DOSB plant mit über 400 Athleten für London

367 Tage vor dem Auftakt der Olympischen Spiele in London (27. Juli

2012) stecken Deutschlands Athleten mitten in den Qualifikationswettkämpfen.

Deutsche Olympiateilnehmer von Peking 2008 bei einer Autogrammstunde. Foto: picture-alliance
Deutsche Olympiateilnehmer von Peking 2008 bei einer Autogrammstunde. Foto: picture-alliance

„Derzeit sieht es so aus, als würde die Deutsche Olympiamannschaft 400 plus X Sportlerinnen und Sportler umfassen“, sagt DOSB-Präsident Thomas Bach anlässlich des am Mittwoch startenden Ein-Jahres-Countdowns. „Wir werden voller Optimismus nach London reisen und verfolgen das Ziel, unseren Platz in der Weltspitze der besten Nationen erfolgreich zu verteidigen“, so der Olympiasieger im Fechten von 1976. Vor drei Jahren in Peking hatte die damals 440-köpfige Olympiamannschaft mit 16 Gold-, 10 Silber- und 15 Bronzemedaillen im Medaillenspiegel Platz fünf hinter China, den USA, Russland und Großbritannien belegt.

Die größten Hoffnungen ruhen auf den Mitgliedern des DOSB-Olympia-Top-Teams 2012, dem aktuell 164 Athleten aus Einzelsportarten angehören. Darunter sind in Schwimmerin Britta Steffen, Triathlet Jan Frodeno, der Modernen Fünfkämpferin Lena Schöneborn, den Fechtern Britta Heidemann und Benjamin Kleibrink, Mountainbikerin Sabine Spitz, Judoka Ole Bischof und Gewichtheber Matthias Steiner acht Einzel-Olympiasieger von Peking sowie zahlreiche Welt- und Europameister. „Die Mitglieder des Olympia-Top-Teams 2012 gehören zur absoluten Weltspitze und streben in London olympisches Edelmetall an“, erklärt DOSB-Generaldirektor Michael Vesper, der bei den Spielen der XXX. Olympiade in London wie schon in Peking Chef de Mission sein wird.

Erste Testwettkämpfe in London

Während die Athleten weltweit um die Olympiaqualifikation kämpfen, geht in London die Vorbereitung der Spiele mit ersten Testwettkämpfen weiter. „Es läuft alles reibungslos. Mein Freund und früher Kollege aus der IOC-Athletenkommission, Lord Sebastian Coe, leistet mit seinem Team exzellente Arbeit. Ich erwarte ein großartiges Fest in britischer Sporttradition, bei dem die Athletinnen und Athleten beste Bedingungen vorfinden werden “, sagt Thomas Bach, der als IOC-Vizepräsident in den Sitzungen der IOC-Exekutive regelmäßig über den Organisationsstand informiert wird und sich erst im April während der Messe SportAccord vor Ort ein Bild machen konnte.

Auch das DOSB-Organisationsteam um Michael Vesper besuchte in den vergangenen Wochen bereits ein halbes Dutzend Mal die Olympiastadt. „Dabei konnten wir das Olympische Dorf und die fußläufig erreichbaren zentralen Wettkampf- und Veranstaltungsstätten im Olympiapark in Augenschein nehmen. Alles wirkt sehr kompakt“, berichtet Vesper, der mit DOSB-Leistungssportdirektor Ulf Tippelt vom 9. bis 12. August am Chef-de-Mission-Seminar in London teilnehmen wird.

Fan-Fest im Deutschen Haus

Bereits in Planung ist das Deutsche Haus. Der Treffpunkt für die deutschen Sportler sowie Wirtschaftspartner, Politik und Medien wird am 26. Juli 2012 im Museum of London Docklands (MoLD) eröffnet. „Mit dem Museum of London Docklands haben wir eine einzigartige Location gefunden, die während des sportlichen Großereignisses auch kulturellen Genuss verspricht. Ich freue mich darauf, in diesem geschichtsträchtigen Haus unsere Gäste willkommen zu heißen“, sagt Thomas Bach.

Das Deutsche Haus wird in London eine bedeutende konzeptionelle Erweiterung erfahren: das Fan Fest. Diese Ergänzung des bisherigen Hospitality-Bereiches um einen offiziellen öffentlichen Teil während der 16-tägigen Wettkämpfe trägt der zunehmenden öffentlichen Aufmerksamkeit für die Olympiamannschaft Rechnung. Ein Beispiel dafür und zugleich beeindruckendes Signal für das neue Selbstbewusstsein als Team war im vergangenen Jahr auch die Willkommensfeier für das Vancouver-Team vor vielen Tausend begeisterter Fans auf dem Münchner Marienplatz.

