Ebenso haben die Olympischen Winterspiele 2010 in Vancouver das Verhältnis der Kanadier zu den „First Nations“ entscheidend verbessert.

Das sind Geschichten, die nur Olympia schreibt. Olympia ist ein Friedensfest der Völker und es ist ein Ort des Strebens der Völker nach Anerkennung. Olympia, das ist Verständigung und Wettkampf in einem. Der Geist des Fairplay steht über allem: Beachtung der sportlichen Regeln und gegenseitige Achtung.

In München 1972 konnte selbst der Terror die Olympischen Spiele nicht ins Wanken bringen. Trotz der schrecklichen Bilanz von elf toten israelischen Geiseln und einem toten deutschen Polizeibeamten wurden die Spiele weitergeführt. „The Games must go on“, der Satz des damaligen Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees, Avery Brundage hat damals große Debatten ausgelöst. Aber die Entscheidung war richtig. Wer dem Terror weicht, fördert die Terroristen.

Die integrative Kraft Olympischer Spiele entspringt deren erzieherischer Wirkung. Olympische Spiele sind sportliche Herausforderungen, verbunden mit großen menschlichen Leidenschaften. Jubel, Trauer, Sieg oder Niederlage, Triumph oder Scheitern, Leistung oder Versagen werden hier wie bei kaum einem anderen öffentlichen Ereignis sichtbar. Manchmal erfüllen sich Träume, die keiner zu träumen gewagt hat, manchmal erweisen sich Jahre der Anstrengung, des Opfers und des Verzichts als vergeblich.

Die Lebendigkeit der Olympischen Idee speist sich aus tiefen Quellen. Einsatz, Hingabe an ein großes Ziel und viele Tugenden, die seit der Antike die Menschen inspiriert haben. Das gilt vor allem auch für die Leistungsbereitschaft. Olympia lehrt uns, dass Menschen etwas leisten wollen und dass sie Großartiges leisten können.

Als die Olympische Idee im 19. Jahrhundert wieder entdeckt wurde, spielte dieser Gedanke eine große Rolle, nämlich dass man durch Leistung ständische und soziale Schranken überwinden kann. Auch das ist eine integrative Leistung der weltweiten olympischen Bewegung.

Auch die Olympischen Winterspiele 2010 in Vancouver haben Maßstäbe gesetzt für olympische Begeisterung, für Aufbruchstimmung eines ganzen Landes, für Integration in einem Vielvölkerstaat. Dies und die großartigen Erfolge unserer deutschen Athleten – allen voran Maria Riesch und Magdalena Neuner – haben uns alle begeistert und beflügelt.

Was liegt deshalb näher als die Olympischen Spiele als große Chance für unser Land zu begreifen. Von der Olympiabewerbung und von den Olympischen Spielen 2018 würden erneut Impulse auf ganz Deutschland ausgehen. Lassen Sie uns deshalb diese Chance der Olympiabewerbung 2018 ergreifen, damit aus der Erinnerung an München 1972, die Fußball-WM 2006 und die Olympischen Winterspiele Vancouver 2010 ein großer Aufbruch für unser Land wird.

Auch wenn Olympische Spiele 2018 in Deutschland noch eine Vision sind: Wir wissen, welche ungeahnten Kräfte Visionen mobilisieren können. Wir brauchen Visionen, um Entwicklungen in Gang zu setzen. Die einstige und dann Realität gewordene Vision von München 1972 hat über die Sportstätten und die Infrastruktur hinaus ungeahnte Kräfte frei gesetzt.

München 1972 verband sich mit der Vorstellung, die Zukunft der Gesellschaft planen und gestalten zu können. München 1972 schlug sich in hohem Maße auch im kulturellen Bereich nieder. Die Olympischen Spiele richteten sich in besonderem Maße an die Jugend als das größte Kapital der olympischen Bewegung und wie damals haben wir heute die Verpflichtung, ihr auch hierzulande eine Perspektive zu geben.

Wir Deutsche haben diese Chance 1972 gut genutzt. Die Olympischen Spiele haben – trotz der schrecklichen Geiselnahme – der Welt ein eindrucksvolles Bild eines neuen Deutschlands vermittelt. Die Welt konnte damals ein Deutschland kennen lernen, das die Schatten der Vergangenheit hinter sich gelassen hat.

In München 1972 nahmen erstmals in der Geschichte von Olympischen Spielen zwei vollkommen eigenständige deutsche Mannschaften teil. Entgegen manchen Befürchtungen wurden die 297 Athletinnen und Athleten der DDR bei der Eröffnungsfeier im Olympiastadion ebenso freudig auf westdeutschem Boden begrüßt wie die Teilnehmer anderer Nationen. Dieses Verhalten hat das Bild Deutschlands weltweit nachhaltig zum Positiven verändert. Mit der Bewerbung Münchens um Olympische Winterspiele und Paralympics 2018 haben wir erneut die Chance, uns in aller Welt als weltoffenes, tolerantes und gastfreundliches Land zu präsentieren.

