Happy End für Hammerwerferin Betty Haidler

Weltrekordlerin Betty Heidler hat bei Olympia nachträglich die Bronzemedaille im Hammerwerfen erhalten.

Betty Heidler hat bei Olympia nachträglich die Bronzemedaille im Hammerwerfen erhalten. Foto: picture-alliance
Betty Heidler hat bei Olympia nachträglich die Bronzemedaille im Hammerwerfen erhalten. Foto: picture-alliance

Der starke fünfte Versuch der einzigen deutschen Leichtathletik-Weltrekordlerin schlug im Olympiastadion in London an der 77-m-Marke ein, die Weite wurde aber nicht von der elektronischen Weitenmessung erfasst. Nach Ende des Wettkampfs holte das Kampfgericht ein Maßband - und setzte Heidler mit 77,13 auf Rang drei. Kathrin Klaas (ebenfalls Frankfurt) rutschte auf Rang fünf zurück.

Heidler strahlte nach einer Achterbahnfahrt der Gefühle vor Glück, vergoss Tränen der Freude. "Ich wusste relativ zeitig, dass der Wurf weit war und im System drin war. Es ging am Ende eigentlich nur noch darum, dass es offiziell wird. Ich freue mich so dermaßen, dass es noch geklappt hat", sagte die 28-Jährige, die nach dem Ende des Wettkampfs noch 28 Minuten hatte warten müssen, ehe das Ergebnis der Nachmessungen offiziell wurde. "Ich glaube, ich werde ordentlich feiern, zur Ruhe komme ich noch früh genug", sagte Heidler.

Grund für die ganze Aufregung: Nach dem fünften Versuch von Heidler, gab das Kampfgericht den Ring zu früh wieder frei. Salina Marghieva aus der Republik Moldau warf, noch ehe Heidlers Wurf hatte gemessen werden können. Der Weitenmesser in der Landezone lief zur Seite - hatte die Aufschlagstelle des Hammers von Heidler aber offensichtlich vorher gekennzeichnet. "Das ist ein Skandal, das darf bei Olympia nicht passieren", ereiferte sich DLV-Sportdirektor Thomas Kurschilgen trotzdem.

Heidler hatte den fünften Versuch wiederholen dürfen - er war viel kürzer, sie machte ihn ungültig. Ehe die Umwertung erfolgte, lag die Weltranglistendritte mit 73,90 m auf Rang acht, Dritte war Zhang Wenxiu mit 76,34. Die Chinesin fiel dann auf Rang vier zurück. Keine Diskussionen gab es allerdings um Rang eins und zwei: Tatjana Lysenko, ehemalige Dopingsünderin aus Russland, gewann mit ihren gemessenen 78,18 m Gold, Silber die Polin Anita Wlodarczyk mit gemessenen 77,60 m.

Nach ihrem fünften Versuch hatte Heidler minutenlang mit dem Kampfgericht geredet, als für sie eine Weite von 72,34 m angezeigt worden war. Diese aber stammte von der gleich nach ihr werfenden Marghieva. Daher beschwerte sich Heidler beim Kampfgericht: "That's not possible", sagte sie in erstaunlich ruhigem Ton. Nach Rücksprache mit Trainer Michael Deyhle wurde sogar mit Protest gedroht.

Als der Wettbewerb vorüber war, saß Heidler immer noch ruhig und im Vertrauen auf ein Happy End auf der Bank neben dem Wurfring, sie lächelte, stand auf, setzte sich wieder hin, redete mit einer kaum zu glaubenden Ruhe und Freundlichkeit mit einer Kampfrichterin, die ihr versicherte: Wir tun, was wir können. Ähnlich war es ein paar Tage zuvor Siebenkämpferin Lilli Schwarzkopf ergangen, nach einem peinlichen Fehler des Kampfgerichts hatte sie zunächst Silber verloren.

Heidler, Dritte der Weltrangliste 2012 mit 78,07 m knüpfte mit dem wohl verrücktesten Wettkampf ihrer Karriere an ihre zwischendurch abgerissene Erfolgsserie an. Die gebürtige Berlinerin Heider hatte 2007 bei der WM in Osaka/Japan Gold gewonnen, ein Jahr später war sie bei den Sommerspielen in Peking Opfer ihrer Nerven geworden (9.). 2009 in Berlin holte der Rotschopf ebenso Silber bei der WM wie 2011 in Daegu nach einem nervlichen Drahtseilakt. Dazwischen war Betty Heidler 2010 in Barcelona Europameisterin geworden.

(Quelle: SID)


  • Betty Heidler hat bei Olympia nachträglich die Bronzemedaille im Hammerwerfen erhalten. Foto: picture-alliance
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