IOC-Erklärung gegen die Politisierung des Sports

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) bekräftigt seine entschiedene Haltung gegen die Politisierung des Sports. Anlass ist die Ankündigung Russlands "Freundschaftsspiele" auszurichten.

Die Olympische Bewegung verurteilt nachdrücklich jede Initiative zur vollständigen Politisierung des Sports. Foto: picture-alliance
Die Olympische Bewegung verurteilt nachdrücklich jede Initiative zur vollständigen Politisierung des Sports. Foto: picture-alliance

Diese Haltung ist ein Grundlegendes Prinzip des Olympismus, das in der Olympischen Charta verankert ist. Dort heißt es:

“Recognising that sport occurs within the framework of society, sports organisations within the Olympic Movement shall apply political neutrality. They have the rights and obligations of autonomy, which include freely establishing and controlling the rules of sport, determining the structure and governance of their organisations, enjoying the right of elections free from any outside influence and the responsibility for ensuring that principles of good governance be applied.”

Inoffizielle deutsche Übersetzung: „Eingedenk dessen, dass Sport im Rahmen der Gesellschaft ausgeübt wird, müssen die Sportorganisationen der Olympischen Bewegung die Rechte und Pflichten der Autonomie haben, insbesondere die Regeln des Sports frei aufzustellen und zu überwachen, die Form und Leitung seiner Organisationen zu bestimmen, das Recht zu haben, Wahlen frei von äußerer Beeinflussung abzuhalten und die Aufgabe wahrzunehmen, dafür zu sorgen, dass die Grundsätze guter Verwaltungsführung eingehalten werden.” (siehe hier)

In der Olympischen Charta heißt es außerdem:

“The mission of the IOC is to promote Olympism throughout the world and to lead the Olympic Movement. The IOC’s role is: (…) to oppose any political or commercial abuse of sport and athletes.”

Inoffizielle deutsche Übersetzung: „Die Aufgabe des IOC ist es, den Olympismus in aller Welt zu fördern und die Olympische Bewegung anzuführen. Die Funktion des IOC ist es: (…) gegen jeden politischen oder kommerziellen Missbrauch des Sports und der Athlet*innen vorzugehen.“ (siehe hier)

Diese Grundsätze wurden in den vergangenen Jahren in mehreren Resolutionen der Generalversammlung der Vereinten Nationen (UN) anerkannt und unterstützt, dazu gehörte auch die ausdrückliche „Anerkennung der grundlegenden Prinzipien der Olympischen Charta“ (A/RES/78/10 – Aufbau einer friedlichen und besseren Welt durch Sport und das Olympische Ideal, November 2023).

Diese Resolutionen haben auch die Führungsrolle des IOC unterstützt, insbesondere die Resolution A/RES/77/27 – Sport als Wegbereiter für nachhaltige Entwicklung im November 2022, in der es heißt, dass die UN-Generalversammlung „die Unabhängigkeit und Autonomie des Sports sowie die Aufgabe des Internationalen Olympischen Komitees bei der Führung der Olympischen Bewegung und des Internationalen Paralympischen Komitees bei der Führung der Paralympischen Bewegung unterstützt“.

Die meisten dieser Resolutionen wurden im Konsens aller UN-Mitgliedstaaten angenommen, mit Ausnahme der jüngsten Resolution, bei der sich nur die Russische Föderation und die Arabische Republik Syrien enthalten haben.

Das IOC stellt fest, dass die russische Regierung im Widerspruch zu den Grundlegenden Prinzipen der Olympischen Charta und den Resolutionen der UN-Generalversammlung beabsichtigt, in Russland rein politisch motivierte Sportveranstaltungen zu organisieren. Die russische Regierung hat dafür die „International Friendship Association“ (IFA) gegründet und finanziert. Sie soll die Sommer- und Winter-„Freundschaftsspiele“ ausrichten.

Die erste Ausgabe der „Sommerspiele der Freundschaft“ soll im September 2024 in Moskau und Jekaterinburg (Russland) stattfinden, die erste Ausgabe der „Winterspiele der Freundschaft“ im Jahr 2026 in Sotschi (Russland).

Zu diesem Zweck hat die russische Regierung eine sehr intensive diplomatische Offensive gestartet, indem sie Regierungsdelegationen und Botschafter sowie Ministerien und andere Regierungsbehörden bei Regierungen in aller Welt vorstellig werden lässt. Um ihre rein politische Motivation noch deutlicher zu machen, umgeht sie bewusst die Sportorganisationen in ihren Zielländern. Dies ist ein eklatanter Verstoß gegen die Olympische Charta und gleichzeitig eine Verletzung der verschiedenen UN-Resolutionen.

Es ist ein zynischer Versuch der Russischen Föderation, den Sport zu politisieren. Die IOC-Athletenkommission, die alle olympischen Athlet*innen der Welt vertritt, spricht sich eindeutig dagegen aus, Athlet*innen für politische Propaganda zu benutzen. Die Kommission sieht sogar die Gefahr, dass die Athlet*innen von ihren Regierungen gezwungen werden, an einer solchen völlig politisierten Sportveranstaltung teilzunehmen, und so als Teil einer politischen Propagandakampagne missbraucht zu werden.

Die russische Regierung zeigt auch eine völlige Missachtung der weltweiten Anti-Doping-Standards und der Integrität von Wettkämpfen. Es handelt sich um dieselbe Regierung, die in das systemische Dopingprogramm bei den Olympischen Winterspielen Sotschi 2014 und später in die Manipulation von Anti-Doping-Daten verwickelt gewesen ist.

Erst vergangene Woche äußerte die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) ihre „anhaltenden Bedenken über die Pläne Russlands, im September 2024 die Freundschaftsspiele, eine nicht überwachte Veranstaltung, auszurichten. Insbesondere ist sie besorgt, dass die Gesundheit und Fairness der Athlet*innen gefährdet sein könnte, da die Veranstaltung nicht unter dem Schutz des Welt-Anti-Doping-Codes (Code) stattfinden wird. Die WADA fordert alle Unterzeichner des Codes auf, Vorsicht walten zu lassen und diese Veranstaltung nicht zu legitimieren, da die Agentur nicht für das Anti-Doping-Programm bürgen kann, das möglicherweise existiert oder nicht. Diese Position wird durch die Tatsachen untermauert, dass die Nationale Anti-Doping-Agentur Russlands (RUSADA) derzeit nicht Code-konform ist, dass es derzeit kein von der WADA akkreditiertes Labor in Russland gibt und dass das Vertrauen in das Anti-Doping-System in Russland insgesamt gering ist.“

Aus all diesen Gründen:

  • dem eklatanten Verstoß gegen die Olympische Charta;
  • dem Verstoß gegen die entsprechenden UN-Resolutionen;
  • der Missachtung der Athleten und der Integrität der Sportwettbewerbe;

verurteilt die Olympische Bewegung nachdrücklich jede Initiative zur vollständigen Politisierung des Sports, insbesondere die Gründung vollständig politisierter Sportveranstaltungen durch die russische Regierung.

Das IOC fordert alle Akteure*innen der Olympischen Bewegung und alle Regierungen nachdrücklich auf, jegliche Beteiligung an und Unterstützung von Initiativen abzulehnen, die darauf abzielen, den internationalen Sport vollständig zu politisieren.

Die Erklärung im englischen Original finden Sie hier.

(Quelle: IOC)


  • Die Olympische Bewegung verurteilt nachdrücklich jede Initiative zur vollständigen Politisierung des Sports. Foto: picture-alliance
    Podium mit Olympischen Ringen und zwei Mikrofonen Foto: picture-alliance