Wenn ich von der deutschen Olympiabewerbung 2018 spreche, dann weiß ich, dass unser Land bei den infrastrukturellen und den technologischen Rahmenbedingungen hervorragend dasteht. Wir haben die Köpfe und das Können für die Ausrichtung internationaler Sportereignisse. Wir können etwas leisten und haben Grund zu Optimismus. Für eine Olympiabewegung aber müssen sich alle, muss sich alles bewegen und über sich hinauswachsen.

Wer in den letzten Tagen die Diskussion in den Medien verfolgt hat, der hat sich vielleicht manchmal die Frage gestellt, ob es um Kompromisse zugunsten der besten Lösungen geht, oder schlicht um mediale Deutungshoheit.

Gerade bei einem Vorhaben wie der Olympiabewerbung muss es um Überzeugungen zu Gunsten der besten Lösungen gehen, um eine faire Abwägung von Interessen. Dies kann nur in einem vertrauensvollen direkten Dialog gelingen. Dabei müssen alle Beteiligten wie Grundstücksbesitzer, Umweltschützer, Parteien, Gemeindevertreter und Sportverbände einbezogen werden. In diesem Sinne beispielgebend und deshalb erfolgreich waren die von der Bayerischen Staatskanzlei in den letzen Wochen geführten Gespräche mit Landwirten, Grundstückseigentümern und ihren Vertretern. Ich möchte allen Beteiligten dafür herzlich danken und ihnen meinen großen Respekt bezeugen. Ich weiß, dass es aus verschiedenen Gründen nicht leicht war, Gegensätze zu überwinden und Vertrauen herzustellen. Umso höher ist das Ergebnis zu bewerten. Es ist gleichermaßen ein großer Fortschritt für die Olympia-Bewerbung wie eine wichtige Stärkung des für eine Gemeinde und ein Gemeinwesen notwendigen Miteinanders.

Auch deswegen müssen die gefundenen Lösungen und Konzepte jetzt schnell und entschieden vorangetrieben werden. Ich rufe daher alle Beteiligten zu Entschlossenheit, Tatkraft, Optimismus und Vertrauen auf. Das erfordert die Fortführung dieses Dialogs auf vielen Ebenen. Die Hände müssen auf allen Seiten ausgestreckt bleiben. Gegenseitiger Respekt und menschliches Maß müssen gewahrt bleiben – persönliche Angriffe und Diffamierungen der Vergangenheit angehören.

Wenn nur noch über Probleme geredet, aber nicht mehr gehandelt wird, wenn es nur noch um die angestrengte Suche nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner geht, dann droht der Verlust der großen Perspektive.

Eine Olympiabewerbung heißt jedoch, die Fähigkeit und den Willen zu besitzen, das als richtig Erkannte durchzusetzen und durchzustehen. Neben wirtschaftlichen Kriterien, Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit misst das IOC die Bewerber schließlich und nicht zuletzt auch an diesem Willen, an dem Glauben an die Zukunft und ihre positive Gestaltung. Dazu bieten Olympische Winterspiele in Garmisch-Partenkirchen und München herausragende Chancen.

Olympische Winterspiele 2018 sind eine einzigartige Chance für die beteiligten Gemeinden und ihre Bürger. Sie sind ein Katalysator für nachhaltige und umweltfreundliche Entwicklung. Von den Bürgerinnen und Bürgern langersehnte Projekte werden durch Olympische Spiele schneller oder überhaupt erst umgesetzt. In Garmisch-Partenkirchen würden Infrastruktur-maßnahmen in einer Größenordnung realisiert werden, die ohne die Olympischen Spiele nicht in Angriff genommen würden. Den auch von Umweltschützern geforderten Wanktunnel würde es ohne Olympia nicht oder erst sehr viel später geben. Ein Ausbau der Schienenverbindung würde ohne Olympische Spiele möglicherweise überhaupt nicht stattfinden. Dringend benötigte Straßenbaumaßnahmen kämen erst Jahre später. Alle diese Vorteile würden mit einem überschaubaren finanziellen Einsatz der Gemeinde, im Wesentlichen durch sonst nicht erreichbare Zuschüsse und Garantien des Freistaates und des Bundes, erzielt. So muss Garmisch-Partenkirchen auch in keiner Weise zu einer Defizitgarantie beitragen. Darüber hinaus eröffnen Olympische Spiele Garmisch-Partenkirchen die Möglichkeit, sich aller Welt als moderne, zukunftsweisende und umweltfreundliche Tourismusdestination darzustellen. Durch die Austragung der Olympischen Winterspiele 1988 im kanadischen Calgary konnte die Stadt ihren weltweiten Bekanntheitsgrad vervierfachen und zählt bis heute 2 Mio. Gäste pro Jahr mehr als zuvor.

