Tipp des Monats: Sport am Strand

In der Ausgabe Juli/August 2010 von "Gesund + fit" gibt es Informationen zu Sport am Strand

"Beachsoccer" (c) picture alliance/dpa
"Beachsoccer" (c) picture alliance/dpa

Beim Urlaub am Meer geht man schwimmen - ist ja klar! Nach dem Bad im kühlen Nass liegen die meisten Menschen dann bewegungslos in der Sonne und lassen sich ebendiese auf den Bauch scheinen. So mancher baut noch eine Sandburg - aber damit ist der Bewegungsdrang auch meist schon erschöpft! Dabei bietet der Strand - sei es am Meer, an Seen oder auch in künstlicher Form in Innenstädten oder Freibädern eine Fülle an Sportmöglichkeiten.

Bei Beachsportarten denkt man zuallererst an Beach-Volleyball, weil diese Sportart in ihrer Turnierform mittlerweile große mediale Aufmerksamkeit genießt und damit ein hohes Publikumsinteresse hervorruft. Wie auch die anderen Beachsportarten, ist Beachvolleyball eine Variante des großen Sportspiels Volleyball in der Form, dass die Regeln so abgeändert wurden, dass Volleyball am Strand bzw. im Sand spielbar wird.
Die Beachvarianten der großen Sportspiele haben oft den Charme, dass die Sportart um eine neue Facette erweitert wird, sie mit neuen Charakteristika wie "Fun", "Sommer" oder einer gewissen "Crazyness" aufgeladen werden und sie so für Laien und Medien interessanter und meist hinsichtlich des Regelwerks auch leichter zu verstehen sind.

Oft entwickelt sich eine Beachszene sehr eigenständig von der "Muttersportart". So ist Beachvolleyball, das sich in den Zwanzigerjahren in den USA zunächst als reine Funsportart entwickelte, sicher mittlerweile - zumindest was die Medienwirkung angeht - populärer als Hallenvariante und hat auch als Leistungssport den Weg in die olympischen Sportarten gefunden.

Beachsoccer
Die sandige Variante des Fußballs, Beachsoccer, entstand zwar auch bereits Ende des 19. Jahrhunderts, eine Profiliga gibt es allerdings erst seit 1998. Hier finden sich auch zunehmend prominente Namen ehemaliger Profifußballer wieder. Beachsoccer ist - wie könnte es anders sein - an den Stränden Brasiliens zuhause, wo es allerdings zunächst die Seeleute waren, die während ihrer Landgänge im Sand Fußball spielten.

Das heute für den Sand festgeschriebene Regelwerk sieht zwei Mannschaften mit je fünf Spielern (4 Feldspieler + 1 Torwart) vor, die auf einem 37 m langen und 28 m breiten Spielfeld spielen. Die Ausrüstung der Spieler besteht nur aus Hose und Trikot - gespielt wird barfuß.
Anders als auf dem Rasen, gibt es nicht die klassischen Halbzeiten, sondern das Spiel besteht aus drei Dritteln mit jeweils zwölf Spielminuten. Nach jedem Drittel wird die Seite gewechselt. Falls es nach dem dritten Drittel keinen Sieger gibt, geht das Spiel in eine Verlängerung von drei Minuten Dauer. Erst wenn auch die Verlängerung unentschieden endet, gibt es ein Neunmeterschießen.

Beachsoccer ist ein attraktives Spiel, da durch das Spiel auf "relativ" weichem Sand Direktabnahmen, Fallrückzieher oder Flugkopfbälle häufig zum Einsatz kommen und das Zuschauen spektakulär machen. Auch sorgen die Regeln dafür, dass das Spiel sehr schnell und temporeich ist. Beispielsweise gibt es eine 5-Sekunden-Regel für die Ausführung von Standardsituationen wie Ecken, Einwurf, Freistoß, Strafstoß etc. Durchschnittlich fallen so 10 Tore pro Spiel und alle 30 Sekunden kommt es zu einem Schuss aufs Tor. Dass die Feldspieler zu jedem Zeitpunkt und so oft wie gewünscht ausgewechselt werden können, sorgt ebenfalls für ein hohes Spieltempo.

Auch sonst gibt es Regelabweichungen zum "großen" Sportspiel. So darf beispielsweise bei einem Freistoß keine Mauer gebildet werden; d. h. beim Ausführen des Freistoßes darf sich zwischen dem Tor und dem ruhenden Ball kein Spieler der gegnerischen Mannschaft befinden. Auch muss der gefoulte Spieler den Freistoß/Strafstoß selber ausführen.