Mit dem "Deutsches Haus Fan Fest" findet die Sportbegeisterung nun einen Anlaufpunkt innerhalb des erfolgreichen Konzepts Deutsches Haus – für nationale und internationale Gäste gleichermaßen. Michael Vesper ist sich sicher, dass das Fan Fest auch für die Athleten ein Riesenerlebnis wird: „Sie werden es genießen, hier mit ihren Fans zusammenzukommen und gemeinsam zu feiern.“ Die Botschaft des nationalen Sports eröffne darüber hinaus die Möglichkeit, Begeisterung und Gastfreundschaft des Sportlands Deutschland an die jeweiligen Austragungsorte der Olympischen Spiele zu tragen.

Das Deutsche Haus liegt im Herzen des historischen Londoner Hafens; die meisten Sportstätten sind weniger als zehn Kilometer entfernt. Hier werden die täglichen Pressekonferenzen der Olympiamannschaft stattfinden.

Übernachten werden die Gäste der Olympiamannschaft auf dem Deutschen Schiff London 2012, der MS Deutschland, die in den West India Docks vor Anker gehen und damit vom Deutschen Haus in wenigen Minuten zu Fuß erreichbar sein wird. Der als „Traumschiff“ bekannte und mit Fünf Sternen ausgezeichnete Ozeanriese hatte erst vor wenigen Tagen die enge Einfahrt in das Hafenbecken erstmals erfolgreich ausprobiert.

Nie gab es größere Konkurrenz für die deutschen Athleten

Die deutschen Athleten kämpfen derweil in aller Welt um die Quotenplätze für Olympia. Für eine Berufung in die Olympiamannschaft gelten in Deutschland die Nominierungsgrundsätze und die sportartspezifischen Nominierungskriterien, die vom DOSB-Präsidium bereits verabschiedet und auf der DOSB-Homepage in der Rubrik Olympia veröffentlicht worden sind. Dabei sind die vom DOSB in Zusammenarbeit mit den Fachverbänden aufgestellten Normen an der Endkampfchance orientiert.

„Es ist weltweit niemals zuvor soviel Geld und soviel Know-how in den Spitzensport investiert worden wie derzeit“, erklärt Thomas Bach: „Nie gab es größere Konkurrenz als heute.“ So gewannen in Peking die Rekordzahl von 85 Nationen Medaillen, nachdem es vier Jahre zuvor in Athen noch 74 waren. „Der Anspruch Olympias ist die Globalität. Deshalb begrüße ich diese Entwicklung sehr. Als DOSB-Präsident wünsche ich mir natürlich, dass die deutsche Olympiamannschaft trotzdem ihre Ziele erreichen kann. Daran arbeiten wir gemeinsam mit unseren Verbänden sehr intensiv“, erklärt Bach.

Für den DOSB zählen im Kampf um eine vordere Platzierung im Medaillenspiegel allerdings nur saubere Siege. „Bei Doping gilt null Toleranz“, sagt Bach. So müssen die Sportler erneute eine Athletenvereinbarung unterschreiben, in der sie sich zum dopingfreien Sport bekennen. Trainer und Betreuer müssen eine Ehren- und Verpflichtungserklärung unterzeichnen.

Insgesamt werden in London in 26 Sportarten in 34 Wettkampfstätten 302 Goldmedaillen vergeben. 10.500 Athletinnen und Athleten aus mehr als 200 NOKs kämpfen darum. Maximal wäre es einem Land unter Ausschöpfung aller Startgelegenheiten möglich, 736 Sportler für die Spiele zu nominieren. Erstmals ist auch das Frauen-Boxen olympisch. 21.000 Journalisten kommen, um über die Spiele zu berichten. 8,8 Millionen Eintrittskarten stehen für Fans zur Verfügung, der größte Teil ist jedoch schon vergriffen. Allein für die 6,6 Millionen Tickets in der ersten Verkaufsrunde gab es 22,5 Millionen Anfragen von 1,9, Millionen Menschen. London ist die erste Stadt, die nach 1908 und 1948 bereits zum dritten Mal Gastgeber für Olympische Spiele ist. 70.000 Volunteers werden im Einsatz sein, mehr als 240.000 Menschen hatten sich als freiwillige Helfer beworben. 1948 an gleicher Stelle waren übrigens erstmals freiwillige Helfer im Einsatz.

Nominiert wird die deutsche Olympiamannschaft im kommenden Jahr durch das DOSB-Präsidium an drei Terminen: am 31. Mai 2012, am 21. Juni 2012 und am 4. Juli 2012 – jeweils in Frankfurt/Main. Bereits benannt sind Thomas Bach und die DOSB-Vizepräsidentin Leistungssport, Christa Thiel, als Delegationsleiter. Zur Delegationsleitung zählen darüber hinaus die in London anwesenden DOSB-Präsidiumsmitglieder. Michael Vesper ist wie in Peking Chef de Mission, Dr. Bernd Wolfarth (München) Leitender Mannschaftsarzt und Klaus Eder (Donaustauf) Leitender Physiotherapeut.


  • Deutsche Olympiateilnehmer von Peking 2008 bei einer Autogrammstunde. Foto: picture-alliance
    Deutsche Olympiateilnehmer von Peking 2008 bei einer Autogrammstunde. Foto: picture-alliance