Mitglieder-Information zur DOSB-Präsidumsitzung vom 5. Mai 2010

34. Sitzung des DOSB-Präsidiums

Achtung: Neudruck!

 

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

 

auf seiner gestrigen 34. Sitzung in Berlin hat sich das Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbundes mit sehr erfreulichen Zahlen beschäftigen können. Zum einen liegt, so früh wie nie, der sehr detaillierte und in die Tiefe gehende Bericht mit Auswertungen und Analysen der XXI. Olympischen Winterspiele in Vancouver und Whistler vor. Zum zweiten zeigt der Jahresabschluss 2009, dass es der DOSB in der ersten Amtszeit geschafft hat, die Finanzen auf eine solide Basis zu stellen.

 

Entgegen den Planungen mit einem Verlust von 1 Million Euro bei einem Finanzvolumen von 32 Millionen Euro ergibt die Jahresrechnung ein Plus von 376.000 Euro. Das ist durch ein verbessertes Glücksspiral-Ergebnis erklärlich, aber nicht allein. Beispielsweise auch die Breitensportvermarktung hat ein Plus zur Planung ergeben, dazu gab es andere Zuwächse, während wir in der Olympiavermarktung ein Minus zu verzeichnen hatten. Auch in diesem und im kommenden Jahr streben wir ein ausgeglichenes Ergebnis an. Davon können wir ausgehen nach der Betrachtung des ersten Quartals 2010 und der mittelfristigen Finanzplanung, die der Vizepräsident Finanzen, Hans-Peter Krämer, vorgestellt hat. Das ist eine stolze Bilanz, nachdem wir vor dreieinhalb Jahren noch in tiefe Löcher blicken mussten.

 

Die Analyse der Olympischen Winterspiele, die Leistungssportdirektor Ulf Tippelt vorstellte und die auf unserer Homepage zum Download bereit steht, ist eine beeindruckende Auswertung, die auch den Blick auf das Umfeld mit den wichtigsten Wettbewerbern und unsere Hauptkonkurrenten richtet. Es ist eine sehr gute Anleitung, nach vorne zu schauen, und eine Basis für die neuen Gespräche über die Zielvereinbarungen.

 

Durch diese Zielvereinbarungen hat sich in der Steuerung eine neue Qualität ergeben. Zu den Erfolgsfaktoren gehören auch die gezielte Vorbereitung durch frühzeitige Berufung des TOP-Teams Vancouver, die durchgängige optimale gesundheitliche Betreuung der Top-Team-Kader, die professionellen Bedingungen durch Bundeswehr, Bundespolizei und Zoll sowie die Hochtechnologie bei Sportgeräten – wenn auch hier mit Einschränkungen.

 

Vor allem beim Skibelag hat sich gezeigt, dass die Technikentwicklung weiter optimiert werden muss. Darüber hinaus gilt es, die Erfolgsfaktoren beizubehalten oder gezielt auszubauen, zum Beispiel mit einer verstärkten Konzentration auf die „jungen Sportarten“, wo wir in Vancouver ein deutliches Defizit hatten. Das Präsidium beauftragte das Direktorium, Geschäftsbereich Leistungssport, in den nächsten Wochen die Gespräche mit den Wintersportarten über die Zielvereinbarungen für den Olympiazyklus 2010-2014 zu führen.

 

Das Präsidium verabschiedete auch die gemeinsame Stellungnahme des DOSB, des Deutschen Fußball-Bundes, der Deutschen Fußball Liga und der Stiftung Deutsche Sporthilfe zur strukturierten Anhörung der Ministerpräsidentenkonferenz zur „Zukunft des Glücksspielwesens in Deutschland“. Das 41 Seiten umfassende Positionspapier ist versandt und steht online zum Download bereit. Es ist ein Dokument, das die Einheit im deutschen Sport repräsentiert. Alle finden sich darin wieder, vom Profifußball bis zum Breitensport.

 

Darin schlägt die Arbeitsgruppe unter der Leitung von Generaldirektor Michael Vesper vor, in der Neuordnung nach 2011 bei den Lotterien das Staatsmonopol in optimierter Form zu erhalten. Die Zuwendungen daraus sind die zentrale und stabile Säule der Finanzierung des Sports. Auf dieser Basis streben wir eine staatlich regulierte und kontrollierte Öffnung des Sportwettenmarktes an, bei der private Anbieter staatliche Konzessionen beantragen. Ein marktgerechter Prozentsatz der Einnahmen muss als Abgabe an den gesamten Sport fließen. Dabei fordert der Sport auch, ein staatliches Veranstalterrecht zu schaffen, damit der Sport an den Wetten auf seine Veranstaltungen partizipiert. Profivereine und Profiveranstalter sind damit einverstanden, dass die entsprechenden Mittel dem gemeinnützigen Sport zugute kommen.

