Studie „Doping in Deutschland“ - Steiner soll Empfehlungen ausarbeiten

Eine unabhängige Kommission unter Vorsitz des ehemaligen Bundesverfassungsrichters Prof. Udo Steiner soll dem DOSB-Präsidium Empfehlungen für den Umgang mit der Studie „Doping in Deutschland“ geben.

DOSB-Präsident Thomas Bach nimmt Stellung zur Studie "Doping in Deutschland". Foto: picture-alliance
DOSB-Präsident Thomas Bach nimmt Stellung zur Studie "Doping in Deutschland". Foto: picture-alliance

Das kündigte DOSB-Präsident Thomas Bach am Montagabend im ZDF heute Journal an. „Udo Steiner wird diesen Bericht evaluieren und dann Empfehlungen geben für den Umgang damit und auch für Lehren für die Zukunft“, sagte Bach im Gespräch mit Moderator Claus Kleber und fuhr fort: „Wir wollten Klarheit und Offenheit. Und jetzt kann man sich mit größtmöglicher Transparenz mit diesen Ergebnissen auseinander setzen.“

Das Interview im ZDF heute Journal im Wortlaut:

CLAUS KLEBER:Vor zwei Jahren standen schon einmal Vorwürfe in dieser Richtung im Spiegel, danach gab es eine Menge Medien, die das abgeschrieben haben. Die Öffentlichkeit war ein bisschen abgelenkt durch andere Dinge, aber Sie müssen das mitbekommen haben. Was haben Sie seitdem dafür getan, dass diese Dinge in voller Offenheit jetzt vor die Öffentlichkeit gebracht werden?

THOMAS BACH: Nun es hat immer wieder wichtige Veröffentlichungen gegeben über Doping auch in Westdeutschland. Ich erinnere hier an die Forschungen von Singler/Treutlein oder von Frau Berendonk und Herrn Franke. Und genau das hat uns im DOSB dazu bewogen, eine Studie anzuregen und zu initiieren, die all das zusammenfasst, die umfassend aufklärt, weil wir die Wahrheit auf dem Tisch haben wollen und weil wir aus dieser Wahrheit über die Vergangenheit unsere Lehren für den Kampf gegen Doping in der Zukunft ziehen wollen.

KLEBER:In den letzten zwei Jahren ist diese Studie, die offenbar zu großen Teilen schon vorlag, noch unter Verschluss gehalten worden und kommt nun durch die Süddeutsche Zeitung an die Öffentlichkeit.

BACH: Nein. Jetzt ist der Abschlussbericht vorgelegt worden. Der DOSB ist im Übrigen auch nicht der Auftraggeber dieser Studie, sondern der Initiator. Der Auftraggeber ist das Bundesinstitut für Sportwissenschaften. Auf unsere Nachfragen hin ist uns erklärt worden - gerade in den letzten Monaten - dass der Bericht beim Bundesbeauftragten für Datenschutz liegt und erst dann freigegeben werden kann. Er liegt jetzt als Abschlussbericht vor und wir sind gespannt auf die öffentliche Diskussion.

KLEBER:Mit vielen geschwärzten Namen und Zusammenhängen. Gerade hat der von Ihnen schon zitierte Prof. Franke darauf hingewiesen, dass ostdeutsche Sportler und Funktionäre damit leben mussten, angeklagt zu werden und in die Öffentlichkeit zu kommen mit ihren Namen. Das soll den Westdeutschen jetzt erspart bleiben?

BACH: Nein. Es sind ja Namen in dem Bericht verzeichnet. Es gibt aber offenbar einen vorherigen Bericht, in dem mehr Namen stehen. Ich konnte hier vor der Sendung noch einmal kurz telefonieren und dabei wurde  mir versichert, dass dieser Abschlussbericht getragen ist von den Forschern und der Humboldt-Uni in Berlin und keine Kürzungen vorgenommen worden sind durch das Bundesinstitut für Sportwissenschaften, und dass diese Diskrepanz wohl wissenschaftliche und rechtliche Gründe hat. Das muss man respektieren, wenn es hier datenschutzrechtlich nachvollziehbare Gründe gibt, aber - wie gesagt - das ist mein Informationsstand, den ich erst vor einigen Minuten einholen konnte.

KLEBER: Einer der Forscher, die von Ihnen initiiert worden sind, wie Sie sagen, sagte, es habe in einem fast unglaublichen Ausmaß und systematisch Doping auch im westdeutschen Sport gegeben. Wie gehen Sie mit dieser Einschätzung jetzt um?

BACH: Wir haben eine unabhängige Kommission eingesetzt und den Vorsitzenden benannt, das ist der ehemalige Bundesverfassungsrichter Udo Steiner. Er wird diesen Bericht evaluieren und wird dann auch dem Präsidium des DOSB Empfehlungen geben für den Umgang damit und auch für Lehren für die Zukunft. Im Übrigen findet bereits jetzt eine sehr breit angelegte wissenschaftliche und öffentliche Diskussion statt. Das ist das, was wir wollten. Wir wollten Klarheit und Offenheit. Und jetzt kann man sich mit größtmöglicher Transparenz mit diesen Ergebnissen auseinander setzen.

KLEBER: Sie sind jetzt seit Jahrzehnten erfolgreich in vielen Funktionen im Sport tätig, als Athlet, dann als Funktionär. Hat Sie das jetzt überrascht? Es kann doch nicht sein, dass Sie in all den Jahren vom Ausmaß dieser Betrügereien - wie wir das heute nennen würden - keine Kenntnis bekommen haben.

BACH: Schon als Athlet - ich war ja selbst Mitglieder der Olympiamannschaft 1976 - war für uns in Fechterkreisen das Thema Doping kein Thema.

KLEBER: Nie davon gehört?

BACH: In unseren Kreisen war das wirklich kein Thema. Wir haben dann hinterher aus Zeitungen und vielen anderen Quellen natürlich immer Einzelstücke erfahren. Daher rührt auch mein Kampf gegen Doping. Bereits zur damaligen Zeit als Athletensprecher, als wir 1981 dann lebenslange Sperre für Dopingtäter gefordert haben. Seitdem setze ich mich für eine Null-Toleranz-Politik im Kampf gegen Doping ein.

KLEBER: Die Studie konnte nur bis 1990 gehen, für Forschungsarbeiten darüber hinaus stand kein Geld zur Verfügung. Werden Sie dafür sorgen, dass das auch bis in die Jetzt-Zeit transportiert wird?

BACH: Da sind die Informationen ein wenig widersprüchlich. Das BISp hat uns auf entsprechende Nachfrage erklärt, es seien Gelder zur Verfügung gestanden, die seien aber nicht abgerufen worden. Aber auch dem können wir gerne noch einmal nachgehen.

KLEBER:Das wird sich jetzt gewiss klären. Höchste Zeit wäre es. Dankeschön Herr Bach.

(Quelle: ZDF heute Journal vom 05.08.2013)


  • DOSB-Präsident Thomas Bach nimmt Stellung zur Studie "Doping in Deutschland". Foto: picture-alliance
    DOSB-Präsident Thomas Bach nimmt Stellung zur Studie "Doping in Deutschland". Foto: picture-alliance