Ringer bangen um ihren olympischen Status

Ringen gehört nicht zu den 25 Kernsportarten für die Olympischen Spiele 2020. Diese Entscheidung traf die Exekutive des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) am Dienstag in Lausanne.

Steht die klassische Sportart Ringen vor dem endgültigen Aus bei Olympia? Foto: picture-alliance
Steht die klassische Sportart Ringen vor dem endgültigen Aus bei Olympia? Foto: picture-alliance

Dies ist aber noch nicht das endgültige Aus. Die traditionsreiche Sportart konkurriert nun mit den Sportarten Baseball/Softball, Sportklettern, Karate, Rollersport, Squash, Wakeboard und Wushu um den letzten verbliebenen Platz im Sportarten-Programm 2020. Die acht Sportarten werden sich Ende Mai in St. Petersburg der IOC-Exekutive auf dessen Sitzung vorstellen. Dann entscheidet die Exekutive, welche Sportarten auf der IOC-Vollversammlung im September in Buenos Aires zur Wahl gestellt werden.

"Es ist stets eine schwierige Entscheidung, das Sportartenprogramm für die Olympischen Spiele zu bestimmen. Für viele Sportarten gibt es gute Argumente. Am Ende muss jedoch eine Auswahl getroffen werden. Der Entscheidung über die 25 Kernsportarten für die Spiele 2020 ging eine ausführliche Evaluation voraus, die in dem bekannten Ergebnis mündete. Nun muss man sehen, wie die Entscheidung der Exekutive bei der nächsten Sitzung in St. Petersburg ausfällt", sagte DOSB-Präsident Thomas Bach in Lausanne, wo das Exekutiv-Board des IOC derzeit tagt. Ihm gehört neben Bach auch Claudia Bokel als Vorsitzende der IOC-Athletenkommission an.

"Das ist fatal für uns", sagte Manfred Werner, Präsident des Deutschen Ringer-Bundes (DRB), dem Sport-Informations-Dienst (SID): "Es hat keinerlei Vorzeichen von Seiten des Weltverbandes gegeben." Olympiasieger Pasquale Passarelli sagte dem SID fassungslos: "Das ist traurig. Es ist eine der ältesten Sportarten. Das Ringen ist zwar in letzter Zeit schlechter geworden, auch durch die Regeländerungen. Aber ich hätte nie gedacht, dass das so schnell geht. Ich dachte, die Sportart kann sich noch erholen."

Ringen wird demnach 2016 in Rio de Janeiro - zumindest vorläufig - zum letzten Mal bei Sommerspielen auf dem Programm stehen. Seit den ersten Spielen der Neuzeit im Jahr 1896, als der Deutsche Carl Schumann Olympiasieger wurde, gehörte die traditionsreiche Sportart ohne Unterbrechung dazu. Auch im antiken Olympia waren die Ringer stets dabei gewesen.

Neben dem Modernen Fünfkampf, für dessen olympische Zukunft Klaus Schormann, seit 20 Jahren Präsident des Weltverbandes UIPM, erneut erfolgreich kämpfte, war im Vorfeld vor allem Taekwondo als möglicher Wackelkandidat gehandelt worden.

Am Ende kam die IOC-Programmkommission unter dem Italiener Franco Carraro zu dem Schluss, dass das 2012 in London noch mit 18 Wettbewerben der Männer (je 7 Freistil und Griechisch-Römisch) und Frauen (4 Freistil-Klassen) vertretene Ringen am wenigsten die Voraussetzung für einen Verbleib im Olympiaprogramm erfülle.

Insgesamt wurden 39 Kriterien herangezogen, um die Olympia-Tauglichkeit aller 26 Sportarten zu überprüfen. Wichtige Punkte waren dabei TV-Quoten, Ticket-Verkauf, weltweite Verbreitung, Popularität und Engagement im Anti-Doping-Kampf.

Ringen gehörte bei den Olympischen Spielen der Antike unter dem Namen "Pale" zum Fünfkampf, war aber auch Einzeldisziplin. Seit den Sommerspielen 2004 ist auch das Ringen der Frauen olympisch, jedoch nur im Freistil. Hier gilt der gesamte Körper als Angriffsfläche, im Griechisch-Römisch (oder Greco) nur der Körper oberhalb der Gürtellinie.

(Quelle: DOSB mit Material vom SID)


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