Schutz von Kindern vor Missbrauch im Sport

Johannes-Wilhelm Rörig, der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) der Bundesregierung, hat die Spitzenverbände des deutschen Sports zu intensiveren Schutzmaßnahmen aufgefordert.

Laut einer STudie der Deutschen Sporthochschule Köln ist ein Drittel der befragten Spitzensportlerinnen und -sportler bereits sexualisierter Gewalt im Sport ausgesetzt gewesen. Foto: picture-alliance
Laut einer STudie der Deutschen Sporthochschule Köln ist ein Drittel der befragten Spitzensportlerinnen und -sportler bereits sexualisierter Gewalt im Sport ausgesetzt gewesen. Foto: picture-alliance

Anlässlich des Europäischen Tags "zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch“ sagte Rörig am Donnerstag in Berlin: „Alle im Sport Aktiven müssen begreifen, dass es ihre Aufgabe ist, die ihnen anvertrauten Mädchen und Jungen zu schützen. Nur so können Eltern ihre Kinder mit ruhigem Gewissen zum Sport schicken und Mädchen und Jungen von den tollen Möglichkeiten des Sports profitieren.“

Rörig forderte die Spitzenverbände des deutschen Sports auf, die Vereine stärker dabei zu unterstützen, verbindliche Regeln zum Schutz vor sexueller Gewalt im Sport zu etablieren: „In Deutschland sind über sieben Millionen Kinder und Jugendliche in Sportvereinen aktiv. Alle Vereine müssen ein Interesse haben, die ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen zu schützen und nicht zum Tatort sexueller Gewalt zu werden. Prävention muss höchste Priorität haben.“ 

Rörig verwies auf die Studie „Safe Sport“ der Sporthochschule Köln (2017): Ein Drittel der befragten Spitzensportlerinnen und -sportler seien demnach bereits sexualisierter Gewalt im Sport ausgesetzt gewesen, darunter jede/r Neunte schwerer sexualisierter Gewalt. Nur die Hälfte der befragten Vereine gab an, dass Prävention für sie ein relevantes Thema sei. „Das sind bedrückende Zahlen“, so Rörig. „Nirgends außerhalb der Schule sind so viele Minderjährige Erwachsenen anvertraut wie im Sport. Das bringt eine enorme Verantwortung mit sich, zumal die ausgeprägten Vertrauens- und Nähe-, aber auch Macht- und Abhängigkeitsverhältnisse zwischen den jungen Sportlerinnen und Sportlern und den Trainerinnen und Trainern leicht ausgenutzt werden können. Alle im Sport Aktiven müssen achtsam sein und mögliche Risiken sexueller Gewalt im Blick haben. Gleichzeitig müssen sie als vertrauensvolle Ansprechpersonen wissen, was zu tun ist, wenn sich ein Kind anvertraut oder ein Verdacht im Raum steht.“

Rörig bekräftigte seine Forderung, dass jeder der rund 90.000 Sportvereine umfassend in Prävention investieren müsse: „Kinderschutz muss gelebter Vereinsalltag sein. Das gibt Handlungssicherheit und schützt Hauptberufliche und Ehrenamtliche vor falschem Verdacht. Den jungen Sportlerinnen und Sportlern muss deutlich gemacht werden, dass sexuelle Übergriffe im Verein nicht toleriert werden. Sie müssen erfahren, dass ihre Hinweise und Beschwerden auf offene Ohren stoßen und wissen, an wen sie sich wenden können. Und: Gegenüber Tätern und Täterinnen darf es bei sexuellen Übergriffen kein Verständnis geben, auch dann nicht, wenn sie die Minderjährigen erfolgreich trainieren.“

Hierfür bräuchten die Vereine mehr Unterstützung durch die Spitzenverbände, die Landessportbünde und den DOSB. Die aktuellen Beschlüsse der Deutschen Sportjugend (dsj) zeugten von einem deutlichen Engagement im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit im Sport und setzten ein klares Zeichen gesellschaftlicher Verantwortungsübernahme, auch über den Sport hinaus. Nun gelte es, dafür nachhaltige Unterstützung durch die Akteure des Leistungs- und Profisports zu sichern. Wichtig seien feste und dauerhaft für den Kinderschutz verantwortliche Ansprechpersonen in den Vereinen und mehr Schulungen für Haupt- und Ehrenamtliche. Das Thema sexuelle Gewalt sollte außerdem verbindlich in die Lizenzausbildung aufgenommen werden. Bestehende Fortbildungsangebote der Landessportbünde in Kooperation mit Fachberatungsstellen seien ein wichtiger Schritt. „Eine Kultur der Achtsamkeit kann nur dort entstehen, wo Menschen entsprechend fortgebildet und sensibilisiert sind“, so Rörig, „das gibt es nicht zum Nulltarif."

(Quelle: UBSKM)


  • Laut einer STudie der Deutschen Sporthochschule Köln ist ein Drittel der befragten Spitzensportlerinnen und -sportler bereits sexualisierter Gewalt im Sport ausgesetzt gewesen. Foto: picture-alliance
    Laut einer STudie der Deutschen Sporthochschule Köln ist ein Drittel der befragten Spitzensportlerinnen und -sportler bereits sexualisierter Gewalt im Sport ausgesetzt gewesen. Foto: picture-alliance