Medaillen mit Migrationsgeschichte

Die Deutsche Olympiamannschaft 2012 zählte 392 Köpfe, darunter auch Mitglieder von IdS-Vereinen – manche ohne, einige mit Migrationsgeschichte.

Judoka Ole Bischof von der TSG Reutlingen gewinnt in London Silber. (Foto: picture alliance)
Judoka Ole Bischof von der TSG Reutlingen gewinnt in London Silber. (Foto: picture alliance)

Das Programm „Integration durch Sport“ zielt nicht darauf ab, Spitzenathleten hervorzubringen, das wird auch nach London 2012 so sein. Aber die Olympischen Spiele haben deutlich gemacht, dass Basisarbeit und soziales Engagement entgegen verbreiteter Vorstellung mitnichten im Widerspruch stehen zur Förderung des Spitzensports. Gleich mehrere Stützpunktvereine des Programms „Integration durch Sport“ (IdS) nehmen in diesen Tagen Olympiastarterinnen und -starter in Empfang, darunter einige Medaillenträger.

Von einem gewissen Ole Bischof zum Beispiel dürften inzwischen selbst die meisten Judo-Laien gehört haben. Der Goldgewinner von Peking 2008 legte in London Silber nach, in der Klasse bis 81 Kilogramm. Bischof, gerade 33 geworden, startet im Einzel seit 20 Jahren für die TSG Reutlingen, ein IdS-Partnerverein mit rund 4500 Mitgliedern. In der Mannschaft kämpft er für den TSV Abensberg, den deutschen Serienmeister. 

Letzteres hat Bischof mit Dimitri Peters gemein. Der 28-Jährige entstammt dem TuS Rotenburg/Wümme, dem sich der gebürtige Sibirier zwei Jahre nach seiner Ankunft in Deutschland im Jahr 1992 anschloss. Der Mehrspartenverein mit etwa 2000 Mitgliedern bemüht sich seit Jahren gezielt um kulturelle Integration, seit 2012 tut er dies in Zusammenarbeit mit der IdS-Programmkoordination. Unter anderem hat die TuS einen Integrations- und Präventionsbeauftragten und unterhält eine integrative Judogruppe für Kinder – die seit einigen Tagen ein Vorbild mit Migrationshintergrund namens Peters hat. Der Halbschwergewichtler (bis 100 Kilogramm) gewann in London Bronze. 

Anstellung als Sportsoldat, Vorliebe für Kampfsport, eine bikulturelle persönliche Geschichte: All das hat Peters mit der etwa halb so schweren Taekwondoka Sümeyye Manz aus Franken gemeinsam, die als Europameisterin von 2008 und WM-Dritte 2011 (Klasse bis 49 Kilo) in London im Achtelfinale ausschied. Die 22-jährige ist, seit sie fünf Jahre alt war, von ihrem Onkel ausgebildet worden, seines Zeichens deutscher Kadertrainer und Chefcoach des Taekwondo Özer in Nürnberg – ein Stützpunktverein mit knapp 100 Mitgliedern, der sich aktiv um Integration bemüht und zugleich zum Wettkampfsport bekennt.

(Quelle: DOSB / Nicolas Richter)


  • Judoka Ole Bischof von der TSG Reutlingen gewinnt in London Silber. (Foto: picture alliance)
    Judoka Ole Bischof von der TSG Reutlingen gewinnt in London Silber. (Foto: picture alliance)