60 Jahre LandesSportBund Nordrhein-Westfalen
NRW-Ministerpräsident Dr. Jürgen Rüttgers hat auf der Matinee „60 Jahre LandesSportBund Nordrhein-Westfalen“ am 2. Juni in Bielefeld die klare Anti-Doping-Haltung der Landesregierung deutlich gemacht.

04.06.2007

„Die Position, dass Leistung im Sport nicht ohne Doping zu erreichen ist, das ist nicht meine Vorstellung von der Zukunft des Sports. Das wäre vielmehr das Ende des Sports so wie wir ihn alle kennen; so wie er täglich in den 20.000 Sportvereinen unseres Landes zu erleben ist.“
Hinter der aktuellen Doping-Diskussion stehe das grundsätzliche Problem einer falschen materiellen Haltung in der Gesellschaft, die sich auch im Sport spiegle. „Auch im Sport setzen zu viele inzwischen allein auf das Prinzip Leistung und Gegenleistung, auf kurzfristige Rendite. Demgegenüber hob Dr. Rüttgers das Engagement der über 550.000 ehrenamtlich im Sport in NRW engagierten Menschen hervor. „Ohne ihren Einsatz wäre unser Land kälter. Ich bin gegen eine Durchökonomisierung des Sports.“
Dem organisierten Sport versprach der Ministerpräsident eine „verlässliche finanzielle Absicherung. „Der Sport braucht tragfähige Strukturen. Wir werden es nicht hinnehmen, dass unsere Vereinslandschaft austrocknet. Wir wollen die Vereine vielmehr in ihrer unverzichtbaren Arbeit stärken“. In diesem Kontext hob Dr. Rüttgers verschiedene von Landesregierung und LandesSportBund (LSB) gemeinsam getragene Projekte wie die „Qualitätsoffensive Jugendarbeit im Sport“ hervor.
Dr. Thomas Bach: „Doping ist Seuche des Sports“
Auch Dr. Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, bekräftigte die scharfe „Null-Toleranz-Position“ seines Verbandes gegenüber Doping. „Wir haben es mit einer Glaubwürdigkeitskrise des Sports zu tun. Nur gemeinsam und geschlossen kann diese Seuche bekämpft werden. Wir brauchen einen engen Schulterschluss zwischen Sport und Staat. Jeder tut dabei, was er am besten kann.“ Dr. Bach setzt sich dafür ein, dass das Doping-Kontrollsystem noch effizienter wird und die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) noch effektiver wird. Damit einhergehen müsse eine bessere finanzielle Ausstattung der NADA.
Im Rahmen der 60-Jahr-Feier des LandesSportBundes Nordrhein-Westfalen lobte Dr. Bach die Arbeit des größten deutschen LandesSportBundes. „Der Beitrag des LandesSportBundes Nordrhein-Westfalen im DOSB kann überhaupt nicht hoch genug eingeschätzt werden. Ihr Einsatz für den Breitensport oder für das Programm `Integration durch Sport` ist vorbildlich.“
„Der organisierte Sport muss sich den gesamtgesellschaftlichen, wirtschaftlichen und sportpolitischen Veränderungen stellen und sich dabei auch selbst verändern.“ Mit diesen Worten skizzierte Walter Schneeloch, Präsident des LandesSportBundes und Vizepräsident Breitensport des DOSB, den Wandlungsprozess des organisierten Sports. Ihm werde dies umso erfolgreicher gelingen, wenn er die Grundwerte seiner Tradition, nämlich das Bekenntnis zu Gemeinschaft, zur Freiwilligkeit und zur Solidarität nicht vergesse. Heute seien 30 Prozent de NRW-Bevölkerung in Sportvereinen organisiert. „Aber es ist nicht nur die hohe Mitgliederzahl, die zu der starken Position des LSB geführt hat. Der LSB leiste bis zum heutigen Tag wichtige Beiträge im gesellschaftlichen und politischen Diskurs.“
Neue Satzung verabschiedet
Mit überzeugender Mehrheit haben die Delegierten bei der Mitgliederversammlung des LandesSportBundes Nordrhein-Westfalen in Bielefeld am 2. Juni eine neue Satzung beschlossen. Diese regelt im Kern folgende Bereiche neu:
1. Das Selbstverständnis des LandesSportBundes als Verbundsystem
2. Mitwirkungsmöglichkeiten der Mitglieder/Stimmrecht SSB/KSB
3. Führungsstrukturen/Kerngeschäftsfelder
4. Frauen/Gender Mainstreaming
„Die große Zustimmung der Delegierten zu dieser grundlegenden Veränderung des organisierten Sports in NRW wird für uns Motivation sein, die neue Satzung mit Leben zu füllen. Die Einheit des Sports ist nun auf Jahre abgesichert und wir können die Interessen des Sports gegenüber Politik und Wirtschaft mit dem dafür notwendigen Rückhalt vertreten“, sagte Walter Schneeloch, Präsident des LandesSportBund Nordrhein-Westfalen in seinem Abschlussstatement. Dabei dankte er den Delegierten für den konstruktiven Diskussionsprozess, der zu diesem positiven Ergebnis geführt hat. „Damit hat sich der Sport als reform- und zukunftsfähig erwiesen.“
Wesentliches Element dieses Umstrukturierungsprozesses ist ein „Verbundsystem“, das die Aufgabenverteilung zwischen LandesSportBund, Fachverbänden und Bünden neu ordnet. Danach richtet sich die Arbeit aller drei Organisationen konzentriert auf die Vereine und ihre Mitglieder aus. Das neue „Verbundsystem“ beinhaltet auch, dass die Stadtsportbünde/Kreissportbünde (SSB/KSB) ordentliche Mitglieder im LandesSportBund werden. Nach der neuen Satzung werden die Fachverbände die 2/3 Mehrheit behalten. Jedoch geben die Verbände im Rahmen des Reformprozesses und im Sinne der Stärkung der kommunalen Vertretung des Sports ein Stück Macht – sprich Stimmen – ab. Nach der neuen Satzung erhalten die SSB/KSB 26,57 Prozent der Stimmen.
Verschlankte Führungsstrukturen
Auch im Hinblick auf die Führungsstrukturen hat sich der LandesSportBund neu ausgerichtet und gravierend verschlankt. So wird die Mitgliederversammlung in Zukunft zwar weiterhin ein ehrenamtliches Präsidium mit einem Präsidenten wählen, diese wird aber auf die Bereiche „Finanzen“, „Leistungssport“, „Breitensport“, „Mitarbeiterentwicklung“ und „Sportjugend“ verschlankt und mit jeweils zuständigen Vizepräsidenten besetzt. Der Vizepräsident „Sportjugend“ wird in Personalunion auch Vorsitzender der Sportjugend NRW sein. Das verkleinerte ehrenamtliche Präsidium beruft eine Geschäftsführung als hauptberuflichen Vorstand für die Dauer von fünf Jahren. Die Geschäftsführung setzt sich aus drei Personen zusammen, wobei einer von ihnen vom Präsidium zum Vorsitzenden benannt wird.
Die zukünftigen Kernaufgaben des LandesSportBundes sollen sein: Leistungssport, Breitensport, Mitarbeiterentwicklung, Sportstätten/Räume und Bildung.
Ein wichtiges Arbeitsfeld wird nach der neu formulierten Satzung „Gender Mainstreaming und Schaffung von Chancengleichheit“ sein. Danach soll die Zusammensetzung des Präsidiums gewährleisten, dass mindestens zwei Mitglieder dem weiblichen und zwei Mitglieder dem männlichen Geschlecht angehören.