Olympische Winterspiele 2018 sind eine einzigartige Chance für den Freistaat Bayern. Denn die positiven Effekte Olympischer Spiele wirken weit über die Austragungsorte hinaus. Olympia-Touristen zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht nur die sportlichen Wettkämpfe, sondern auch die Sehenswürdigkeiten des Landes besuchen und zwar in gleichem zeitlichem Umfang. Ihre Erlebnisse nehmen sie in Form von Erinnerungen, Bildern und Videos mit nach Hause und zeigen damit, dass Deutschland auch ohne Olympischen Spiele eine Reise wert ist. Umweltschonender Wintersport und nachhaltiger Tourismus würden damit vereint. Über die positiven Wirkungen im Tourismus-Bereich hinaus böten Olympische Spiele München 2018 dem Freistaat Bayern auch die Möglichkeit, sich in den weltweiten Medien einem Milliarden-Publikum nicht nur als Sport-, sondern auch als aktive und innovative Wirtschaftsregion zu präsentieren. Im Jahr nach den Olympischen Spielen Atlanta 1996 hat sich die Stadt zum beliebtesten Ort für Neuansiedlungen von ausländischen Unternehmen in Amerika entwickelt. Vier Jahre später ist es Australien gelungen, im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen in Sydney 45 internationale Firmen ins Land zu holen.

Olympische Winterspiele 2018 sind eine einzigartige Chance für den Sport und die Jugend in Deutschland. Wie alle Erfahrungen beweisen, würde der Leistungssport in den Winter- und Sommersportarten ebenso wie die gesamte Sportentwicklung in Deutschland einen enormen Auftrieb erhalten. Junge Menschen, die heute weitgehend an Bewegungsmangel leiden, würden an den Sport herangeführt. Schulen und Universitäten würden sich intensiv mit dem Sport und seinen Werten beschäftigen. Mehr denn je hätten wir dadurch die Möglichkeit, Kinder und Jugendliche für Sport zu begeistern, gleichzeitig die integrative und bildungsfördernde Wirkung des Sports zu stärken und damit einen noch größeren Beitrag für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft zu leisten.

Paralympische Winterspiele 2018 sind eine einzigartige Chance sowohl für die behinderten Ahtleten als auch die gesamte Gesellschaft. Paralympische Athleten würden durch Spiele im eigenen Land die Aufmerksamkeit, Anerkennung und Zuneigung zuteil, die Ihnen gebührt. Sie können zum leuchtenden Beispiel für menschlichen Willen, Optimismus, Leistungsfähig-keit und damit zu einem noch stärkeren Motor der Integration Behinderter in unsere Gesellschaft werden.

Olympische Winterspiele und Paralympics 2018 sind aus allen diesen Gründen eine einzigartige Chance für Deutschland. Sie wären ein Schaufenster, in dem sich Deutschland nicht nur als weltoffen und sympathisch, sondern auch als modern und innovativ zeigen könnte. Neben den ökonomisch messbaren Auswirkungen sind die mit den Olympischen Spielen einhergehenden Image-Effekte besonders nachhaltig für das Ausrichterland. Die angestrebte klimaneutrale Durchführung der Olympischen Spiele 2018 wäre ein weiterer Beweis für das hohe Umweltbewusstsein und die Leistungsfähigkeit deutscher Umwelttechnik. Das Olympische Dorf würde als „Plus-Energie-Dorf“ gebaut, das mehr Energie produziert, als es verbraucht. Dies wäre ein Novum in der Geschichte Olympischer Spiele. Auch deshalb wurden die mit den Olympischen Spielen 2018 verbundenen Projekte von internationalen Experten in einer ersten Evaluierung mit Bestnoten beurteilt und sind zusammen mit dem nachhaltigen Verkehrskonzept ein Aushängeschild für die Innovationskraft der deutschen Wirtschaft.

Olympische Winterspiele und Paralympics 2018 sind eine einzigartige Chance für uns alle. Unsere Bewerbung kann aber nur erfolgreich sein, wenn wir sie mit gemeinsamen Kräften, mit Überzeugung, Engagement, Optimismus und Verantwortung betreiben. Nur dann kann uns in dem einzigen olympischen Wettbewerb, in dem es keine Silber- oder Bronzemedaille gibt, ein Erfolg gelingen. Greifen wir gemeinsam nach Gold!"


  • Thomas Bach ließ in seiner Rede auch die Vision von München 2018 aufleben. Foto: DOSB
    Thomas Bach ließ in seiner Rede auch die Vision von München 2018 aufleben. Foto: DOSB