"Integration durch Sport - ist denn das möglich?"

Ja.“ Sagen die 40 Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Ende

September im Sportpark Rabenberg veranstalteten Kurses

„Schwimmen lernen und Sprachverfestigung“. Die Mitstreiter

aus zehn Herkunftsländern – Russland, Ukraine, Usbekistan,

Aserbaidschan, Tadschikistan, Kasachstan, Polen, Kambodscha,

Iran und Deutschland – plädieren für eine gelungene Integration.

 

„Der Kurs bot verschiedene Herausforderungen. Nichts Böses ahnend wurden beste Freundinnen gleicher Herkunftsländer vor vollendete Tatsachen gestellt: sie mussten sich mit „wildfremden Barbaren“ das Zimmer teilen.
(Diese Meinung wurde spätestens am Abreisetag revidiert.) So blühte der Schwarzhandel im Zimmertausch, schließlich wollte man seinen Adrenalinspiegel senken.

Bereits hier konnten die Organisatorinnen, allen voran Martina Spindler, Natalie Bosch und Übungsleiterin Lena Levchinska ihr psychologisches Geschick unter Beweis stellen, indem sie erklärten, dass gerade dies Teil der Integration sei. Martina Spindler legte uns in der Begrüßungsrunde mit Nachdruck ans Herz (und damit es der Letzte auch verstand, untermauerte sie ihre Ausführungen mit dem Banner „Wir sprechen deutsch.“), dass sich alle Teilnehmer in der Landessprache verständigen sollten. Das gleiche Prinzip auch bei Tisch: Ehepaare bzw. beste Freundinnen sollten sich bei der Einnahme der Mahlzeiten schweren Herzens trennen, um sich zu anderen freundlichen Tischnachbarn anderer Herkunft zu gesellen. Zugegebenermaßen brauchte man eine gewisse Anlaufphase, um einerseits Sprachbarrieren, andererseits auch seine Ängste vor der Andersartigkeit zu überwinden.

Fast vollständig gelang dies beim zweistündigen Volkstanz-Marathon mit dem witzigen Alexander Gepting! Der Schreck des unliebsamen Zimmergenossen saß immer noch tief, als der nächste Schock folgte. So galt es zu später Stunde ins „kalte Nass“ zu springen, um seine Schwimmkünste unter Beweis zu stellen. Auch hier kamen, wie beim Zimmertausch, unlautere Mittel zum Einsatz. Wie sich nämlich herausstellte, versuchten bei der Einteilung in Schwimmgruppen entsprechend der Schwimmniveaus in Fische (= Schwimmer), Frösche (= fast Schwimmer), Enten (= Nichtschwimmer) z. B. Ehemänner in die gleiche Schwimmgruppe ihrer Ehefrau zu gelangen (den umgekehrten Fall gab es auch), indem sie all ihre Kraft und ihren Mut sammelten und schwammen, was das Zeug hielt, um in die Reihe der „Fische“ aufgenommen zu werden. Am nächsten Tag folgte das Geständnis, dass sie eigentlich nur in flachen Gewässern imstande wären zu schwimmen. Hier bewies Schwimmtrainerin Maritta Frenzel pädagogisches Geschick, indem sie den eigentlichen Nicht-Fisch bei den Fischen beließ und nicht etwa bei den Fröschen aussetzte. Ansonsten hätte man eventuell aus Trotz kein „Seepferdchen“ abgelegt.

Ob bei Mannschaftsspielen, im Schwimmunterricht, in anderen Kursen oder bei gesellschaftlichen Höhepunkten, immer und überall verfolgte uns der Integrationsgedanke. Dabei entsteht in geselliger Runde noch ein schöner gesundheitlicher Nebeneffekt, wenn beim Lachen die Bauchmuskeln arg strapaziert werden. So bei der 3-Bälle-Rotationsübung, bei der die Bälle häufiger gesucht wurden, als sie das Mannschaftsmitglied mit richtiger Technik erreichten. Oder beim Tanzabend mit Tänzen aus aller Welt, wenn man sich plötzlich der übernommenen Männer- bzw. Frauenrolle nicht mehr sicher war oder dem Tanzpartner unsanft auf die Füße trat. (Danke, liebe Martina, für den Hinweis keine Stöckelschuhe zu tragen!)

Bleibt zu wünschen, dass der Integrationsgedanke auch nach Beendigung dieses schönen Aufenthaltes im Sportpark Rabenberg weiterlebt und auch im täglichen Umgang in Deutschland und in aller Welt weitergetragen wird. Es sind sicherlich nicht nur bleibende Erinnerungen in Form von Fotos entstanden (größte Errungenschaft sind die Unterwasserfotos!!), sondern es werden auch viele neue Kontakte geschmiedet, ob zwischen Deutschen und Migranten, Migranten verschiedener Nationen untereinander oder zwischen Trainern, Lehrern bzw. Organisatoren und Teilnehmern, ob zwischen 40-jährigen und 80-jährigen Teilnehmern. Vielleicht sehen wir uns in einem der zukünftig stattfindenden Integrationskurse „Aktiv und gesund“ wieder, beinahe genauso jung, da uns der Sport nicht nur gesund, sondern auch zehn Jahre jünger hält.


Uta-Nida Kem-Chey (Teilnehmerin; Herkunftsland Kambodscha)