DOSB-Präsident Bach will rückhaltlose Aufklärung

DOSB-Präsident Thomas Bach nimmt im Interview mit der DOSB-Presse zu den anonymen Vorwürfen gegen deutsche Biathleten Stellung und fordert Fakten.

Durch eine anonyme Anzeige sind Biathleten ins Visier von Ermitlungen wegen Dopings geraten. Copyright: picture-alliance
Durch eine anonyme Anzeige sind Biathleten ins Visier von Ermitlungen wegen Dopings geraten. Copyright: picture-alliance

Herr Bach, am vergangenen Wochenende hat eine anonyme Anzeige für Aufsehen gesorgt, wonach unter anderem auch einige deutsche Spitzen-Biathleten mit der Blutbank in Wien in Verbindung gebracht wurden. Wie beurteilen Sie diese Anzeige?  

Thomas Bach: Es stimmt mich sehr nachdenklich, wie mit einer bloßen anonym erstellten Namensliste Athletinnen und Athleten derart an den Pranger gestellt werden. Da außer der Liste keine nachprüfbaren Fakten veröffentlicht wurden, ist es für die Sportler sehr schwer darauf zu reagieren. Die Ausweitung ihrer bereits vor Wochen abgegebenen eidesstattlichen Versicherung ist unter diesen Umständen der richtige Schritt. Diese eidesstattlichen Versicherungen haben zunächst mehr Glaubwürdigkeit als ein anonymes Schreiben.  

Klarheit kann aber nur durch Kenntnis der Fakten erreicht werden. Daher wollen wir rückhaltlose Aufklärung. Deshalb fordere ich den Anonymus auf, sich öffentlich zu bekennen und die Fakten darzulegen. Gleichzeitig fordern wir jeden auf, der konkrete Informationen besitzt, diese den deutschen Strafverfolgungsbehörden, der NADA, dem DSV oder dem DOSB zur Verfügung zu stellen, damit Ermittlungen voran getrieben werden können. Zu diesen Personen zählen wir auch Journalisten, die, wie ihre Berichterstattung vermuten lassen könnte, tiefer gehende Informationen haben. Sollten die Ermittlungen zu dem Ergebnis führen, dass Athleten in die Affäre verstrickt sind, dann gilt unsere Null-Toleranz-Politik. 

Halten sie es denn grundsätzlich für möglich, dass deutsche Wintersportler zu den Kunden der Blutbank gehörten? 

Thomas Bach: Mit Spekulationen ist niemand gedient. Der DOSB wird sich nicht daran beteiligen, das Gift des Generalverdachts weiter zu verbreiten. Für uns zählen die Fakten. Deshalb vertrauen wir darauf, dass die übergroße Mehrheit unserer Athletinnen und Athleten mit fairen Mitteln um den Sieg kämpft. Die Athleten ihrerseits unternehmen große Anstrengungen zugunsten ihrer Glaubwürdigkeit, bis hin zu lückenlosen Informationen über ihren jeweiligen Aufenthaltsort und eben jetzt in dieser Situation sogar eidesstattliche Versicherungen, deren Unwahrheit sogar zu Gefängnisstrafen führen könnte. Aufgrund einiger Erfahrung aus meiner Tätigkeit als Vorsitzender einer Vielzahl von IOC-Disziplinarkommissionen hoffe ich jedoch auf eine rasche und lückenlose Aufklärung der Angelegenheit.  

Wie bewerten sie die Ankündigungen des Deutschen Ski-Verbandes, mit juristischen Schritten gegen die Anschuldigungen vorgehen zu wollen? 

Thomas Bach: Der DSV hat damit einen wichtigen und richtigen Schritt zur Aufklärung getan, den ich sehr begrüße. Ich vertraue darauf, dass die Ermittlungen nun schnell Ergebnisse bringen. Sowohl von IOC- als auch von DOSB-Seite sind wir in engem Kontakt mit der österreichischen Regierung in Person des zuständigen Staatssekretärs im Bundeskanzleramt. Auch dort ist der Wunsch nach schneller und umfassender Aufklärung deutlich.


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