Europäisches Jahr der Erziehung durch Sport fördert 21 Bildungsprojekte

Insgesamt 21 deutsche Projekte erhalten im Europäischen Jahr der Erziehung durch Sport 2004 (EJES) Fördermittel der Europäischen Union für Maßnahmen, durch die junge Menschen den besonderen Wert des Sports für die Persönlichkeitsentwicklung und für die Ausbildung sozialer Fähigkeiten erfahren. Nachdem in den beiden ersten Vergabenrunden zwölf Projekte den Zuschlag erhielten, wurden in der dritten und letzten Runde noch einmal 13 deutsche Förderanträge von der EU-Kommission bewilligt.

Mit 25 geförderten Projekten und der Gesamtfördersumme von 555.000 Euro nimmt Deutschland im europäischen Vergleich die Spitzenposition ein. Darüber hinaus sind deutsche Organisationen noch an zehn weiteren europaweit ausgerichteten Projekten beteiligt. Die Projekte machen auf ganz unterschiedliche Art deutlich, wie „Erziehung durch Sport“ zu verstehen ist und wie breit gefächert die Möglichkeiten des Sports im Sinne der Erziehung sind.

 

 

 

Das Europäische Jahr der Erziehung durch Sport 2004

 

 Nachfolgend fünf Beispiele aus der dritten Vergaberunde: An sozial benachteiligte Jugendliche richtet sich eine innovative Maßnahme des Fan-Projekts Dortmund unter dem Titel „BVB-Learning Centre“. Die angesprochenen Jugendlichen vereint die große Begeisterung für den Fußball, sie sind jedoch in anderen kulturgestaltenden Bereichen wie Multimedia und Internet auf Grund sozialer und ökonomischer Defizite stark benachteiligt. Doch der kompetente Umgang mit den Neuen Medien ist inzwischen zentrale Voraussetzung für die Orientierung in und die politische Teilhabe an unserer Gesellschaft.

 

Basierend auf der starken Identifikation mit Borussia Dortmund bietet das Fan-Projekt eine spielerisch-kreative Zugangsmöglichkeit in die neuen Medienwelten: Direkt in Stadionnähe können die Jugendlichen das von Mitarbeitern des Fan-Projekts geführte „BVB-Learning Centre“ besuchen und bei „ihrem“ Verein erste Erfahrungen mit den neuen Medien machen. Die Jugendlichen werden per Bus aus den Stadtteilen abgeholt und erhalten vom einem Schulungsteam einen Computer- und Internet-Einführungskurs. Die erworbenen Fähigkeiten können bei einem offenen Angebot angewendet und verfestigt werden. Außerdem werden Weiterqualifikationen bei Partnerorganisationen aus dem Bildungsbereich angeboten.

 

 

Mit Hilfe des Projektes „Bündnis pro Bewegung“ sollen im Landkreis Rügen nachhaltige Strukturen für die Integration behinderter und chronisch kranker Kinder und Jugendlicher in den Breitensport geschaffen werden. Hierfür werden in einer Projektgruppe drei Schulen, zwei Sportvereine, der Kreisportbund und ein Träger der Kinder- und Jugendsozialarbeit unter der Federführung der Fachklinik Christliches Jugenddorfwerk Garz vereint. Die Projektpartner initiieren und begleiten den Aufbau von Sportgruppen in unterschiedlichen, kindgerechten und dem aktuellen Trend entsprechenden Sportarten. Dabei nimmt die Integration von behinderten und chronisch kranken Kindern eine besondere Rolle ein. Geschulte Übungsleiter bauen die Sportgruppen inhaltlich so auf, dass eine Differenzierung nach den besonderen individuellen Voraussetzungen jedes einzelnen Kindes möglich ist, aber trotzdem die Gemeinschaft der Sportgruppe und das für Kinder wichtige gemeinsame Streben nach Erfolgen im sportlichen Wettstreit erhalten bleibt.

