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Auch die „Hardware“ ist im Wandel begriffen

Gesellschaftliche Veränderungen bedingen auch eine flexible sportliche Infrastruktur – das war das Fazit der WLSB-Tagung „Sport braucht Räume“ -Eine Veranstaltungsreihe des Bundesinstituts für Sportwissenschaft

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

14.05.2013

    Wenn ehrenamtlich und hauptamtlich Engagierte so etwas wie die Software des Sportsystems sind, dann sind die Sportstätten und Räumlichkeiten die Hardware. Und die muss, wie man es schon vom eigenen Computer kennt, regelmäßig aktualisiert, gepflegt und hin und wieder erneuert werden. Diese „Hardware“ war Thema einer WLSB-Fachtagung unter dem Titel „Sport braucht Räume – modern, bedarfsgerecht, funktional“. Diese Veranstaltungsreihe des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISp) in Kooperation mit dem DOSB, dem WLSB und der Architektenkammer Baden-Württemberg fand am 18. April im SpOrt Stuttgart statt, und die ca. 90 Teilnehmer im vollbesetzten Tagungsraum signalisierten, welche große Bedeutung die „Raumfrage“ bei Sportvereinen, aber auch bei Architekten und Vertretern der Kommunen einnimmt.

    „Die Hardware des Sports ist genauso wichtig wie alles andere“, führte WLSB-Präsident Klaus Tappeser bei seiner Begrüßung in das Thema ein und erinnerte an die bekannten demografischen Veränderungen, die ein Umdenken auch beim Bau und der Renovierung von Sporträumen erfordern. „Unsere Vereine sind stark im Wandel, und dafür brauchen sie auch eine starke Architektur und Architekten als verständige Partner.“ In jeder Hinsicht würden heute höhere Anforderungen an die Vereine gestellt – Stichworte: Energieeinsparverordnung, Umweltschutz, Trinkwasserqualität –, deshalb seien auch die Überlegungen zu den baulichen Veränderungen von Vereinssportanlagen existenzieller Natur. Nicht von ungefähr habe der WLSB das Konzept der Sportvereinszentren ins Leben gerufen, das den neuen Erfordernissen Rechnung trage und sehr erfolgreich umgesetzt werde.

    Sportstätten seien die „Impulsgeber der Entwicklung“, wies auch Andreas Klages auf die Bedeutung der Sportstätten- und Sporträume-Problematik hin. Der Stellvertretende Direktor Sportentwicklung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) führte als Moderator durch die Veranstaltung, die als Reihe des BISp zum ersten Mal in Württemberg stattfand.

    Funktional und wirtschaftlich bauen

    Einen empfindlichen Nerv insbesondere bei den Vereins- und kommunalen Vertretern traf gleich zu Beginn Wolfgang Riehle, der Präsident der Architektenkammer Baden-Württemberg. „Es muss alles bezahlbar sein, denn heutzutage bestimmen enge Budgets die Planung und den Bau von Sportstätten.“ Deshalb sei es besonders wichtig, funktional und wirtschaftlich zu bauen, zudem nachhaltig in jeder Hinsicht – ökologisch, multifunktional, barrierefrei –, ansonsten „ist so eine Sportstätte in 20 Jahren nicht mehr viel wert“. Die Architekten – und das werden die anwesenden Studenten der Universität Tübingen mit besonderem Interesse vernommen haben – sollten deshalb Vordenker und Querdenker gleichermaßen sein, federführend im Netzwerk der Akteure und das wirtschaftliche Bauen stets im Blick behalten. Getreu dem Motto „Einfach gestalten“. „Das ist eine – im Wortsinne sportliche – Herausforderung für uns Planer.“

    Bewegungsräume im Wandel

    Vereine stark im Wandel – aber was bedeutet das für die Sportinfrastruktur? Dieser Frage ging Dr. Jörg Wetterich nach. Der Geschäftsführer des Instituts für Kooperative Planung und Sportentwicklung (ikps) zeigte in seinem Vortrag, wie sich Sportanlagen und Sportverhalten wechselseitig beeinflussen. „Insofern muss man sich die Frage stellen: Entsprechen die heutigen Anlagen noch dem Sportverhalten der Bevölkerung?“ Auch die Bewegungsräume seien im Wandel, führte der passionierte Sportkletterer aus und erläuterte in diesem Zusammenhang wichtige Ergebnisse eines Forschungsprojektes des ikps im Auftrag des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISp) unter dem Titel „Grundlagen zur Weiterentwicklung von Sportanlagen“. Das Institut hat dazu eine Umfrage ausgewertet, die unter anderen ergab, dass die bevorzugt betriebene Sportarten Radfahren, Laufen, Schwimmen, Gymnastik/Fitness und Wandern sind und vor allem der Wunsch nach Gesundheit und Fitness zum Sporttreiben motivieren.

