EYOF: Grandioses Ergebnis am Schlusstag

Am letzten Wettkampftag des European Youth Olympic Festivals gab es in vier Team-Wettbewerben vier Medaillen für Deutschland. In der Nordischen Kombination war Willi Hengelhaupt erneut nicht zu schlagen.

Willi Hengelhaupt triumphiert in der Nordischen Kombination Foto: DOSB
Willi Hengelhaupt triumphiert in der Nordischen Kombination Foto: DOSB

Mit einer herausragenden Leistung sicherte sich Willi Hengelhaupt (SC Motor Zella-Mehlis) seine zweite Goldmedaille in der Nordischen Kombination. Nach einem Sprung und fünf Kilometern Langlauf kam er souverän mit rund 36 Sekunden Vorsprung auf den zweitplatzierten Österreicher Samuel Mraz ins Ziel. „Ich dachte eigentlich, dass der Österreicher noch näher heran kommen würde, deswegen habe ich gleich in der ersten Runde richtig Gas gegeben. Beim ersten Stadion-Durchlauf war ich mir dann schon relativ sicher, dass es reichen würde“ berichtete Hengelhaupt. Nach Gold in beiden Einzelwettbewerben und Silber im Teamwettbewerb blickte der 16-jährige auf erfolgreiche Tage in Vorarlberg zurück. „Die Woche ist optimal verlaufen. Meine Zielstellung war, einmal aufs Podest zu laufen – das habe ich deutlich übertroffen. Ein Dank an die Trainer vor Ort und auch an meine Heimtrainer, die die Grundlage für diese Erfolge gelegt haben.“

Für ein einmal mehr starkes deutsches Mannschaftsergebnis sorgten Constantin Schnurr (SV Baiersbronn) auf Rang sechs, Benedikt Schwaiger (SC Ruhpolding) auf Rang sieben und Tim Kopp (Vogtländischer Skiclub Klingenthal) als 17. „Insgesamt sind die Wettkämpfe hier extrem positiv verlaufen. Auch der Teamspirit ist gewachsen. Nachdem Teamwettbewerb haben wir uns kurz geärgert, dass wir den Sieg nicht nach Hause laufen konnten, aber dann haben wir uns auch über Silber gefreut“, bilanzierte Trainer Florian Aichinger. „Wir haben ein sehr starkes Team und waren daher auch heute vor dem Wettkampf schon sehr zuversichtlich, dass einer der Jungs durchkommt.“

Der 15-jährige Tim Kopp hat nun die Teilnahme an den Youth Olympic Games in Lillehammer 2016 im Blick. „Das ist das nächste Ziel. Als Jahrgangsjüngerer hat er sich hier tapfer geschlagen, er ist ein Mann für die Zukunft“, sagte Aichinger.

Gold am Schlusstag holten auch Henriette Kraus (SG Nickelhütte Aue), Agnes Reisch (WSV Isny), Jonathan Siegel (SV Baiersbronn) und Axel Mayländer (SC Degenfeld) im Mixed-Team-Wettbewerb der Skispringer. Nach einem spannenden Wettbewerb verwies das DSV-Quartett Russland und Tschechien auf die Plätze zwei und drei. „Wir wussten nach dem Training, dass wir gut dabei sind und eine Medaille drin ist“ erzählte Schlussspringer Mayländer und Siegel ergänzt: „Dass es jetzt sogar Gold ist, ist natürlich toll.“ Ein besonderes Erlebnis war der Sieg für Kraus, die am Freitag ihren 16. Geburtstag feierte. „Das ist wirklich ein tolles Geburtstagsgeschenk. Gold, was will man mehr?“, meinte sie. Reisch unterstrich den Teamgeist: „Es macht besonderen Spaß, zusammen zu springen und mit zu fiebern. Es ist ein cooles Gefühl als Team oben zu stehen.“

Der Teamgedanke war auch der für die Mädchen zuständigen Trainerin Catrin Schmid wichtig. „Heute Vormittag haben wir nochmal alle zusammen in der Turnhalle trainiert und das Team geformt“, berichtete sie. „Es war ein wahnsinnig spannender Wettkampf. Wir haben gehofft, dass alle das zeigen, was sie können und das haben sie dann hervorragend gemacht.“

