2.000 Sportabzeichen aus dem Land der Fußballkünstler

25.11.2010
São Paulo: Fußballhochburg Brasiliens und Heimat der berühmten Formel-1-Piloten Ayrton Senna, Rubens Barrichello und Felipe Massa. Hier, wo Leichtathletik nur eine untergeordnete Rolle spielt, machen brasilianische Schüler seit vielen Jahren das Deutsche Sportabzeichen. Und so gehen jedes Jahr drei große Kisten, gefüllt mit Urkunden und Fitnessorden, auf die 10.000 Kilometer lange Reise vom Sitz des deutschen Olympischen Sportbunds in Frankfurt in die brasilianische Metropole.
„Wir bieten schon seit vielen Jahren das Deutsche Sportabzeichen an“, sagt Marina Beck, Sportlehrerin am „Colegio Visconde de Porto Seguro“ in São Paulo. In Brasilien gibt es einfach nichts Vergleichbares. Hier dreht sich sonst alles um Fußball. An unserer Schule bieten wir aber auch Leichtathletik an und Schüler können ab der zweiten Klasse bis zum Abitur das deutsche Sportabzeichen machen.“
Und das mit großem Erfolg. Jedes Jahr um die Weihnachtszeit schickt sie die Listen mit den Namen von etwa 2.000 Schülern, die erfolgreich das Sportabzeichen abgelegt haben, nach Deutschland. „Etwa ein Vierteljahr später erhalten wir dann die Abzeichen und Urkunden per Post“, berichtet Marina Beck. Die Anzahl der erfolgreichen Prüfungen an der brasilianischen Schule ist beachtlich und gleichzeitig geeignet, bei so manchem deutschen Prüfer Erstaunen hervorzurufen.
Die Erklärung ist einfach: „Unsere Schule in São Paulo ist sehr groß“, sagt Marina Beck. „Wir haben insgesamt 10.000 Schüler. Ich weiß – so große Schulen gibt es in Deutschland gar nicht.“ Bis zur sechsten Klasse machen die Schüler das Sportabzeichen im Rahmen des Sportunterrichts. Danach ist die Teilnahme freiwillig.
Ganzjährige Prüfungen
„Die Abnahmen dauern das ganze Jahr über an“, sagt Marina Beck. „Weil wir so viele Schüler haben, können nicht alle Jahrgänge gleichzeitig das Sportabzeichen machen. Deswegen sind die Klassenstufen nacheinander dran. Wir fangen zum Beispiel mit den sechsten Klassen an, machen mit den fünften weiter und so geht das dann bis zu den Kleinsten.“
Die Voraussetzung für das Training und die Prüfungen sind hervorragend, denn Sport wird am „Colegio Visconde de Porto Seguro“ groß geschrieben. Die Sportanlagen sind großzügig angelegt. „Wir haben einen großen Sportplatz mit einer Laufbahn rund um einen Fußballplatz“, berichtet Marina Beck. „Es gibt Weit- und Hochsprunganlagen, eine Wurfballstation und zwei Schwimmbecken. Außerdem haben wir sieben Felder, auf denen Fußball, Handball oder andere Sportarten betrieben werden können.“
Seit etwa drei Jahren koordiniert Marina Beck die Abnahmen für das Deutsche Sportabzeichen an der brasilianischen Schule. Dabei hat sie mit der deutschen Kultur gar nicht so viele Berührungspunkte. Ihr Großvater kam nach dem Ersten Weltkrieg aus Österreich nach Brasilien. Sie selbst fühlt sich durch und durch als Brasilianerin.