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Ältere Migranten im Fokus

Ein Großteil der integrativen Sportgruppen in den Stützpunktvereinen ist Kindern und Jugendlichen vorbehalten.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

20.08.2010

    Das hat der Evaluationsbericht zu „Integration durch Sport“ gezeigt. Neben der Notwendigkeit, auch in Zukunft Migranten schon in jungen Jahren an den organisierten Sport heranzuführen, wird das Programm eine Zielgruppenerweiterung umsetzen und somit künftig auch ältere Migrantinnen und Migranten in den Fokus des Programms rücken.

    In lediglich 20 Prozent der Sportgruppen des Programms „Integration durch Sport“ sind Menschen zwischen 41 und 60 Jahren aktiv und nur in jeder elften Gruppe treiben über 60-Jährige Sport. Hier schlummert ein bisher nicht ausgeschöpftes Potenzial. Wie Integration im Seniorensport funktioniert, zeigen die Stützpunktvereine, die schon seit längerer Zeit ältere Migranten/innen in ihre Sportangebote mit einbeziehen. Eine dieser Erfolgsgeschichten hat der sächsische Verein Aktive Senioren Leipzig geschrieben. Mit 1002 Mitgliedern ist er sachsenweit der größte Seniorenverein.

    „Das war nicht immer so“, weiß Annelies Reinke, 1. Vorsitzende des Vereins, zu berichten. „Der Verein wurde 1990 von Dr. Gerlinde Müller gegründet. Sie hat damals in Leipzig am Runden Tisch darauf aufmerksam gemacht, dass Rentner am gesellschaftlichen Rand standen und dass es für ältere Menschen keinerlei Angebote gab.“ Gerlinde Müller tat sich mit einer Handvoll Frauen und Männer zusammen und gründete eine Gymnastikgruppe. „Inzwischen ist der Verein immens gewachsen“, sagt Annelies Reinke. „Mit 100 Veranstaltungen sind wir, was die Vielzahl der Angebote angeht, bundesweit führend.“

    Die ersten Menschen mit Migrationshintergrund kamen, als der Verein anfing, Deutschkurse für Migranten/innen anzubieten. „Unsere Sportangebote haben sich schnell herumgesprochen“, so Reinke. „Dadurch bekamen wir regen Zulauf. Heute arbeiten wir in Bezug auf Integration sehr eng mit der Caritas zusammen.“ Ein Vorgehen, das Erfolge zeitigt. „Es ist schwer, alleine auf die Migranten/innen zuzugehen“, sagt Mathias Stephan, Regionalkoordinator „Integration durch Sport“ in Sachsen. „Über einen guten Kooperationspartner wie die Caritas, wo die Migranten/innen hingehen und sich zuhause fühlen, kann man viele Menschen erreichen.“

    Zielgruppengerechte Angebote

    Im benachbarten Bundesland Sachsen-Anhalt hat sich der GSV Halle zum Ziel gesetzt, älteren Menschen mit Migrationshintergrund eine sportliche Heimat zu bieten. Dies macht er vor allem über den Gesundheitssport. In der Sparte „Allgemeine Fitness für Senioren“ treiben Migrantinnen aus Osteuropa und den ehemaligen Sowjetrepubliken gemeinsam mit Deutschen Sport.

    Dabei geht es nicht um sportliche Höchstleistung. Zur Gesundheit gehört nicht nur die körperliche Fitness. „Es geht vor allem auch darum, ältere Menschen aus der Isolation herauszuholen“, sagt Viktor Jukkert, Landeskoordinator im Programm „Integration durch Sport“ in Sachsen Anhalt. „Ich habe den GSV Halle besucht und dabei festgestellt, dass viel Freude dabei ist und dass viel gelacht wird.“

    Für Bernd Dürr, Präsident des Vereins, ist der Gesundheitssport das am besten geeignete Angebot, das er den Senioren/innen mit und ohne Migrationshintergrund machen kann. „Alleine aus dem Reha-Bereich gibt es immer wieder Leute, die mit ihren Maßnahmen durch sind und anschließend in unserem Verein bleiben möchten.

    Einigkeit herrscht darüber, dass ältere Migranten/innen schwerer zu erreichen sind als Kinder und Jugendliche aus anderen Kulturkreisen. „Menschen, die aus dem Ausland kommen, kennen organisierte Sportvereine oft gar nicht. Da gibt es Berührungsängste“, sagt Viktor Jukkert. „Dazu kommt, dass die sprachliche Barriere wesentlich höher ist als bei jungen Leuten.“ Vor allem die männlichen Senioren sind schwer zu erreichen. „Wir haben versucht, über die Frauen deren Männer in den Verein zu holen – bisher ohne Erfolg.“, so Bernd Dürr. „Der einzige ältere Mann mit Migrationshintergrund im GSV Halle ist der Trainer der Sambo-Abteilung.“

    Der sächsische Regionalkoordinator Mathias Stephan sieht insgesamt aber einen positiven Trend: „Es gibt in vielen Vereinen konkrete Überlegungen, mehr Aktivitäten für Senioren/innen mit Migrationshintergrund anzubieten. Das hängt natürlich auch immer davon ab, ob der Verein eher breitensport- oder wettkampforientiert ist. Grundsätzlich bemühen sich die Stützpunktvereine aber sehr darum, etwas für diese Menschen zu tun.“

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