Auch ihr Trainer-Kollege Christoph Klumpp hatte nichts an seinen Jungs auszusetzen. „Unabhängig von der Platzierung bin ich heute mit der Leistung extrem zufrieden, vor allem die guten Landungen freuen mich. Das war ein Springen auf hohem Niveau.“ Ein besonderes Lob sprach Klumpp Schmids Springerinnen aus: „Die Mädchen waren super. Das Damen-Skispringen wächst insgesamt stark. Das Niveau hier war viel höher als noch vor zwei Jahren in Brasov. So war es ein richtig spannender Wettkampf in dem vier, fünf Teams um die Medaillen gekämpft haben.“ Die Leistungsdichte im deutschen Team hatte Schmid bei der Nominierung für den Wettkampf vor eine „schwierige Entscheidung“ gestellt. „Wir haben das nach dem letzten Trainingseindruck entschieden. Es ist für die Betroffenen erstmal hart, aber wir sind alle ein Team“, erklärte sie.

Die deutschen Alpin-Asse sicherten sich im Mixed Parallel Team Event in St. Gallenkirch die Bronzemedaille. Nach Siegen über die Schweiz und Italien unterlag das Team um Martina Ostler (SC Garmisch), Julia Pronnet (TSV Siegsdorf), Lucia Rispler (SV Casino Kleinwalsertal), Ferdinand Dorsch (SC Schellenberg), Adrian Meisen (SC Garmisch) und Joel Köhler (AC Höhenfried München) im Halbfinale knapp den Österreichern. Im Duell um Platz drei setzte sich die DSV-Auswahl dann gegen Frankreich durch. „Die Schweiz war ein harter Gegner zu Beginn, da haben wir schon Respekt gehabt. Nachdem wir das Duell gewonnen hatten, wussten wir, dass wir gut drauf sind und sind immer besser geworden“, berichtete Köhler. Martina Ostler erzählte: „Wir sind zwar so als Team noch nie zusammen gefahren, aber den Wettbewerb als solchen kennen wir.“ Das Wettkampfformat mache „voll Spaß“ (Köhler) und sei „total cool“ (Dorsch). „Adrians Medaille vom Vortag hat uns natürlich total motiviert“, erklärte Rispler und Dorsch fügte schmunzelnd hinzu: „Wir haben ja einen Grund gebraucht, auch zu feiern…“

Trainerin Maike Hujara freute sich „riesig“ über die Bronzemedaille. „Das Team war heute sensationell. Wir hatten mit der Schweiz einen schweren Gegner am Anfang, aber das haben wir gut gelöst“, meinte sie. „Das ist ein richtig cooles Event, das den Athleten immer viel Spaß macht. Man merkt auch richtig, wie das Team zusammenwächst. Alle haben sich gegenseitig unterstützt, auch die, die nicht gefahren sind.“

In einem packenden Rennen sicherte sich die deutsche Biathlon-Mixed-Staffel am Bürserberg Bronze hinter Norwegen und Russland. Und das, obwohl Startläuferin Melanie Eccarius (WSV Oberhof 05) gleich beim ersten Schießen einmal in die Strafrunde musste. „Am Start war ich schon ein bisschen aufgeregt, ich war zum ersten Mal Startläuferin. Aber direkt nach dem Start ging es dann. Die Strafrunde kann ich mir noch nicht erklären, aber danach habe ich dann erst recht Gas gegeben“, meinte sie nach dem Rennen. Sophia Schneider (SV Oberteisendorf) machte an Position zwei viel Boden gut. „Es hat nur noch nach vorne gehen können, da hat man dann nicht mehr so viel Druck“, sagte Schneider. Der dritte deutsche Läufer, Marinus Veit (WSV Kiefersfelden), hielt das deutsche Team im Rennen um Platz drei. „Mit dem Schießen bin ich sehr zufrieden, das Laufen war wieder sehr hart. Es ist eine schwierige Strecke“, berichtete er. Schlussläufer Tobias Wanninger (SV Bayerisch Eisenstein) lieferte sich mit dem ukrainischen Schlussläufer einen harten Kampf um die Bronzemedaille. Erst auf der Schlussrunde konnte der Deutsche seinen Kontrahenten überholen, der gleich zweimal zu Sturz kam. „Der Ukrainer war beim letzten Schießen schon ein Stück vor mir, da habe ich beim Schießen natürlich riskiert. Nach dem Schießen habe ich gleich auf den ersten 350 Metern viel gut gemacht, da wusste ich, es geht was“, erzählte Wanninger. Trainer Jesko Fischer war sich schon vor der letzten Runde sicher: „Auch ohne Sturz hätte er den Ukrainer noch geholt. Der sah schon beim Anlauf zum letzten Schießen sehr müde aus und ich wusste, dass Tobi noch einen draufsetzen kann.“