    Sportvereinszentren als Erfolgskonzept

    Ein „Hardware“-Paket für die Zukunft hatte der WLSB bereits vor einigen Jahren geschnürt. Es heißt „Sportvereinszentrum“ (SVZ) und bezeichnet ein Konzept, das bauliche, physische und auch soziale Faktoren beinhaltet. Ein Erfolgskonzept nicht nur für Württemberg, wie WLSB-Präsident Klaus Tappeser eingangs der Tagung erwähnte. Vom angestrebten Ziel der 50 SVZ im Verbandsgebiet ist man mit rund 40 gebauten Zentren nicht mehr weit entfernt. Marcus Lachenwitzer, Leiter der Arbeitsgemeinschaft „Sportvereinszentrum“ im WLSB, erläuterte an dieser Stelle Inhalte und Ziele des Konzepts und fasste die wesentlichen Kriterien für ein Sportvereinszentrum zusammen:
    • Gesundheitsorientierter Fitnessbereich, mit Wellness- und Entspannungsmöglichkeiten
    • Überdachte Sportflächen für Kurssysteme, evtl. Bewegungslandschaft, Action-Center o. ä.
    • Verwaltungsbereich (Vereinsgeschäftsstelle, Schulungsräume)
    • Kommunikativer Bereich (Bistro).

    Architekt Thorismuth Gaiser von SpOrt concept stellte anschließend zwei fertiggestellte Vereinszentren vor: das „fiss“ des SC Staig und den Sportpark Sachsenheim des TV Großsachsenheim. Das Sportvereinszentrum stellt allerdings nur eine Möglichkeit unter mehreren dar, mit der für den Sport neue Räume geschaffen werden können. In Bad Friedrichshall beispielsweise hat der dortige FSV zusammen mit der Stadt vor einigen Jahren schon ein modernes Freiluft-Sportareal erstellt, das zwei Sportplätze, Laufbahnen, Basketball-Spielfeld, Kinderspielplätze und noch einiges mehr bietet, wie Landschaftsarchitektin Annette Dupper den Tagungsteilnehmern anschaulich erläuterte.

    „Aus Alt mach Neu“ lautete der Leitgedanke bei einem Projekt in der Graf-Stauffenberg-Kaserne in Sigmaringen. Aus einer typischen 60er-Jahre-Sporthalle wurde mit wenigen, aber präzise und wirkungsvoll eingesetzten Gestaltungselementen eine ansprechende und moderne Atmosphäre geschaffen, die zum Sporttreiben animiert. Die vom Architekturbüro „vautz mang“ präsentierte Verwandlung der ehemals eher düsteren „Sporthalle 31“ und deren Erweiterung durch Nebenräume überzeugte die Gäste.

    Holz statt Beton – das zeichnet die Mehrzweckhalle in Wimsheim aus. Sowohl die Fassade als auch die Innenarchitektur werden von dem nachwachsenden Rohstoff dominiert. Doch die Halle weist noch eine weitere Besonderheit auf, wie die Planer vom Büro „Drei Architekten“ erläuterten. Man habe eine acht Meter lange Erweiterungsfläche bereits angelegt, die bis auf weiteres als offenes Atrium genutzt wird, quasi als nicht überdachter Vorraum der Halle.

    Intelligente Lösungen entstehen aber nicht nur in den Architekten-Büros, sondern auch im Zusammenspiel von Bauherr und künftigen Nutzern – wie etwa in Sternenfels. Dessen Bürgermeisterin Sigrid Hornauer stellte den Entstehungsprozess und die Einbeziehung der künftigen Nutzer der örtlichen Mehrzweckhalle anschaulich vor. Der Sport braucht nicht nur Räume, sondern auch Träume. Die zahlreichen Praxisbeispiele der Tagung zeigten: Es gibt viele Wege, diese Träume wahr werden zu lassen.

    Quelle und weitere Informationen:
    Württembergischer Landessportbund e.V.
    SportOrt Stuttgart
    Jürgen Hanke
    Tel. +49 (0) 711/28077-171
    juergen.hanke@wlsb.de

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