DLRG: Mindestens 504 Menschen in Deutschland ertrunken

Im vergangenen Jahr sind in Deutschland mindestens 504 Menschen ertrunken. Rund 86 Prozent der Opfer verloren in Flüssen, Bächen, Seen und Kanälen ihr Leben.

Rettungsschwimmer leisten wertvolle ehrenamtliche Arbeit . Foto: picture-alliance
Rettungsschwimmer leisten wertvolle ehrenamtliche Arbeit . Foto: picture-alliance

Diese Zahlen gab die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in der vorigen Woche (21. Februar) in Hamburg bekannt.

„Hatten wir im vorherigen Jahr durch den per se ausgebliebenen Sommer verhältnismäßig geringe Ertrinkungszahlen, bewies das langanhaltende Sommerwetter nun, dass es leider auch anders gehen kann“, sagte Achim Wiese, Pressesprecher der größten Wasserrettungsorganisation der Welt.

Die meisten Todesfälle, so besagt die Statistik weiter, ereigneten sich an den ungesicherten Badestellen, vor allem im Binnenland. Dort kamen 435 Menschen ums Leben, das entspricht etwa 86 Prozent der Gesamtzahl. 161 starben in Flüssen, 233 in Seen und Teichen.

„Binnengewässer führen leider noch immer die Ertrinkungsstatistiken an, denn sie werden in den seltensten Fällen von Rettungsschwimmern bewacht. Das Risiko, zu ertrinken, ist hier deutlich höher. Wir stehen Kommunen und Landkreisen weiterhin mit Gefahrenexpertise und Rettungsschwimmern zur Verfügung, man muss nur auf uns zukommen“, sagte Achim Haag, Präsident der DLRG. Ein schlichtes Badeverbotsschild halte die wenigsten davon ab, ins Wasser zu gehen. In Schwimmbädern hätten mit 29 Badegästen vergleichsweise wenige den nassen Tod gefunden.

Die Anzahl der Opfer ist 2018 insgesamt um 19,8 Prozent auf 504 gestiegen. Der Sommer im Jahr 2018 setzte bereits im April ein, und ab da seien die Ertrinkungszahlen sukzessive angestiegen, erklärte die DLRG. Viele Menschen hätten sich bei schönstem Wetter nach Abkühlung gesehnt und seien oft zu sorglos ins Wasser gegangen. Das hätten vor allem die Monate Juni und Juli bewiesen, in denen allein 212 Menschen im Wasser ums Leben kamen – 42 Prozent der Gesamtzahl. Andere Gründe seien erneut auch Alkoholmissbrauch und Selbstüberschätzung.

Die tödlichen Unfälle an Nord- und Ostsee haben sich im Vergleich zu 2017 um drei Fälle reduziert. An den Küsten zwischen Borkum und Usedom starben 25 Menschen (vier in der Nord- und 21 in der Ostsee), davon viele beim Segeln oder Angeln – „ein weiterer Indikator dafür, dass sich die ehrenamtliche Arbeit der Rettungsschwimmer auszahlt und dem Zentralen Wasserrettungsdienst Küste eine hervorragende Leistung bescheinigt“, sagte Haag. Dahingegen ist die Zahl der Todesfälle in Schwimmbädern gestiegen. 2018 verzeichnete die DLRG-Statistik 29 (2017: 12) Opfer in Frei-, Hallen- und Naturbädern. In privaten Swimmingpools ertranken zwei Menschen.

Im Geschlechtervergleich liegt der Anteil der Frauen bei rund 18 Prozent, Männer bildeten abermals die Risikogruppe. „Das lässt sich meist auf Leichtsinn, Risikobereitschaft und Selbstüberschätzung zurückführen“, so Pressesprecher Wiese.

Besonders vom Ertrinken betroffen seien nach wie vor Ältere. In der Altersklasse ab 55 Jahren ertranken 203 Menschen, das sind 40,3 Prozent der Gesamtzahl, im Vorjahr waren es noch 29,2 Prozent. Negativ seien auch die Ergebnisse bei den jungen Menschen ausgefallen. Elf Kinder im Grundschul- und 15 im Vorschulalter ertranken im Wasser.

Eine besondere Risikogruppe bildeten weiterhin auch die Flüchtlinge. Im vergangenen Jahr ertranken 33 Asylsuchende, die so gut wie alle Nichtschwimmer waren. Die DLRG habe hier bereits gehandelt und die Baderegeln in über 25 Sprachen übersetzt, heißt es weiter.

Wie in den Vorjahren ertranken die meisten Menschen in Bayern. Im Freistaat kamen 89 Personen ums Leben. Auf Rang zwei liegt Nordrhein-Westfalen mit 63, gefolgt von Niedersachsen (61) und Baden-Württemberg (62) sowie Hessen (36) und Mecklenburg-Vorpommern (31).

Petition für Bädererhalt

DLRG-Präsident Haag erklärte, hier sei vermutlich auch ein Zusammenhang mit der zurückgehenden Schwimmfähigkeit und den anhaltenden Bäderschließungen in Deutschland zu sehen. Seit Jahren kritisiert die DLRG immer wieder die sich verschlechternden Rahmenbedingungen für die Schwimmausbildung. Immer mehr Schwimmbäder schlössen oder würden in so genannte Spaßbäder umfunktioniert, in denen an Schwimmausbildung nicht mehr zu denken sei. In der Folge würden Wartezeiten für Schwimmkurse länger. „Wir müssen Bäder erhalten, Bäder bauen und nicht wegrationalisieren. Schließungen gehen zu Lasten der Wassersicherheit der Bevölkerung und bezahlbarer sozialer Angebote“, mahnte Haag.

Die möglichen Folgen seien schon jetzt absehbar: Rund 60 Prozent der Zehnjährigen seien keine sicheren Schwimmer. Bereits 25 Prozent der Grundschulen hätten keinen Zugang mehr zu einem Schwimmbad – oder müssten zum Teil lange Wege auf sich nehmen.

Vor diesem Hintergrund hat die DLRG unter dem Titel „Rettet die Bäder“ eine bundesweite Online-Petition ins Leben gerufen, um auf das Thema aufmerksam zu machen und dem anhaltenden Negativtrend entgegenzuwirken. Mindestens 50.000 Unterschriften seien das Ziel, damit diese direkt an den Petitionsausschuss des Deutschen Bundestags weitergereicht würden. Alle weiteren Informationen dazu unter www.rettet-die-baeder.de.

(Quelle: DLRG)


  • Rettungsschwimmer leisten wertvolle ehrenamtliche Arbeit . Foto: picture-alliance
    Rettungsschwimmer leisten wertvolle ehrenamtliche Arbeit . Foto: picture-alliance