Nachhaltige Sportgroßveranstaltungen

Nachhaltige Sportgroßveranstaltungen – DOSB und „Sport mit Einsicht e.V.“ veranstalteten das 18. Symposium zur nachhaltigen Sportentwicklung

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Sportgroßveranstaltungen bieten viele Möglichkeiten, Umweltaspekte zu berücksichtigen (c) picture-alliance

Seit nunmehr fast zwanzig Jahren veranstalten der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und Sport mit Einsicht e.V. gemeinsam die Symposiumsreihe zur nachhaltigen Sportentwicklung. Im Rahmen dieser ExpertInnenrunden werden aktuelle Entwicklungen in Sport, Freizeit und Gesellschaft aufgegriffen und in einem interdisziplinären Erfahrungsaustausch kritisch reflektiert. Damit sollen der Sport-Umwelt-Diskussion neue Impulse verliehen sowie Anstöße für eine aktive Auseinandersetzung mit der angezeigten Problematik, z.B. durch die Initiierung von Modellprojekten, gegeben werden. Die Themen der letzten Jahre waren u.a. Nachhaltiges Sportstättenmanagement, Sport und Biodiversität und Klima- und Ressourcenschutz im Sport.
Das diesjährige Symposium zum Thema „Nachhaltige Sportgroßveranstaltungen – Bilanz und Perspektiven“ fand im Rahmen des vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) geförderten DOSB-Projektes „Klimaschutz im Sport“ statt. Ein wesentliches Handlungsfeld im Rahmen des Projektes ist, neben den Themen nachhaltige Sportstätten, Mobilität und Umweltkommunikation, das Thema Sportveranstaltungen.

Die Nachhaltigkeit von Sportgroßveranstaltungen ist in den vergangenen Jahren auf nationaler und internationaler Ebene zu einem wichtigen Thema geworden. Das Internationale Olympische Komitee (IOC), internationale und nationale Fachverbände haben Nachhaltigkeits- und insbesondere Umweltanforderungen sukzessiv in ihren Grundsätzen und den Vergabekriterien für Großveranstaltungen verankert. In Deutschland haben seitdem mehrere internationale Sportgroßveranstaltungen stattgefunden, deren Organisatoren sich explizit zu einer nachhaltigen Durchführung verpflichtet haben. Das bekannteste Beispiel dafür ist die Fußballweltmeisterschaft 2006, in deren Rahmen das Projekt „Green goal“ durchgeführt wurde. Aber auch bei vielen nationalen oder regionalen Großveranstaltungen wurde der Nachhaltigkeit und hier insbesondere der Umweltverträglichkeit sowie dem Klimaschutz vermehrt Aufmerksamkeit gewidmet. Sportfeste (z.B. Turnfeste), kombinierte Jedermann- und Profiwettkämpfe (z.B. Marathonläufe, Radrennen, Triathlons), Meisterschaften (z.B. Mountainbiking) und regelmäßiger Wettkampfbetrieb (z.B. Fußball-Bundesliga) verdeutlichen das breite Spektrum unterschiedlicher Arten von Veranstaltungen. Zur Unterstützung der Organisatoren von Sportgroßveranstaltungen hat der DOSB gemeinsam mit dem BMU den vom IOC 2009 ausgezeichneten Leitfaden „Green Champions“ herausgegeben. Die künftige Aufgabe besteht darin, die mit diesem Leitfaden und den Vergabekriterien der Sportorganisationen vorliegenden konzeptionellen Grundlagen stärker mit den konkreten Umsetzungserfahrungen und -ergebnissen zu verknüpfen und verbands- und sportpolitische Initiativen zur weiteren Intensivierung der Nachhaltigkeit sportlicher Großveranstaltungen zu entfalten.

Das diesjährige Symposium im Dezember leistete hierzu einen Beitrag, indem die bisherigen Erfahrungen mit Sportgroßveranstaltungen in den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit bilanziert und weiterführende Perspektiven entwickelt wurden. Die Vorträge von Martin Schmied (Öko-Institut), Niels Wiechmann (OK FIFA Frauen WM 2011), Tobias Lienemann (OK FIS Alpine WM 2011) und Boris Schwartz (Bewerbungsgesellschaft München 2018) machten deutlich, dass mittlerweile thematisch ausdifferenzierte Umweltkonzeptionen zum festen Bestandteil von Sportgroßveranstaltungen in Deutschland zählen. In den letzten Jahren wurden zudem Aspekte des Klimaschutzes, die Vermeidung von Emissionen, der Einsatz regenerativer Energien und der Ausgleich klimaschädlicher Gase bedeutsamer. Prof. Dr. Holger Preuß (Mainz) skizzierte darüber hinaus die umfassenden volkswirtschaftlichen Bezüge von Großveranstaltungen, während Prof. Dr. Hans-Jürgen Schulke (Hamburg) die vielfältigen Potenziale für die Stadt- und die Sportentwicklung referierte.

Trotz dieser positiven Entwicklungen machte das Symposium auch den weiteren Handlungsbedarf deutlich: Die internationalen Verbände sollten Umwelt- und Nachhaltigkeitsanforderungen umfassender in ihre Vergabeprozesse integrieren. Auch die Standortfrage und die Größendimensionen von Großveranstaltungen haben erheblichen Einfluss auf Umweltauswirkungen und sollten insbesondere im internationalen Verbandsbereich umfassender diskutiert werden. Die vielfältigen Ansätze zum Klima- bzw. CO2-Ausgleich sind überkomplex und anwenderunfreundlich – hier kündigte der DOSB eine Initiative zur verbandsübergreifenden Konzeptentwicklung an. Nachholbedarf wurde auch im Hinblick auf die vielen ungenutzten Potenziale zur Sport- und Vereinsentwicklung von Großveranstaltungen gesehen – hier wurden die Spitzenverbände zu mehr Anstrengungen aufgerufen. Auch Möglichkeiten, über Sportveranstaltungen (die meist breite Bevölkerungskreise erreichen) für die Themen des Umwelt-, Klima- und Naturschutzes zu werben, sind ausbaufähig.

Andreas Klages, klages(at)dosb.de

Hans-Joachim Neuerburg, neuerburg(at)sportmiteinsicht.org

Inge Egli, egli(at)dosb.de


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