Zivilgesellschaft beginnt Bildungsdialog mit Politik und Wissenschaft

Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und die Bertelsmann Stiftung brachten in Berlin Akteure der Zivilgesellschaft, Politik und Wissenschaft in einen Dialog.

Die Zivilgesellschaft erbringt beispielsweise im Sport wichtige Bildungsleistungen. Foto: LSB NRW
Die Zivilgesellschaft erbringt beispielsweise im Sport wichtige Bildungsleistungen. Foto: LSB NRW

Die Erkenntnis des Abends am 11. Mai im Berliner Allianz Forum: Der Übergang von einem Bildungssystem zu einer Bildungsgesellschaft muss den Blick vom formalen Bildungsorten wie Schule, Hochschule und beruflicher Ausbildung hin auch zu zivilgesellschaftlichen Akteuren weiten. Aber wie kann dies dies geschehen?

Nach der Begrüßung durch den Präsidenten des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft, Prof. Dr. Dr. Andreas Barner, führte Prof. Dr. Thomas Rauschenbach, Vorstandsvorsitzender und Direktor des Deutschen Jugendinstituts, in die Diskussion ein. Thomas Rauschenbach unterstrich die aus wissenschaftlicher Sicht unverzichtbare Rolle zivilgesellschaftlicher Lernorte für eine umfassende Bildung und beschrieb in diesem Kontext u.a. die umfassenden Potenziale des Lernortes Sportverein, der für die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen einen großen Beitrag leistet. Zugleich betonte er aber auch die Notwendigkeit, dass sich zivilgesellschaftliche Organisationen vermehrt gegenüber Wissenschaft und Bildungspolitk öffnen müssten, wenn sie ihr großes Bildungspotenzial mit anderen Bildungsakteuren vernetzen wollten.

Auf dem anschließenden Podium tauschten sich Expertinnen und Experten über die Bildungspotenziale der Zivilgesellschaft aus. Dabei vertrat Kornelia Haugg, Abteilungsleiterin im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), die bildungspolitische Seite und betonte die großen Investitionen der Bundespolitik zur Förderung zivilgesellschaftlicher Bildungspotenziale, wie etwa das Programm „Kultur macht stark – Bündnisse für Bildung“.

Größere Handlungsfreiheit für Kommunen

Dr. Christoph Eichert, Vorstand der Herbert-Quandt-Stiftung, forderte als früherer Oberbürgermeister eine größere Rolle der Kommunen ein. Die Kommunen seien in der Lage, die unterschiedlichen Bildungsakteure vor Ort zu vernetzen. Ihnen müsse dafür aber eine größere Handlungsfreiheit in Bildungsfragen gegeben werden.

Dr. Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann Stiftung, unterstrich die Relevanz des Themas für die Bertelsmann-Stiftung, die als Mit-Ausrichterin des Abends einen wichtigen Beitrag dazu geleistet hat, die Bildungspotentiale der Zivilgesellschaft in den Fokus der Debatte zu stellen.

Durch „Zwischenstimmen“ konnten zwei Akteure der Zivilgesellschaft konkrete Beispiele und Anliegen mit in die Diskussion einbringen. Ulrike Sommer, Geschäftsführerin von RuhrFutur, stellte eine Bildungsinitiative vor, die das Bildungssystem in der Metropole Ruhr systematisch verbessern möchte und mit dem Ansatz des Gemeinsamen Wirkens („Collective Impact“) vernetzend und innovativ agiert.

"Zivilgesellschaft erbringt unverzichtbare Bildungsleistungen"

Dr. Karin Fehres, Vorstand Sportentwicklung des Deutschen Olympischen Sportbundes und Mitglied im Sprecherrat des Bündnisses für Gemeinnützigkeit, vertrat mit dem Blick des gemeinnützigen Sports die Seite der Zivilgesellschaft. Ihr Zwischenruf unterstrich die wichtige Rolle zivilgesellschaftlicher Akteure für die Bildungsrepublik Deutschland: „Die Zivilgesellschaft erbringt hochsignifikante und unverzichtbare Bildungsleistungen, die rein quantitativ den staatlichen und halbstaatlichen Bildungssektor bei weitem übertreffen und qualitativ zum Teil mit diesem vergleichbar sind. Diese Potentiale sichtbar zu machen, Synergien herzustellen und zivilgesellschaftliche Bildungsleistungen als integralen Bestandteil nationaler Bildungspolitik zu entwickeln, ist eine hochaktuelle Aufgabe und im europäischen Kontext gefordert.“

Allerdings stellte Karin Fehres fest: „Dieses gesellschaftlich unverzichtbare und einzigartige Leistungsspektrum bleibt bildungspolitisch nahezu unbeachtet und so gut wie unbearbeitet“. Deshalb appellierte sie an die bildungspoltischen Akteure: „Bildung ist in Deutschland nach wie vor Bildung im Kopf. Doch eine hochtechnisierte, übers Internet kommunizierende und immer älter werdende Gesellschaft braucht zwingend den ganzheitlichen Blick auf Bildung. Wir sind daher gefordert, bis ins hohe Alter ,Herz´ und ,Körper´ deutlich stärker in unseren Fokus zu nehmen, als dies bisher der Fall war. Denn körperliche und emotionale Entwicklung ist beileibe kein ,nice to have´, und sie geschieht schon gar nicht zufällig. Sie erfordert vielmehr sorgfältig und verantwortungsvoll gestaltete Bildungsprozesse sowie geeignete und motivierende Settings, Bildungsräume. Genau dies bieten Zivilgesellschaft im Allgemeinen und der Vereinssport im Besonderen. Gehen wir also in der bildungspolitischen Debatte den wichtigen Schritt zu einem ganzheitlichen Bildungsverständnis.“

(Quelle: DOSB)


  • Die Zivilgesellschaft erbringt beispielsweise im Sport wichtige Bildungsleistungen. Foto: LSB NRW
    Die Zivilgesellschaft erbringt beispielsweise im Sport wichtige Bildungsleistungen. Foto: LSB NRW