DOSB-Präsident nimmt Sportärzte in die Pflicht

Bei der Eröffnung des 40. Sportärztekongresses der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP) in Köln dankte DOSB-Präsident Thomas Bach, für Maßnahmen zur Gewährleistung betrugsfreier Leistungen.

Besonderes Lob fand er für die Anti-Doping-Erklärung der DGSP, die sich auf einer Linie mit dem im Dezember des letzten Jahres vom DOSB verabschiedeten Anti-Doping-Maßnahmenkatalog befindet. Die noch bis Samstag (29.09.) in der Domstadt unter dem Kongress-Motto „Sportmedizin zwischen Leistungssport und klinischer Medizin“ versammelten ca. 1200 Ärztinnen und Ärzte rief Bach dazu auf, sich von Medizinern, die das ärztliche Ethos verletzen, zu distanzieren

Bach mahnte Ärzte und Mediziner eindringlich davor, ihre klinischen und pharmakologischen Kenntnisse zur medikamentösen Leistungsverbesserung einzusetzen. „In den vergangenen Monaten mussten wir auf internationaler wie nationaler Ebene feststellen, dass Ärzte Doping mit erschreckenden, abstoßenden und teilweise mafiösen Methoden geradezu orchestrieren. Doping ist aber weder mit dem Arztberuf noch mit dem Sport vereinbar“, sagte Bach. Es sei eine Pervertierung des ärztlichen Ethos, wenn Ärzte ihre Kenntnisse zur medikamentösen Leistungssteigerung von Sportlern missbrauchen: „Sie treten damit die Basis ihrer eigenen Tätigkeit mit Füßen“.

„Mit großer Sorge sehe ich die aus meiner Sicht viel zu große Zahl von „Therapeutisch Indizierten Ausnahmegenehmigungen“ zur Einnahme von Medikamenten durch Spitzensportler. In vielen Bereichen überschreitet der Anteil der Spitzensportler, die eine dafür notwendige Erkrankung angeben bei  weitem den Anteil der Durchschnittsbevölkerung. Das ist absolut inakzeptabel“, kündigte der DOSB-Präsident zugleich die Unterstützung einer Initiative des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) gegen den Missbrauch dieser Ausnahmegenehmigungen. „Wir wollen volle Transparenz in diesem Bereich und strengere Begutachtung auch durch unabhängige Dritte. Wir appellieren aber ebenso an die DGSP und Sie alle, hier besondere Sorgfalt walten zu lassen und ihrer ärztlichen Verantwortung gerecht zu werden“, sagte Bach.

Der DOSB-Präsident warnte zugleich vor zivil- und strafrechtlichen Konsequenzen und dem möglichen Entzug der Approbation. Die DGSP lobte er in diesem Zusammenhang für beispielhafte Richtlinien und die Bildung eines Ehrenrats. Der DOSB habe im Schulterschluss mit dem Staat und der DGSP darüber hinaus neue sportrechtliche Voraussetzungen geschaffen, manipulierende Ärzte zu sanktionieren. Dazu zählt u.a. auch eine strafbewehrte Verpflichtungserklärung, in der Sportärzte vor der Nominierung für das Betreuerteam der Olympiamannschaft Peking 2008 erklären müssen, nie im Zusammenhang mit Doping gestanden zu haben und bei der Betreuung von Aktiven auch künftig auf den Einsatz von verbotenen Substanzen und Techniken zu verzichten.

„Über alle dem darf nicht vergessen werden wie wichtig die Unterstützung der Mediziner bei der Heilung von Sportverletzungen oder bei der Gesundheitsvorsorge ist“, würdigte der DOSB-Präsident und IOC-Vizepräsident die DGSP für die Fort- und Weiterbildungen von Ärzten und die Betreuung von Breiten- und Spitzensportlern. Sport zähle zu den wirksamsten „Medikamenten“ bei der Behandlung fast aller chronischen Erkrankungen. Er vermittele Spaß und Freude an der Bewegung, Wohlbefinden nach körperlicher Anstrengung und gemeinsames Erleben in der Gesellschaft Gleichgesinnter.


Sportmedizinischem Denken und Handeln müsse verstärkt auch der Weg in die Kliniken geebnet werden, in denen Trainer und geschulte Physiotherapeuten noch zu selten seien und in denen, wie DGSP-Präsident Prof. Dr. Herbert Löllgen bedauerte, „noch viel zu oft Bettruhe statt Bewegung verordnet wird“.

Die Leistungen der Sportvereine und der Sportärzte zu Gesundheit und Wohlbefinden der Bevölkerung müssten von Politik und Gesellschaft künftig durch eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für ihre Arbeit erleichtert werden, mahnte Dr. Bach: „Nicht allein das in der Diskussion befindliche Präventionsgesetz bietet dafür eine gute Chance. Auch eine Verankerung des Sports im Grundgesetz kann den Stellenwert des Sports und die Handlungsmöglichkeiten der Vereine und Verbände vor dem Hintergrund großer demographischer Herausforderungen maßgeblich schützen und verbessern!“

Die enge Verbindung zwischen organisiertem Sport und der Ärzteschaft diene dem Wohle von Millionen von Menschen, denen Sport ein Stück Lebensqualität bedeutet. Weder Leistungssport noch Sportentwicklung seien ohne ärztliche Betreuung denkbar. Allein dies sei Grund genug für eine weitere enge Zusammenarbeit zwischen DOSB und DGSP.