Warnschuss der NADA an Eishockey-Bund

Ein Interview mit Generaldirektor Michael Vesper zur Kündigung der Vereinbarung der NADA mit dem Deutschen Eishockey-Bund (DEB).

 

Der Generaldirektor Michael Vesper zum Ausschluss der DEB aus der NADA-Vereinbarung.
Der Generaldirektor Michael Vesper zum Ausschluss der DEB aus der NADA-Vereinbarung.

DOSB: Herr Vesper, die Nationale Anti-Doping-Agentur hat ihre Vereinbarung mit dem Deutschen Eishockey-Bund über Trainingskontrollen gekündigt – sie sieht nach einer verweigerten Dopingkontrolle und wegen nicht für den nationalen Testpool gemeldeten Spielern keine Geschäftsgrundlage mehr. Wie bewerten Sie diesen Vorgang? 

Vesper: Da hat die NADA einen Warnschuss abgegeben, der den Verband dazu bewegen soll, die geltenden Anti-Doping-Regularien in sein Regelwerk zu übernehmen. Wenn ein Athlet einen Test bewusst verweigert, ist das gegenüber einem bloßen Meldepflichtverstoß ein schwereres Vergehen. Als mildernder Umstand ist zu berücksichtigen, wenn die Verweigerung rasch zurückgenommen wird. Das sollte ein neutrales Schiedsgericht bewerten. Außerdem ist klar, dass die Teilnehmer an einer Weltmeisterschaft im Nationalen Testpool gemeldet sein müssen.  

DOSB: Wie kann die Situation gelöst werden? 

Vesper: Natürlich kann die Kündigung durch die NADA nicht das letzte Wort sein. Wir haben ein gemeinsames Interesse an einem funktionierenden Kontrollsystem, zu dem selbstverständlich auch der Deutsche Eishockey-Bund gehört. Seine Athleten haben einen Anspruch darauf, dass ihre Rechte und Pflichten genau definiert sind. Darum finde ich es gut, dass beide Seiten unserer Einladung zu einem Gespräch nach Pfingsten folgen werden. Vielleicht kommt dann ja der Heilige Geist über alle Beteiligten.  

DOSB: Was wird aus dem Spieler Florian Busch, der mit seiner verweigerten Kontrolle einer der Auslöser der Kontroverse war? 

Vesper: Er hat eine Riesendummheit begangen. Die jüngsten Mel­dun­gen sagen, dass die WADA fordert, seinen Fall neu zu verhandeln. Wir müssen nun abwarten, wie der Internationale Eishockeyverband entscheidet. Er hat angekündigt, dies vor dem nächsten Spiel unserer Mannschaft bei der WM in Kanada zu klären. Dessen ungeachtet wünsche ich dem DEB großen sportlichen Erfolg und den Einzug in das Viertelfinale – und möglichst sogar mehr. 

DOSB: Hat der aktuelle Streit Auswirkungen auf die Olympianominierung für Vancouver 2010? 

Vesper: Diese Frage stellt sich heute noch nicht. Nach unseren Nominierungsgrundsätzen werden wir nur Sportler melden können, die ab Anfang 2009 dem Dopingkontrollsystem unterliegen. Bis dahin ist noch Zeit genug, den derzeitigen Konflikt aufzulösen.


  • Der Generaldirektor Michael Vesper zum Ausschluss der DEB aus der NADA-Vereinbarung.
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