EYOF: Goldener Donnerstag für das deutsche Team in Utrecht

Gleich zweimal hieß es am vierten Wettkampftag in Utrecht „Gold für Deutschland“. Drei deutsche Ballsportmannschaften verloren im Halbfinale.

Kim Janas (l.) freut sich über die Silbermedaille im Turn-Mehrkampf. Foto: OK Utrecht
Kim Janas (l.) freut sich über die Silbermedaille im Turn-Mehrkampf. Foto: OK Utrecht

Der Donnerstag begann mit zwei siebten Plätzen für das Judo-Team durch Elias Frank (TSV Altenfurth/ bis 73 Kilogramm) und Gabriel Berg (TSV Bayer 04 Leverkusen/ bis 81 Kilogramm). Der große Wurf aber gelang Giovanna Scoccimarro vom MTV Vorsfelde in der Klasse bis 70 Kilogramm. In einem engen Finale besiegte sie Brigita Matic aus Kroatien mit Shido. „Die Siegerehrung war echt cool. Ein bisschen wie bei Olympischen Spielen“, berichtete Scoccimarro nach ihrem Sieg. „Die Stimmung in der Halle war toll. Die Anfeuerungen der Teamkolleginnen unterstützen einen sehr.“ Jennifer Vogel (JC 90 Frankfurt/Oder) mochte sich nicht festlegen, ob Zuschauen oder selber Kämpfen nervenaufreibender ist. „Beides ist anstrengend. Man kämpft auch mit den anderen immer mit“, erklärte sie. Und Jana Bauernfeind (SV Neuhaus), die am Freitag die deutschen Farben vertreten wird, gab zu: „Als Giovanna gewonnen hat, hätte ich auch fast geheult.“

Ein goldener Tag wurde es auch für Radsportler Leo Appelt (RC Langenhagen). Im Straßenrennen ließ er auf dem engen und kurvigen Rundkurs „Het Lint“ nach knapp zwei Stunden alle Konkurrenten hinter sich und krönte seinen Ausreißversuch mit der Goldmedaille. Drei Runden vor Schluss war Appelt mit einem Holländer dem großen Feld enteilt. "Wichtig war, dass die beiden sich einig waren. Sie kennen sich auch schon von Rennen in Deutschland", erklärte Teamleiter Josef Schüller. "Es ging sehr fair zu, kurz vor dem Ziel haben sie sich die Hand gegeben und Glück für den Sprint gewünscht." Appelt selbst war nach dem Sieg überglücklich. "Kurz vor dem Ziel war ich eigentlich schon mit Silber zufrieden. Ich dachte, der Holländer gewinnt den Sprint aus dem Windschatten heraus", berichtete er. "Aber durch den Gegenwind auf der Zielgerade kam er dann nicht mehr vorbei und dann habe ich das Ding durchgezogen und gewonnen."  Im Hauptfeld zog Dorian Lübbers (RG Paderborn) den Sprint für Patrick Haller (RSC Ingolstadt) an, der als Zehnter ebenfalls in die Top Ten fuhr.

Bei den Mädchen konnten sich mit Lena Ostler (14./Velo Oberland), Christin Bolesta (22./RSC Cottbus) und Larissa Luttuschka (24./RK Endspurt Cottbus) alle Deutschen unter den Top 25 platzieren.

Im Mehrkampf der Turnerinnen verpasste Kim Janas (SV Halle) den obersten Platz auf dem Siegerpodest denkbar knapp. Punktgleich mit der Siegerin Maria Kharenkova aus Russland gewann sie die Silbermedaille. "Das ist eine olympische Regel, es darf keine zwei Erstplatzierten geben und daher gewann diejenige, die an drei Geräten ein paar Zehntelpunkte mehr hatte", erklärte sie. Die Freude über die Medaille trübte das aber nicht. "Das war unerwartet, ich freue mich riesig. Am Balken hatte ich einen großen Wackler, aber ansonsten habe ich richtig gut geturnt", bilanzierte sie. Im Mehrkampffinale der Jungen hatten zuvor Vinzenz Haug (KTV Straubenhardt) und Nils Dunkel (MTV 1860 Erfurt) die Plätze 22 und 24 belegt.