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BouleDie typischen Strandspiele
Neben den für den Strandbetrieb abgewandelten großen Sportspielen gibt es aber natürlich auch ganz kleine, aber absolut "klassische" Freizeit-Strand-Sand-Spielformen, die ebenfalls Spaß und Bewegung versprechen und den Vorteil haben, dass sie keine Anlagen und keine spezielle Ausrüstung benötigen.

So haben die meisten von uns sicher noch in Erinnerng, wie wir früher am Strand mit Eltern, Geschwistern und Freunden Boccia, Indiaca oder Frisbee gespielt haben oder Drachen haben steigen lassen.
Gerade Boule oder Boccia sind keineswegs langweilig, sondern Spiele für die ganze Familie (Kinder sollten alt genug sein, um sich die Kugeln nicht auf die Füße fallen zu lassen), bei denen sich mit Taktik viel machen lässt.

Boule oder Boccia
Boule und Boccia waren besonders im 19. Jahrhundert ausgesprochen verbreitete und beliebte Volkssportarten, die sich durch regionale Besonderheiten und leicht variierende Regeln unterschieden. Boule und Boccia sind sehr gesellige Ballspiele, die sich durch ähnliche Vorteile auszeichnen:

  • Die Bewegungsabläufe sind leicht zu erlernen.
  • In das Spiel lassen sich ohne Schwierigkeiten auch Menschen mit vorübergehenden oder dauerhaften Bewegungseinschränkungen integrieren.
  • Die Regeln sind einfach und dennoch bleibt das Spiel auch für Fortgeschrittene und Könner abwechslungsreich und spannend.

Boule und Boccia lassen sich gut im Sand spielen, denn die Unebenheiten machen das Spiel nicht unmöglich, lediglich interessanter und anspruchsvoller.
Da auch beim Boule und Boccia Wettkämpfe ausgetragen werden, gibt es natürlich offizielle Spielfeldabmessungen von 4 x 15 m Seitenlänge. Bei Freundschaftsspielen und im Freizeitbereich ist die Abmessung von Spielfeldern ausgesprochen unüblich. Dennoch gibt es auch hier Absprachen darüber, welche Kugeln noch gültig und welche ungültig sind.

Benötigt werden pro Mannschaft 6 Metallkugeln mit einem Durchmesser von 7,05 - 8,00 cm und einem Gewicht von 650 - 800 Gramm. Außerdem braucht man eine Zielkugel aus Holz, die mit 25 - 35 mm Durchmesser deutlich kleiner und leichter ist.
Beim sogenannten Triplette spielen jeweils drei Spieler gegeneinander und jeder Spieler spielt mit zwei Kugeln. Beim Spiel zwei gegen zwei spielt jeder Spieler dieser sogenannten Doublette mit drei Kugeln und beim Téte á Téte, dem Spiel eins gegen eins, spielen die Spieler ebenfalls mit drei Kugeln. Wenngleich in der Wettkampfform entweder in Dreiermannschaften, Doppel oder Einzel gespielt werden, ist im Freizeitsport jegliche Variation der Mannschaftsgröße denkbar. Entscheidend bei der Zusammenstellung der Mannschaften ist, dass jede Mannschaft gleich viele Kugeln erhält. Das heißt, selbst wenn eine Gruppe in Unterzahl spielt, erhält sie ebenso viele Kugeln wie die gegnerische Mannschaft.
Die Spielidee ist denkbar einfach. Man versucht eine oder mehrere Kugeln näher an eine bereits liegende Kugel (die sogenannte Zielkugel oder "Schweinchen") zu platzieren als der Gegner. Vor dem Spiel wird ausgelost, welche Mannschaft das Ziel, also die kleine Holzkugel, zuerst durch einen Wurf platzieren darf. Der Gewinner zeichnet einen Kreis auf den Boden (35 - 50 cm Durchmesser), aus dessen Mitte heraus er die Zielkugel 6 - 10 Meter weit geworfen wird. Danach wirft der erste Spieler derselben Mannschaft seine erste Kugel aus dem Kreis so nah wie möglich an das Ziel heran. Bei allen Würfen (sowohl denen der Zielkugel als auch denen der Metallkugeln) muss der Spieler mit beiden Füßen fest auf dem Boden in der Mitte des Kreises stehen und Bodenkontakt haben, bis die gespielte Kugel den Boden berührt.
Als nächstes ist der erste Spieler der gegnerischen Mannschaft dran und versucht seine Kugel näher am Ziel zu platzieren als die Kugel der anderen Mannschaft. Hierzu hat er zwei taktische Möglichkeiten: Legen oder Schießen. Beim Legen versucht er die eigene Kugel durch einen Wurf näher an das Ziel zu platzieren als die der gegnerischen Mannschaft oder aber auch, den Weg auf das Ziel für den Gegner zu versperren. Beim Schießen versucht er die gegnerische Kugel durch einen gezielten Wurf wegzuschießen oder aber die Lage der Zielkugel zu verändern, in dem diese getroffen wird. Gelingt die Aktion, ist der Gegner wieder an der Reihe. Ist die Aktion nicht erfolgreich, muss so lange gespielt werden, bis die Platzierung einer Kugel näher am Ziel gelungen ist oder aber die Mannschaft keine Kugeln mehr hat. Sind einer Mannschaft die  Kugeln ausgegangen, spielt die Gegnermannschaft dennoch alle Kugeln zu Ende. Denn eine Mannschaft erhält bei der finalen Abrechnung so viele Punkte, wie sie Kugeln näher am Ziel platziert hat als die beste Kugel des Gegners. So werden in einem Spiel mindestens 1 Punkt und maximal 6 Punkte vergeben.
Die Manschaft, die den Durchgang gewonnen hat, beginnt die nächste Spielrunde wieder mit der Zeichnung des Abwurfkreises, der an der Stelle zu zeichnen ist, an der bei der letzten Runde das Ziel lag. Endgültiger Sieger ist die Mannschaft, die nach mehreren Runden als erste 13 Punkte erreicht hat.