Am Ende zeigten sich die vier Deutschen mit der Bronzemedaille zufrieden. „Wir haben die ganze Woche gekämpft und sind überglücklich, dass es am letzten Tag noch mit der Medaille geklappt hat – Wahnsinn“, sagte Veit, der auch die deutschen Ski-Techniker lobte und ihnen zum Dank seinen Musikwunsch beim Platzsprecher widmete. „Die Ski liefen heute wieder echt super, da habe ich den Wachsern AC/DC spendiert“, berichtete er lachend. Schneider, die bereits in der Verfolgung Bronze gewonnen hatte, erklärte: „Es ist schon cool, das jetzt auch mit dem Team zusammen zu erleben.“ Trainer Jesko Fischer resümiert: „Wir sind zufrieden, gerade gegen Norwegen und Russland hätten wir heute auch ohne die Strafrunde wohl keine Chance gehabt.“

Eine weitere Bronzemedaille erkämpften sich die deutschen Langläufer in der 4x5-Kilometer-Mixed-Staffel im liechtensteinischen Steg. Dabei hatte der Tag für die DSV-Auswahl nicht gut begonnen: Der eigentlich eingeplante Richard Leupold (SK Dresden-Niedersedlitz) meldete sich beim Frühstück krank. Jacob Vogt (SG Holzhau) sprang als Startläufer ein. Wie schon am Vortag hatte der 17-jährige Pech, als ihm ein Stock brach und er wertvollen Boden auf die Spitze verlor. „Wir haben alles versucht. Ich habe die Lücke zu Platz drei wieder schließen können“, erzählte Katharine Sauerbrey (SC Steinbach-Hallenberg), die an Position zwei lief. Janosch Brugger (WSG Schluchsee) übergab schließlich als Dritter an Schlussläuferin Antonia Fräbel (WSV Asbach). „Der Abstand nach vorne war schon zu groß in Anbetracht der kurzen Distanz und nach hinten waren wir sicher“, beschrieb Fräbel ihre Ausgangsposition. Hinter den weit enteilten Staffeln aus Russland und Norwegen sicherte Fräbel für das deutsche Team den Bronzerang. „Russland und Norwegen waren schon extrem stark heute“, meinte Brugger anerkennend. Ersatzmann Vogt fand: „Bronze ist auf jeden Fall geil.“

Trainer Erik Schneider sah das Rennen ähnlich: „Wir sind glücklich, wir haben aus den heutigen Vorbedingungen das Beste herausgeholt. Langlauf ist immer Team-Arbeit und das gipfelt in Staffelrennen. Schön, dass unsere Arbeit mit einer Medaille belohnt wurde.“

Auf der Medals Plaza im Zentrum von Schruns fand am Abend nach den Siegerehrungen des Tages die Schlussfeier statt. EOC-Präsident Patrick Hickey erklärte die Spiele von Vorarlberg und Liechtenstein offizielle für beendet und übergab die olympische Flagge an den Bürgermeister von Sarajevo. In der bosnischen Hauptstadt findet 2017 das nächste European Youth Olympic Festival im Winter statt.

(Quelle: Tim Zillmer / DOSB)


  • Willi Hengelhaupt triumphiert in der Nordischen Kombination Foto: DOSB
    Willi Hengelhaupt triumphiert in der Nordischen Kombination Foto: DOSB
  • Jonathan Siegel, Henriette Kraus, Agnes Reisch und Axel Mayländer (v.l.) holen zusammen Gold Foto: DOSB
    Jonathan Siegel, Henriette Kraus, Agnes Reisch und Axel Mayländer (v.l.) holen zusammen Gold Foto: DOSB
  • Duell beim letzten Schießen: Tobias Wanninger und Vladyslav Koshovets Foto: DOSB
    Duell beim letzten Schießen: Tobias Wanninger und Vladyslav Koshovets Foto: DOSB
  • Bronze für Deutschland im Team-Wettbewerb der Alpinen Foto: EYOF2015
    Bronze für Deutschland im Team-Wettbewerb der Alpinen Foto: EYOF2015