 

In diesem Jahr wartet noch ein weiteres olympisches Großereignis auf uns, die Premiere der Youth Olympic Games in Singapur. Der DOSB stimmt auf diese Spiele auch mit einer großen Veranstaltung am 24. Juli in Berlin auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor ein, dem „Youth Olympic Day – die Flamme in Berlin“. Denn auf dem Weg nach Singapur macht das olympische Feuer auch Station in der deutschen Hauptstadt, als einziger in Europa. Ingo Weiss, der die übergreifende Steuerungsgruppe leitet, berichtete über den Stand der Vorbereitungen auf das Fest, in deren Mittelpunkt die Flammenzeremonie mit zahlreichen Gästen des Internationalen Olympischen Komitees stehen wird, die aber zugleich zum fröhlichen Feiern und durch viele Sportangebote zum Mitmachen in olympischer Stimmung einlädt.

 

Zugleich wird am 24. Juli die deutsche Mannschaft verabschiedet, die das Präsidium Ende Juni nominieren wird. Es werden 70 Athletinnen und Athleten sein, die wie das Olympiateam von Vancouver sympathischer und erfolgreicher Botschafter Deutschlands sein sollen. Das Präsidium erkennt dabei das Problem, dass die Betreuerquote, die das IOC vorsieht, viel zu gering ist, um die Mannschaft ausreichend zu betreuen und medizinisch zu versorgen. Es hat daher beschlossen, die Zahl der Betreuer auf Kosten des DOSB um elf auf 36 aufzustocken, falls das IOC die Quote nicht erhöht.

 

Ingo Weiss berichtete dem Präsidium über seine Teilnahme am Runden Tisch Kindesmissbrauch am 23. April 2010 in Berlin mit insgesamt 63 Vertretern verschiedener Organisationen. Ein Ergebnis ist die Vereinbarung, drei Arbeitsgruppen einzurichten zu den Themen „Prävention, Intervention, Information“, „Durchsetzung Strafanspruch, Rechtspolitische Folgerungen, Anerkennung des Leidens der Opfer sexuellen Missbrauchs jeglicher Hinsicht“ und „Forschung und Lehre“. Die Ergebnisse dieser Arbeitsgruppen soll der Runde Tisch im September und Dezember auswerten. Das Positionspapier des DOSB ist schon auf gute Resonanz gestoßen, das soll nun konkretisiert werden. Das Präsidium beschloss, dass jeweils ein Präsidiumsmitglied die Verantwortung für die drei Arbeitsgruppen übernimmt: Ingo Weiss (AG 1), Ilse Ridder-Melchers (AG 2) und Prof. Gudrun Doll-Tepper (AG 3). Sie stimmen sich für die weitere Arbeit im engen Informationsaustausch untereinander ab. Dabei soll klar herausgestellt werden, dass der Sport Kinder und Frauen stark machen kann und nicht nur etwas im Einzelfall tut, sondern darüber sehr viel in der täglichen Arbeit. In der Diskussion empfahl das Präsidium, gerade bei der ungeklärten Frage „Führungszeugnis“ die Perspektive zu wahren. Die Lösung sei im Ehrenamt insgesamt nicht angemessen. Es gelte, eher die Möglichkeiten des Sport-Netzwerks und des Austausches zu aktivieren als ein Instrument, das keine hohe Effektivität habe.

 

Ingo Weiss und Michael Vesper berichteten noch einmal über die für den Sport erfreuliche Regelung über das Freiwillige Soziale Jahr. Hier hatte dem DOSB und seinen Mitgliedsorganisationen ja eine Mittelkürzung von 5,8 Millionen Euro oder 83 Prozent gedroht, worauf sich viele Vereine keine FSJ-Stellen mehr hätten leisten können. Die mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend getroffene Vereinbarung regelt nun, dass von 2011 an jährlich 5 Millionen Euro über den Kinder- und Jugendplan des Bundes zur Verfügung gestellt werden. Davon fließen 97,5 Prozent in die Mitgliedsorganisationen. Vizepräsident Walter Schneeloch dankte ausdrücklich als Präsident des LSB Nordrhein-Westfalen, wo ein Scheitern der Verhandlungen ein besonders großes Loch gerissen hätte.

 

Die Europasprechstunde am 25. März 2010 ist bei allen Beteiligten sehr positiv aufgenommen worden. Insgesamt sind 22 Personen der Einladung gefolgt. In den Einzelberatungen ging es vor allem um die Förderung von Sportprojekten durch EU-Mittel. Es gibt einen Bedarf, stellt das Präsidium fest und beschloss deshalb, die Sprechstunde in der zweiten Jahreshälfte 2010 zu wiederholen.

 

Michael Vesper berichtete über den Stand des Anti-Doping-Kampfes. Nach den Anti-Doping-Berichten 2008 hat das Bundesverwaltungsamt (BVA) an 15 Verbände Bescheide mit Rückforderungen gesandt. 10 Verbände haben dagegen Widerspruch eingelegt. Weitere vier Verbände haben aufgrund der Höhe der Rückforderungen von bis zu 90.000 Euro Gelegenheit erhalten, sich noch einmal äußern. Das Präsidium stellte, dass es den Grundsatz, bei Verstößen gegen die Anti-Doping-Bestimmungen Rückforderungen zu verlangen, voll ganz unterstützt, dass dabei aber fair und verhältnismäßig vorzugehen ist. Für 2009 liegen die Berichte bereits vor; sie werden jetzt von der NADA ausgewertet.