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Frisbee (c) picture alliance/dpaSpiel- und Spaßideen
Viele anderekleine Spiel- und Spaßideen im Sand lassen sich ganz ohne sportliche Vorkenntnis und mit wenig Vorbereitung mit Freunden, in der Familie oder im Sportverein umsetzen. Die Beteiligten müssen lediglich zwei Mannschaften bilden und können sofort loslegen:

Frisbee-Zielwurf
Markieren Sie einen Abwurfpunkt und in etwa 20 Metern Entfernung drei Kreise unterschiedlicher Größe mit Schnüren oder Bändern im Sand. Jeder Mitspieler der gegnerischen Mannschaften hat drei Würfe. Trifft er einen Kreis, bekommt er - je nach Zielgröße - fünf, drei oder einen Punkt angerechnet.

Das schwarze Loch
Die Aufgabe besteht darin, innerhalb von drei Minuten mit bloßen Händen ein möglichst tiefes Loch zu graben. Der Durchmesser des Loches ist egal, pro zehn Zentimeter Tiefe werden vier Punkte gezählt.

Pinguin-Rennen
Nacheinander muss jedes Mannschaftsmitglied zu einem dreißig Meter entfernten Kleiderhaufen laufen, sich dort Schwimmflossen, Taucherbrille, Hose, T-Shirt etc. anziehen, um eine Markierung und zurück laufen. Zum Schluss werden die Einzel-Zeiten der Mannschaftsmitglieder addiert - die Mannschaft, die schneller war, erhält zehn Punkte.

Wasser-Transport
Die beiden Mannschaften stehen sich gegenüber und werfen sich mit Wasser gefüllte Luftballons zu - und zwar pro Spieler ein Ball. Die Gruppe, deren Ballon als letztes zerplatzt, gewinnt und darf sich zehn Punkte anrechnen.

Die Exoten
Von den Klassikern zu den wirklichen Exoten: Neben den großen und den kleinen Spielen am Strand gibt es mittlerweile eine Fülle wirklich exotischer und außergewöhnlicher sportlicher Betätigungen am Strand, wie zum Beispiel:

Beachflingo
Beim Beachflingo haben die Spieler dieser Ballsportart ein elastisches Tuch zu einem Dreieck zwischen Hals und beiden Händen gespannt. Mit diesem spielen sie einen cirka tennisballgroßen Ball zwischen zwei oder mehr Mitspielern hin und her.

Touch Rugby
Touch Rugby wird zwar eigentlich auf Rasen gespielt, eignet sich aber auch hervorragend für den Sand. Touch Rugby ist dem Rugby entlehnt, zeichnet sich jedoch dadurch aus, dass es im Gegensatz zum ursprünglichen Rugby keinen harten Körperkontakt gibt. Zum Beispiel reicht das kurze Berühren mit der Hand (Touch), um den Ballbesitz zu erlangen. Daher ist das Verletzungsrisiko sehr gering.

