Was ist das? Groß und blau, vier Räder und Solarzellen auf dem Dach. 30 Sportvereine und Sportstandorte unterschiedlicher Art in Berlin können darauf jetzt präzise antworten: Der Energiebus. Er war visueller und materieller Ausdruck eines Projektes des Berliner Landessportbundes, das dieser gemeinsam mit dem Energieversorger Vattenfall verantwortete. Das Projekt, dass sich Peter Hahn, LSB-Referent für Sportentwicklung, einfallen ließ, stand unter der Überschrift „Energieeffizienz für Sportvereine“ und sollte Antworten auf die wichtige Frage geben: Wie können Berliner Sportvereine ihre Energiekosten reduzieren?
Das Projekt begann am 12. April beim ältesten Hauptstadt-Sportverein Turngemeinde in Berlin (TiB). Seitdem war der Bus unterwegs, klapperte bis zum 17. Juni verschiedene Stationen ab: Sporthallen und Sportplätze, mit Sportschule und „Haus des Sports“ auch LSB-Objekte selbst, und natürlich Vereine, vor allem die, die auf ihren Anlagen ein Gebäudemanagement zu bewerkstelligen haben. Sechsmal fand sich Rudern in der Liste, viermal Segeln, fünfmal waren es Mehrsparten-, viermal auch Tennisvereine. Den Abschluss der Tour bildete am 17. Juni der Stopp im Landesleistungszentrum des Berliner Ruderverbandes mit Resümé, Bilanz und Ausblick zugleich.
"Gretchenfrage" für 2.000 Vereine
Der Name des LSB-Projekts klinge zunächst einmal nicht sonderlich spektakulär, gab LSB-Präsident Klaus Böger bei der Finalveranstaltung zu. „Man kommt bei diesem Thema nicht automatisch auf die Idee, es mit dem organisierten Sport zu verbinden“. Dabei, so fügte er an, sei es doch „eine Gretchenfrage für alle 2.000 Vereine des LSB“. Deshalb, so Böger, sei es gut, dass es beim LSB Leute gegeben habe, die abseits der ausgetretenen Pfade des im Sport durchaus verbreitetem Statistik- und Ergebnisdenkens, eben doch die Idee hatten, besagtes Thema mit dem Vereinssport zu verbinden. Und die im Energieunternehmen Vattenfall einen engagierten und kreativen Kooperationspartner fanden.
An den 30 Stationen, die der Energiebus im Aktionszeitraum anfuhr, wurde zielbestimmt und kreativ nach bislang vernachlässigten Möglichkeiten gesucht, gerade in Zeiten knapper werdender Kassen aus dem Vorhandenen so viel wie möglich und mehr als bisher zu machen. Am Ende des Bus-Besuchs erhielt jeder das von den Energieberatern verfasste Resümee in bilanzierender Form, das für die Vereine entsprechende Schlüsse ermöglicht.
Oft, so die Experten, habe schon die Bestandsaufnahme mit ihrer „energetischen Grobanalyse“ diverse Mängel mit erheblichem Sparpotenzial gezeigt, „mit deren Beseitigung gut und gerne mehrere Zehntausend Euro pro Jahr zu sparen sind“. Das seien Größenordnungen, über die man im nicht auf Rosen gebetteten organisierten Sport, nicht hinwegsehen sollte. Generell sei in nahezu allen Vereinen 5-15 Prozent Potenzial zur Kostenreduzierung vorhanden, das ohne oder nur mit geringen Investitionen erschlossen werden könne. „Die meisten Maßnahmen sind für gar kein oder sehr kleines Geld sofort umsetzbar“, sagte Vattenfalls Leiter Kommunikation Berlin Reinhold Buttgereit.
Energiesparziel erreicht
„Wir dürfen konstatieren, dass das Ziel, konkrete Sparmöglichkeiten aufzuzeigen, auf jeden Fall erreicht wurde“, bilanzierte LSB-Präsidialmitglied Uwe Hammer. Er fand zudem überaus erfreulich, dass sich die Wirkung der Aktion nicht nur unmittelbar vor Ort bei den Vereinen und anderen Sportstandorten umsetzte. „Alles in allem haben 1.850 Einzelpersonen den Energiebus besucht und sich beraten lassen, wo sie in ihrem ganz normalen Alltag sparen können. Das zeigte, dass das Projekt genau ins Schwarze traf.“
Bei den 30 beteiligten Berliner Sportvereinen wurden 6.500 Megawattstunden Einsparpotenzial pro Jahr ermittelt. Dies entspricht einem verminderten CO² Ausstoß von bis zu 3,5 Tonnen jährlich. Damit lässt sich eine sechsstelligeSumme sparen. Beim Landessportbund soll Energieeffizienz deshalb auf der Agenda bleiben. LSB-Präsident Klaus Böger kündigte die Schaffung eines Umweltpreises an, mit dem weitere Initiativen zur Sache angeregt werden sollen. „Von der noch verbreiteten Haltung, das haben wir schon immer so gemacht, müssen wir uns lösen“, sagte er. „Natürlich haben wir bereits vorher über zu verbessernde Dinge nachgedacht“, hatte Joachim Stahr, Vorstand für Liegenschaften bei der Turngemeinde in Berlin (TiB) schon Mitte April beim Auftakt festgestellt. „Aber die Entscheidung, wie diese umzusetzen sind und wie es konkret weiter geht, die ist jetzt einfacher geworden.“