Stichwort: Jahrestagung der Athletenvertreter

Drei Fragen an Claudia Bokel, die seit 2008 Athletenvertreterin im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) ist, zur Jahrestagung der Athletenvertreter in Hamburg.

Claudia Bokel unterstützt die Duale Karriere von Spitzensportlern.
Claudia Bokel unterstützt die Duale Karriere von Spitzensportlern.

DOSB PRESSE: Die Athletenvertreter aus den Verbänden haben bei ihrer Jahrestagung am vergangenen Wochenende in Hamburg die „Duale Karriere“ in den Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit gestellt und einen Forderungskatalog erarbeitet. Ist die berufliche Perspektive parallel zur sportlichen auch beim IOC ein Thema?

BOKEL: Unbedingt, die Duale Karriere als wichtiger Größe bei der Entwicklung von Sportlerpersönlichkeiten hat das IOC schon länger im Blick. Für diesen speziellen Bereich wurde sogar eine eigene Arbeitsgruppe eingerichtet, der ich seit meiner Wahl zur IOC-Athletenvertreterin im vergangenen Jahr selbst angehöre. Das Gremium heißt „IOC Athletes Career Programme“ und ist praktisch eine Koordinierungs- und Steuerungsgruppe. Duale Karriere ist schließlich nicht nur ein wichtiges Thema für deutsche Athleten, das ist ein internationales Problem. Die Steuerungsgruppe beim IOC versucht Anstöße und Hilfestellungen zu geben, damit Athleten nach ihrer sportlichen Karriere nicht mit leeren Händen dastehen, sondern anschließend im Berufsleben Fuß fassen können - optimal ist natürlich ein nahtloser Übergang.

DOSB PRESSE: Wie muss man sich diese Hilfestellungen vorstellen?

BOKEL: Es gibt schon seit mehreren Jahren ein Programm in Kooperation mit dem internationalen operierenden Zeitarbeitsunternehmen Adecco, das selbst in Kreisen von Spitzensportlern kaum bekannt ist. Da werden zum Beispiel Hilfestellungen für das Anfertigen des eigenen Lebenslaufs und von Bewerbungsunterlagen gegeben, aber Sportler unter anderem auch darüber professionell aufgeklärt, wie sie ihre im Leistungssport erworbenen Qualitäten und Stärken später auf der Suche nach beruflicher Ausbildung und nach einem Job einsetzen können. Da wird auch schon mal nach geeigneten Praktikumsplätzen oder Jobs Ausschau gehalten. Vor diesem Hintergrund versucht die IOC-Arbeitsgruppe natürlich auch, bei den Olympia-Sponsoren mehr Verständnis für die duale Karriere zu entwickeln und entsprechende Plätze für Praktika, Aus- und Weiterbildung zur Verfügung zu stellen. Das ist genau wo wichtig wie finanzielle Unterstützung.

DOSB PRESSE: Können auch deutsche Sportler von diesen Hilfestellungen des IOC profitieren?

BOKEL: Natürlich kann das Programm genau so von deutschen Leistungssportlern genutzt werden. Entweder man wendet sich bei Fragen zur dualen Karriere direkt an das Unternehmen Adecco mit seinem international verzweigten Netzwerk. Oder man klopft beim Deutschen Olympischen Sportbund bei der Mitarbeiterin Sabine Krapf an, die bestens um diese Möglichkeiten weiß. Es gibt also zwei Wege, die zum selben Ziel führen können. Manchmal ist es für einen Sportler ja schon wichtig, in Zeiten, in denen vielleicht nicht so viele Wettkämpfe anstehen - wie vielleicht in einer nacholympischen Saison - ein Praktikum zu absolvieren. Es ist auch wichtig, dass ein Sportler sich bewusst ist, dass eine Ausbildung oder ein Studium wichtig sind, um anschließend im Berufsleben Fuß fassen zu können. Deshalb sollten möglichst viele unserer eigenen Sportler von der Existenz dieses IOC Athletes-Carreer-Programms wissen. Das sind wichtige Informationen, die wir zum Beispiel über die Athletenvertreter und den „Beirat der Aktiven“ bekannter machen können.


  • Claudia Bokel unterstützt die Duale Karriere von Spitzensportlern.
    Claudia Bokel unterstützt die Duale Karriere von Spitzensportlern.