Kitebuggyfahren
Auf einem in der Regel dreirädrigen "Buggy" sitzend, lässt man sich von einem sehr präzise zu lenkenden Drachen ziehen und saust mit diesem Gefährt über den Strand.

Gesundheit
Und wie steht es mit der Gesundheit bei all diesen Aktivitäten? Gemeinsam ist den Beachsportarten, dass sie den weichen, oft von der Sonne herrlich warmen Sand als Unterlage nutzen. Durch diesen weichen Untergrund werden einerseits die Gelenke geschont - gerade bei Sprüngen - und die Verletzungsgefahr ist minimal, da der Sand z. B. Stürze abfängt. Andererseits ist das Laufen im tiefen Sand extrem anstrengend und fordert nicht nur Kraft- und Ausdauerfähigkeit heraus, sondern stellt auch für Gelenke, Muskualtur und Sehnen eine ungewohnte Belastung dar, sodass man mit dem Training allmählich anfangen sollte. Dass der Sport im Sand so entspannt und leicht aussieht, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die sportliche Betätigung sehr anstrengend ist. Deshalb ist auch vor dem S(tr)andspaß aufwärmen unerlässlich.

Beim Traning im Sand unter freien Himmel gibt es einige Dinge, auf die man achten sollte:

  • Wer es nicht gewohnt ist, viel barfuß zu laufen - gerade im Sand - bekommt schnell Blasen, gerade durch häufige Richtungswechsel, Stopps und Antritte. Auch hier gilt, das Training langsam steigern. Wer eine Blase hat, sollte diese vor Beginn sorgfältig mit Pflaster und Tape abkleben, denn normale Pflaster halten im Sand meist nicht lange. Und wenn erstmals Sand in der Wunde ist, kann sich diese leicht entzünden.
  • Je nach Wetterlage, ist beim Beachsport Sonnenschutz unerlässlich. Gerade im "Eifer des Gefechts" merkt man häufig gar nicht, dass man verbrennt. Selbst bei bewölktem Wetter ist gerade in Nähe des Wassers die Intensität der Sonne nicht zu unterschätzen. Am besten cremt man sich bereits ausreichend lange vor der sportlichen Betätigung ein, damit die Sonnencreme in die Haut eingezogen ist, bevor man richtig anfängt zu schwitzen.
  • Auch die Augen sollte man unbedingt vor zu starker Sonneneinstrahlung schützen. Eine Sonnenbrille schützt nicht nur vor der Sonne, sondern verhindert auch, dass einem Sand in die Augen gerät und man auch gegen die Sonne noch halbwegs gut gucken kann.
  • Bei hohen Temperaturen muss man daran denken, ausreichend viel zu trinken.

Am meisten Spaß machen Beachsportarten natürlich, wenn man die wichtigsten Techniken erlernt hat. Und dann sind sie auch ganz besonders gesund! Deshalb lohnt es sich, gerade bei den anspruchsvolleren Disziplinen, im Sportverein einen Kurs zu besuchen. So lernt man auch am leichtesten Mitspieler und nette Mannschaften kennen.

Mit der richtigen Technik ist Sport am Strand auf jeden Fall gesund und ein plus für die Fitness: Neben der Ausdauer bei Betätigungen wie Beachvolleyball, -handball und -soccer werden immer auch die Muskeln gekräftigt und durch die Bewegung auf dem ungewohnten Untergrund die koordinativen Fähigkeiten, wie  z. B. Gleichgewichts- oder Rhythmisierungsfähigkeit trainiert. Sonne, gute Stimmung und Spaß am Beach sorgen für die Ausschüttung von Endorphinen, den sogenannten Glückshormonen. Die Sonneneinstrahlung trägt auch zur Stimmungsaufhellung bei und sorgt zudem dafür, dass die Vitamin-D Produktion stimuliert wird - ein Faktor, der wichtig für einen gesunden Knochenstoffwechel ist.

Also: Wer sich am Strand bewegt, statt sich nur in der Sonne zu aalen, hat mit Sicherheit viel Spaß und tut seiner Gesundheit etwas Gutes!

Dieser Artikel erscheint auch in der Zeitschrift SportPraxis 7+8/2010
www.sportpraxis.com


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