Sport museal

Ein Kommentar von Prof. Detlef Kuhlmann zum Thema Sport im Museum. Der Autor ist Universitäts-Professor am Institut für Sportwissenschaft der Leibniz Universität Hannover.

Sportfotografien im Deutschen Sport & Olympia Museum in Köln. Foto: picture-alliance
Sportfotografien im Deutschen Sport & Olympia Museum in Köln. Foto: picture-alliance

Das hat es noch nie gegeben: Allein in Berlin sind gegenwärtig vier sportbezogene Ausstellungen in verschiedenen Museen gleichzeitig zu sehen:

Im Alliierten Museum wird „Fair Play – Die Alliierten und der Sport“ gezeigt, im Kuppelsaal im Haus des Deutschen Sports im Olympiapark „Doppelpässe – Wie die Deutschen die Mauer umzingelten“ und im Martin-Gropius-Bau mit „Mythos Olympia. Kult und Spiele“ sowie die Bilderserie „Unter Spielern. Die Nationalmannschaft“ von Regina Schmeken gleich zwei auf einmal. Nimmt man „Vergessene Rekorde“ im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in der benachbarten Landeshauptstadt Potsdam und dann noch jene Ausstellungen hinzu, die thematisch nicht explizit auf den Sport gerichtet sind, aber gleichwohl sportliche Aspekte bzw. Exponate des Spots zur Aufführung bringen (wie das einstige NOK im „Fokus DDR“ im Deutschen Historischen Museum Berlin oder die Urkunde zum DDR-Sportabzeichen im Tränenpalast an der Friedrichstraße), dann liegt die Anzahl nur in der Hauptstadt im auslaufenden Kalenderjahr 2012 bald im zweistelligen Bereich. Ist der Sport also reif für das Museum?

Soviel steht fest: Der Sport produziert ständig Neuigkeiten, die im kollektiven Gedächtnis eingelagert werden können. Und gleichsam gilt im wörtlichen Sinne: Sport lässt sich weder konkret greifen noch mit Händen und Füßen festhalten. Er ist also im Grunde gar nicht ausstellbar. Wir können quasi nur seine Spuren sichern, indem wir die facettenreiche Dingwelt des Sports konservieren. Hier sind all die Geschichten über den Sport verborgen. Das macht den Sport museal sinnfällig. Dann sind (Sport-)Museen die Orte, in denen diese Geschichten vom Sport erzählt werden können. Offenbar gibt es bei uns im Lande immer mehr solcher Orte – allen voran die nationalen „Marktführer“ das Deutsche Sport & Olympia Museum in Köln und das Sportmuseum in Berlin, Deutschlands größter und ältester Sammlungsort.

Gemessen an den über 6.000 Museen im ganzen Lande sind die rund 80 Sportmuseen nur eine kleine Restgröße. Dazu gehören allerdings durchaus respektable Spezialsammlungen wie das Alpine Museum und das Kanu-Museum in München oder ein Golfmuseum in Regensburg, und es kommen derzeit sogar immer mehr Verbände (wie z.B. der Deutsche Fußball-Bund) auf die Idee, ihr eigenes nationales Museum (hier: in Dortmund) zu errichten, während andere (wir wollen da keine Namen nennen!) ihre historische Entwicklung museal völlig verschlafen. Dabei lässt sich längst eine (etwas forsch formulierte) „Museums-Euphorie“ bis in die lokale Vereinsszene beobachten – allen voran sind dabei Profi-Fußballvereine wie die Bayern und Schalke oder der SV Werder Bremen mit seinem „Wuseum“ zu nennen, die auf diese Weise eher stille Stätten der Begegnung für ihre Fans schaffen. Fazit: Der Sport gehört auch ins Museum, aber deswegen ist er noch längst nicht „museumsreif“.


  • Sportfotografien im Deutschen Sport & Olympia Museum in Köln. Foto: picture-alliance
    Sportfotografien im Deutschen Sport & Olympia Museum in Köln. Foto: picture-alliance