Auf die deutschen Schwimmer war auch am Donnerstagabend Verlass. Marek und Hendrik Ulrich (beide SV Halle), Anabel Ivanov (SSG Saar Max Ritter) und Katrin Gottwald (SSV Nürnberg) sicherten sich in der 4x100 Meter Freistil-Staffel die Bronzemedaille.

Die Finalspiele erreicht und damit bereits Medaillen sicher haben die beiden deutschen Tennis-Doppel-Teams Anna Gabric (TC Konstanz)/Vivian Wolff (OTC Offenbach) und Jannik Gieße (MTG Mannheim)/Louis Weßels (Tennispark Versmold). Beide Paarungen konnten sowohl ihr Viertelfinale als auch ihr Halbfinale am Donnerstag siegreich gestalten. Dabei machten Gabric und Wolff es im Halbfinale wahrlich spannend. Den ersten Satz gaben sie schnell mit 0:6 ab, kämpften sich dann aber ins Spiel und holten sich den zweiten Satz mit 7:5. Als sie auch den entscheidenden Match-Tiebreak für sich entschieden hatten, kannte der Jubel in der Utrechter Hitze keine Grenzen. Die beiden Jungen gaben am Donnerstag keinen Satz ab und zeigten zwei ganz starke Leistungen. „Das Viertelfinale war überragend, aber auch im Halbfinale haben wir echt gut gespielt“, meinte Gieße und Weßels ergänzte: „Wir sind absolut glücklich. Wir haben eine Medaille, egal was morgen passiert. Jetzt freuen wir uns einfach auf das Spiel.“

Ein regelrechter Halbfinal-Fluch schien auf den deutschen Ballsportmannschaften zu lasten. Am frühen Nachmittag mussten sich zuerst die Volleyballerinnen mit 0:3 (23:25, 23:25, 18:25) gegen Slowenien geschlagen geben. Wenige Stunden später zerplatzten auch die Finalträume der Handballerinnen mit einer 22:31-Niederlage gegen Dänemark. „Die Mädchen wollten alles besser machen als am Tag zuvor, sind dann aber relativ schnell unter Druck geraten. Auf der Seite der Däninnen lief alles, bei uns fast nichts – wir sind regelrecht überrollt worden“, analysierte Teamleiter Maik Nowak. Trotz der Niederlage konnte er dem Auftritt der Mannschaft aber auch etwas Positives abgewinnen. „Erfreulich ist, dass wir durch eine taktische Umstellung und unbedingten Willen immerhin die zweite Hälfte für uns entscheiden konnten. Das macht Mut für morgen“, erklärte Nowak.

Die Basketballer verspielten gegen Kroatien eine deutliche Halbzeitführung und unterlagen mit 70:76. Alle drei Teams spielen somit am Freitag um die Bronzemedaille. Immerhin konnten die Handball-Jungen im Kampf um die Plätze fünf bis acht einen Sieg einfahren und die Niederlande mit 35:28 schlagen.

(Quelle: Tim Zillmer)


  • Kim Janas (l.) freut sich über die Silbermedaille im Turn-Mehrkampf. Foto: OK Utrecht
    Kim Janas (l.) freut sich über die Silbermedaille im Turn-Mehrkampf. Foto: OK Utrecht
  • Alles im Griff: Giovanna Scoccimarro holt Gold im Judo. Foto: OK Utrecht
    Alles im Griff: Giovanna Scoccimarro holt Gold im Judo. Foto: OK Utrecht
  • Leo Appelt überquert die Ziellinie in Utrecht als Erster. Foto: OK Utrecht
    Leo Appelt überquert die Ziellinie in Utrecht als Erster. Foto: OK Utrecht
  • Anna Gabric und Vivian Wolff jubeln über den Finaleinzug. Foto: DOSB
    Anna Gabric und Vivian Wolff jubeln über den Finaleinzug. Foto: DOSB