Paralympics 2012: Leichtathleten mit glänzenden Leistungen

Nach der Bronzemedaille für Heinrich Popow am Vormittag endete auch der Abend des zweiten Wettkampftages der Leichtathleten mit großem Jubel und gleich zweimal Edelmetall.

Claudia Nicoleitzik wurde von der Argentinierin behindert und gewann am Ende noch Bronze. Foto: DBS/Ralf Kuckuck
Claudia Nicoleitzik wurde von der Argentinierin behindert und gewann am Ende noch Bronze. Foto: DBS/Ralf Kuckuck

Claudia Nicoleitzik (TV Püttlingen) gewann über 200 m in einer Zeit von 32,08 sec. Bronze, Marianne Buggenhagen (SC Berlin) versilberte sich das Kugelstoßen.

Ein solches Rennen hatte Claudia Nicoleitzik zuvor wohl noch nicht erlebt. Nach etwa 120 Metern lief ihr plötzlich die Argentinierin Yanina Andrea Martinez vor die Füße. „Sie lief genau vor mir und hat mich deswegen irritiert“, sagte die 22-Jährige unmittelbar nach dem Rennen und spekulierte bereits vorsichtig auf eine Medaille. Und da der folgende Protest der deutschen Mannschaftsleitung erfolgreich war, durfte sich Claudia Nicoleitzik am Ende tatsächlich über die Bronzemedaille freuen und war trotz der langsamen Zeit mit ihrem Rennen zufrieden, „Ich finde, in der Kurve hat es besser geklappt als im Vorlauf, weil ich die Koordinationsübungen beim Aufwärmen extra in der Kurve gemacht habe“, erklärte sie. Gold und Silber gingen an Elena Ivanova aus Russland (30,25 sec.) und die Koreanerin Jae Min Jeon (31,08 sec.).

Die Grand Dame der Leichtathletik Marianne Buggenhagen bewies in ihrem Wettbewerb einmal mehr, dass sie weltweit immer noch zu den Besten gehört. Mit 8,46 m (946 Punkten) musste sie nach einem dreistündigen Wettkampf nur der Chinesin Liwan Yang den Vortritt lassen, die mit 7,50 m (1057 Punkten) einen für ihre Startklasse neuen Weltrekord stieß. „Gerade weil das Diskuswerfen aus dem Programm gestrichen wurde, habe ich gesagt, ich kämpfe um eine Medaille, aber ich dachte eher, es wird Bronze“, sagte Marianne Buggenhagen erleichtert. Doch Bronze ging an Angela Madsen aus den USA mit 8,88 m (934 Punkten). Nur zwei Zentimeter dahinter lag am Ende Martina Willing (SC Potsdam).

Tischtennis: Thomas Schmidberger gewinnt Kampf um Platz drei 

London, 2. September 2012. Abgezockt, nervenstark und ein enormer Wille: Thomas Schmidberger (TSV/RSG Platting) hat die erste Medaille für die deutschen Tischtennisspieler gewonnen. In einer hochklassigen Partie holte der 20-Jährige aus Viechtach (Bayern) in der Wettkampfklasse 3 gegen den Franzosen Florian Merrien bei seinen ersten Paralympics direkt Bronze. Die Enttäuschung über das Halbfinal-Aus gegen Zlatko Kesler (Serbien) war nach dem umkämpften 3:1-Sieg (7:11, 11:7, 12:10, 14:12) verflogen. „Die Bronze-Medaille fühlt sich wie Gold an. Ich bin wahnsinnig glücklich“, erklärte der talentierte Rollstuhl-Tischtennisspieler. Nachdem Schmidberger in der Londoner Excel-Arena im vierten Satz der entscheidende Punkt gelungen war, wich die Anspannung ausgelassenem Jubel. „Es war die pure Erleichterung. Mehrere Steine sind von mir abgefallen“, berichtete der 20-Jährige, der freudig feststellte: „Besser geht’s einfach nicht. Die Arbeit hat gefruchtet und die Strapazen haben sich gelohnt.“

Schließlich hatte Schmidberger, der seit einem Autounfall im Alter von vier Jahren querschnittsgelähmt ist, für seinen Traum von der Paralympics-Medaille sogar sein Studium unterbrochen. „Ich habe ein Jahr lang intensiv im Tischtennis-Leistungszentrum in Düsseldorf trainiert“ – 600 Kilometer von der Heimat entfernt. Das große Engagement hat sich ausgezahlt, mit der Bronze-Medaille hat sich das Tischtennis-Ass selbst belohnt. Auch, als es gegen den sieben Jahre älteren Franzosen eng wurde, behielt Schmidberger die Nerven. „Ich war mental gut drauf, das Halbfinal-Aus habe ich gut weggesteckt.“ Trainer Michele Comparato war begeistert von der Leistung seines Schützlings: „Er hatte einen sensationellen Willen. Dieser Erfolg ist so wichtig für Tom.“ Der Gold- oder Silbermedaille, die an den Chinesen Panfeng Feng und Zlatko Kesler gingen, trauert Schmidberger nicht hinterher. „Ich bin super zufrieden. Die Spiele vor dieser Kulisse sind tolle Erlebnisse. Das ist sehr motivierend für die Paralympics in Rio in vier Jahren.“ Doch zunächst stehen in London die Team-Wettbewerbe an. Dabei möchten Schmidberger und Co. ebenfalls um eine Medaille spielen.

 

Leichtathletik: Gute Platzierungen 

Laura Darimont (TSV Bayer Leverkusen) belegte im Speerwerfen mit einer neuen persönlichen Bestleistung von 33,54 m einen sehr guten sechsten Platz und freute sich, als hätte sie auf dem Podest gestanden. „Mit einer persönlichen Bestleistung aus dem Wettkampf zu kommen, ist super. Trotzdem weiß ich, dass es heute hätte noch weiter gehen können. Beim Einwerfen hat sich das richtig gut angefühlt.“ Und nicht nur das. „Die Konzentration auf das Speerwerfen hat sich gelohnt, man kann das hier in diesem Stadion so genießen.“

Siena Christen (SG Motor Freital) beendete ihren Diskus-Wettkampf mit der Saisonbestleistung von 38,42 m auf dem vierten Platz. Und das, obwohl sie seit geraumer Zeit mit einer Knieverletzung zu kämpfen hat. „Ich habe aber vor allem in den letzten Versuch nochmal alles gegeben. Die Weite ist in Ordnung.“

Niels Stein (PSC Berlin) lief im 100 m Finale in einer Zeit von 13,52 sec. auf den sechsten Platz.

(Quelle: Deutscher Behindertensportverband)


  • Claudia Nicoleitzik wurde von der Argentinierin behindert und gewann am Ende noch Bronze. Foto: DBS/Ralf Kuckuck
    Claudia Nicoleitzik wurde von der Argentinierin behindert und gewann am Ende noch Bronze. Foto: DBS/Ralf Kuckuck