Vereine in Bremen und Niedersachsen wollen Energieverbrauch senken

Das Ziel: Den Wasser-, Strom-, Gas- und Ölverbrauch in den Sportstätten um zehn Prozent senken und so Umwelt und Geldbeutel schonen.

Sport im Dunkeln soll es auch in Zukunft in Bremen und Niedersachsen nicht geben, allerdings soll Energie gespart werden. Copyright: picture-alliance
Sport im Dunkeln soll es auch in Zukunft in Bremen und Niedersachsen nicht geben, allerdings soll Energie gespart werden. Copyright: picture-alliance

Anders als zumeist üblich, wollen 15 Bremer und niedersächsische Sportvereine das schaffen - in einem zweijährigen Projekt mit dem Landessportbund (LSB) Bremen und dem Regionalen Umweltbildungszentrum Hollen e.V. (Umweltzentrum Hollen) in Ganderkesee. Ohne viel Geld in bauliche Maßnahmen zu investieren, wollen sie effektiv und langfristig Energie sparen. "Erfahrungen in Bremen und in Ganderkesee zeigen: Das ist machbar!" sagen LSB-Geschäftsführer Klaus Peter und Projektkoordinator Martin Brinkmann vom Umweltzentrum Hollen. Nun haben sie das gemeinsam initiierte Vorhaben vorgestellt. 

Förderung durch Deutsche Bundesstiftung Umwelt

Gefördert wird das "Modellprojekt für Deutschland", das zigtausend Sportlerinnen und Sportler einbindet, mit gut 80.000 Euro von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Willi Lemke, Bremer Senator für Inneres und Sport sowie Werder Bremen-Aufsichtsratsvorsitzender, unterstützt das Projekt. Sichtlich angetan von der "beeindruckenden Initiative" versprach er in großer Runde, einen Sponsor zu finden: für ein Preisausschreiben im Wettbewerb unter den erfolgreichsten Energiesparern unter den Vereinen. 

Ein defektes Magnetventil in der Wasserversorgung, eine nachts unbemerkt durchlaufende Belüftungsanlage: Häufig sind es nur kleine, nicht erkannte technische Details, die die Sportvereine Tausende Euro kosten. Ein neues Magnetventil kostet wenig und der Knopfdruck nichts. Und es ist das Verhalten der Sportlerinnen und Sportler in den Sportstätten, die häufig gar nicht wissen, wo und wie sich zum Beispiel die Hallentemperatur drosseln oder das Licht in den Geräteräumen ausschalten lässt. Bisweilen kümmern sie sich auch einfach nicht darum, denn verantwortlich ist ja "jemand anderes" - der Hallenwart, der Hausmeister, der Übungsleiter... Genau hier greift das Projekt mit dem langen Titel "Klimaschutz in Sportvereinen: Energiemanagement in Sportvereinen und Verhaltensänderung von Übungsleitern, Sportlern und Hausmeistern als Beitrag zum Klimaschutz".

Aufklärung für Sportlerinnen und Sportler 

Mit Änderungen in der Informationspolitik, einer verbesserten Aufklärung der Sportlerinnen und Sportler, der Unterstützung der Sportstätten-Verantwortlichen und der technischen Mitarbeiter, mit einem Energiespar-Trainingsprogramm und mit der Einführung eines Energie-Controllings für jede der Sportstätten wollen die Projektbeteiligten ihr ehrgeiziges Ziel erreichen. Indem die Vereine die Verbräuche ihrer Sportstätten veröffentlichen, sie darüber dann auch mit den Verbräuchen anderer Sportstätten vergleichen können und zudem noch Informationen über deren Einsparmaßnahmen erhalten, sollen Motivationen geschaffen und Nachahmungseffekte erreicht werden. 

Dem Projekt zugrunde liegt ein ausgeklügeltes Programm, dessen Umsetzung nun nach zweijähriger Vorarbeit vom DBU bewilligt wurde. Aufgabe ist es, die Energieverbräuche für alle Hallennutzerinnen und
-nutzer transparent zu machen, sie zu überzeugen und zum mitverantwortlichen Handeln zu motivieren. Gemeinsam mit den Sportlerinnen und Sportlern werden die Projektpartner und Vereine exemplarisch Möglichkeiten zur Energieeinsparung entwickeln und auch demonstrieren. Dabei werden Einsparideen gesammelt, umgesetzt und über einen eigenen Internet-Auftritt veröffentlicht. Dort auch werden anderen Vereinen in Deutschland Dokumentationsmaterialien und Untersuchungsergebnisse zur Verfügung gestellt - vom simplen Hallenaushang bis hin zu umfangreichen Checklisten.

Bis zu 20% Einsparpotenzial 

Allein in Bremen schlägt der Energie- und Wasserverbrauch in Sportstätten jährlich mit rund 2,5 Millionen Euro zu Buche. Dass sich das unmittelbar auf die Vereinsbeiträge auswirkt, wissen die Sportlerinnen und Sportler nur zu gut. Das von den beteiligten Fachleuten prognostizierte Einsparpotenzial von bis zu 20 Prozent stimmt die Projektbeteiligten zuversichtlich. In ihren Projekten zum Energiesparen in Schulen hätten die Gemeinde Ganderkesee und das Umweltzentrum Hollen dies mehrfach belegt, sagt Brinkmann. "Doch bei aller Euphorie, das Sporttreiben muss möglich bleiben - und das unter vernünftigen Bedingungen!", mahnt Horst Reiß, Vorstandsvorsitzender des TSV Ganderkesee. 

"Mit dem Projekt wandern wir auf schmalem Grat und bohren dicke Bretter." Wer im Winter oder abends spät draußen Fußball spiele, brauche Flutlicht. Mit dem Beispiel sprach er den Sportlerinnen und Sportlern aus der Seele. Künftig bei Kerzenlicht kicken, bei 10 Grad Hallentemperatur Yoga üben oder nach dem Sport kalt duschen? Solche Szenarien haben die Projektpartner nicht im Sinn. Dass sich Energiesparen auch ohne derartige Radikalmaßnahmen sehr erfolgreich praktizieren lasse, hätten bereits andere Projekte bewiesen. "Zum Beispiel die Bremer Schulen", wirft Lemke ein. 

LSB-Präsident Peter Zenner sprach auch vom "Flöhehüten" - allen Vereinsvorständen bestens bekannt. Von der Pampers-Fußball-Liga bis zum Senioren-Sportclub, vom Hausmeister oder Sportwart bis zum ehrenamtlichen Übungsleiter - es gilt, jeder der sehr vielfältigen Zielgruppen gerecht zu werden, sie anzusprechen, in ihrem Engagement zu unterstützen und zu motivieren. Doch auch Zenner ist zuversichtlich: Das sei nicht leicht, aber durchaus zu schaffen.


  • Sport im Dunkeln soll es auch in Zukunft in Bremen und Niedersachsen nicht geben, allerdings soll Energie gespart werden. Copyright: picture-alliance
    Sport im Dunkeln soll es auch in Zukunft in Bremen und Niedersachsen nicht geben, allerdings soll Energie gespart werden. Copyright: picture-alliance