 

In der Zusammenarbeit mit der NADA steht nun fest, dass die Verbände ihre Beträge pauschal für vier Jahre an die NADA zahlen. Nach Meinung des Präsidiums entlastet das die Verbände und vermeidet Verwaltungsarbeit. Die NADA lässt das in die einzelnen Kontrollvereinbarungen einfließen.

 

Nach dem Bericht zum Zwischenstand „Carl-Diem-Projekt“ sieht das Präsidium für den DOSB keinen inhaltlichen Klärungsbedarf. Drei der vier geplanten Bände des Historikers Frank Becker liegen nun mit erheblicher Verzögerung vor. Prof. Gudrun Doll-Tepper berichtete über die Empfehlung des Projektsbeirats zum Umgang mit Namen und Werk sowie zur Erinnerung an Carl Diem. Danach war Diem weder Nationalsozialist noch Rassist oder Antisemit. Auch gibt es keine Hinweise auf moralisch verwerfliche Entscheidungen oder Handlungen Diems im Dritten Reich. Das Präsidium stellte noch einmal klar, dass die Grundsatzentscheidung von 2006, Preise nur noch mit dem neuen Namen DOSB zu kennzeichnen, auch unabhängig vom Forschungsprojekt „Diem“ getroffen worden sei.

 

Im Kuratorium Sport und Natur ist Prof. Franz Brümmer, Präsident des Verbandes Deutscher Sporttaucher, neuer Vorsitzender. Auch DOSB-Mitarbeiter Andreas Klages gehört dem Gremium an. Das Präsidium stellt fest, dass der Sport damit sehr gut aufgestellt sei.

 

Walter Schneeloch berichtet, dass sich der Breiten- und Vereinssport auch auf der gerade eröffneten Expo 2010 in Schanghai präsentiere. Im deutschen Pavillon sei es am Beispiel der klubeigenen Anlagen des Turnvereins 1861 Rottenburg gelungen zu zeigen, dass zu guter Stadtentwicklung auch gute Sportentwicklung gehöre. Rund 70 Millionen Besucher werden auf der Expo 2010 erwartet. Das Präsidium ist der Ansicht, dass dies auch als Thema für die Münchner Olympiabewerbung geeignet ist. In der Phase als Candidate City und sobald es die Regeln des IOC zulassen, ist das eine Gelegenheit, auch die Einheit von Spitzensport und Breitensportentwicklung zu demonstrieren.

 

Den Auftritt von München 2018 beim jüngsten Kongress Sport Accord in Dubai bewertete das Präsidium als gelungen. Die internationale Resonanz ist durchgehend positiv. Auch die Videokonferenz zum Mini Bid Book ist hervorragend gelaufen.

 

Ausführlich diskutierte das Präsidium auch den Zwischenbericht zum Thema DOSB 2.1, das eine zukunftsgerichtete Internet-Präsenz des Sports vorantreibt. Das Präsidium bekräftigte, dass dieses Projekt dringend nötig sei im Bemühen, sich vor allem der Jugend noch stärker zu nähern, und beauftragte das Direktorium, das Projekt auf dieser Grundlage weiterzuverfolgen.

 

Die DOSB-Mitgliederversammlung hatte im vorigen Dezember bekräftigt, dass eine Neuordnung des Systems der Bestandserhebung nötig sei. Das Präsidium beabsichtigt deshalb, der nächsten Mitgliederversammlung am 4. Dezember 2010 ein Modell für eine bundeseinheitliche Mitglieder-Bestandserhebung ab 2014 vorzulegen. Dieses Modell soll vorab in den nächsten Gremiensitzungen des DOSB mit den Mitgliedsorganisationen diskutiert werden.

 

Trimmy, der gerade erst seinen 40. Geburtstag gefeiert hat, ist nach wie vor sehr bekannt und genießt Sympathien. Beispielsweise setzt die Molkerei Alois Müller als DOSB-Partner Trimmy seit zwei Jahren erfolgreich in seiner Kommunikation ein. Das Präsidium ist deshalb der Meinung, dass sich Trimmy hervorragend für die Rolle eines Maskottchens eignet, das dem DOSB bislang fehlt. Das Präsidium hat das Direktorium beauftragt, Trimmy wieder zu aktivieren und als Maskottchen zu positionieren – auch über den Breitensport hinaus.

 

Dies waren die wichtigsten Themen der gestrigen Sitzung, über die wir Sie wie immer zeitnah informieren. Wir verbleiben

 

mit freundlichen Grüßen

 

Thomas Bach, Präsident

 

Michael Vesper, Generaldirektor