 

 

Das von der Sportjugend im Landessportbund Nordrhein-Westfalen initiierte Projekt „Eight Columns“ ist eine integrative transnationale Maßnahme für Jugendliche zwischen 16 und 19 Jahren aus Polen, Tschechien, Großbritannien, Spanien und Deutschland. Im Rahmen eines Jugendlagers in Griechenland während der Olympischen Spiele 2004 werden den Jugendlichen in Workshops die ideellen Werte des Sports sowie zentrale zukunfts- und gesellschaftsorientierte Kompetenzen vermittelt. Schwerpunkte sind dabei die Integration von behinderten Menschen und die Vermittlung der olympischen Ideale. Eine zentrale institutionelle Neuheit bildet bei „Eight Columns“ das „transnationale Projekt-Parlament“, in dem behinderte und nichtbehinderte Vertreterinnen und Vertreter aller teilnehmenden Nationen die Planung und Umsetzung der Maßnahme beeinflussen können.

 

 

Ausgangsthese des vom Europäischen Bildungswerk ESTA geleiteten Projekts „Sport und Medien im EJES“ ist die Feststellung, dass die umfangreichen positiven Auswirkungen durch Sport und Bewegung nur dann erreicht werden, wenn Schülerinnen und Schüler ausreichend Möglichkeiten haben, das im Sport Erlebte auch zu reflektieren. Ein neues, unter Mitarbeit der Universitäten in Wuppertal, Dortmund und Bochum konzipiertes Lernarrangement soll über die Kombination aus klassischem Schul(sport-)unterricht und Neuen Medien neue Reflexionsmöglichkeiten gewährleisten. Nachdem Lehrkräfte in Informationsveranstaltungen über das Lehr- und Lernarrangement und das Projekt informiert sind, wird es mit 30 Schulklassen im Herbst 2004 in Nordrhein-Westfalen durchgeführt. Die Klassen bearbeiten in Praxis und Theorie innerhalb von sechs Wochen Themen aus den Bereichen Sport und Neue Medien. Die Ergebnisse werden auf der Projekthomepage www.sport-und-medien.info präsentiert und eine Fachjury prämiert, die besten Präsentationen. Auf Basis einer begleitenden Evaluation sollen Projekt und Ergebnisse in Fachmedien publiziert werden.

 

 

Der Deutsche Sportbund hat die Federführung beim Projekt „Education in Elite Sport in Europe“ (EESE). Es entwickelt den transnationalen Austausch von Erkenntnissen und Entwicklungspotenzialen für einen möglichst reibungslosen parallelen Verlauf von Sportkarriere und Bildungslaufbahn junger Leistungssportlerinnen und -sportler. Deren besondere Situation ist u.a. durch die Problematik hoher und über das Jugend- und junge Erwachsenenalter zunehmender zeitlicher Anforderungen sowohl der Bildungs- als auch der Sportlaufbahn gekennzeichnet. In vielen europäischen Ländern wird die Kooperation zwischen Leistungssport- und Bildungseinrichtungen als zentrale Aufgabe gesehen, um jungen Sportlerinnen und Sportlern optimale Bedingungen für ihre „duale Karriere“ zu gewährleisten. Von einem weiteren und vertieften internationalen Austausch über ein durch das EESE-Projekt aufgebautes Netzwerk werden wertvolle Anregungen erwartet. Hauptziele von EESE sind ein Beitrag zur Erweiterung von Entwicklungspotenzialen in bestehenden Kooperationen zwischen Leistungssport und Bildung sowie das Herauskristallisieren von vorbildlichen Praxis-Beispielen.

 

Federführend bei der deutschlandweiten Umsetzung des EJES ist das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Bei der Deutschen Sportjugend ist die Nationale Koordinierungsstelle ansässig, die unter www.ejes2004.de im Internet umfassend über das Jahr informiert und dort auch alle geförderten Projekte vorstellt.