Auch die Wissenschaft entdeckt den Fußball
Die Wissenschaft entdeckt den Fußball - die FIFA WM 2006 in Deutschland macht es möglich. Bereits im Vorfeld zur WM laden jetzt schon mehrere Universitäten im ganzen Land zu öffentlichen Vortragsreihen zum Thema Fußball ein.

29.01.2006

Wissenschaftliche Gesellschaften schreiben Kongresse mit dem Schwerpunktthema Fußball aus. Gemeinsam an diesen und möglicherweise demnächst noch weiteren Veranstaltungen rund um den WM-Fußball ist, dass diese Vorträge und Tagungen sogar außerhalb des offiziellen Kunst- und Kulturprogramms zur FIFA WM 2006 stattfinden, das vom Bund mit Fördermitteln unterstützt wird.
"Fußball-Vorlesungen" und Rechtsfragen des internationalen Fußballs in Hamburg
Gegenwärtig laufen an mehreren Hochschulstandorten ganze Serien von sogenannten populärwissenschaftlichen Vorträgen: In Hamburg beispielsweise werden im Hörsaal „BV“ auf dem Unigelände im Ortsteil Rotherbaum noch bis zum 9. Februar 2006 jeden Donnerstag von 18.00 bis 20.00 Uhr „Fußball-Vorlesungen“ abgehalten: Der Marburger Kriminalwissenschaftler Prof. Dr. Dieter Rössner z. B. spricht dabei über „Geregelte Konflikte. Rechtsfragen des internationalen Fußballs“, während es um „Profifußball und Herztod“ bei Prof. Dr. Klaus-Michael Braumann vom Institut für Sport- und Bewegungsmedizin der Uni Hamburg geht.
Öffentliche Abendveranstaltungen für Jedermann in Münster
In Münster lautet das Motto „Fußball global verbreitet und lokal verankert“: Zehn „öffentliche Abendveranstaltungen für Jedermann“ stehen auf dem Programm: Der Volunteers-Beauftragte des WM-OK, Dr. A. Walfried König, hat im November mit „Rolle und Aufgaben der Freiwilligen bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006“ den Anfang gemacht; Bremens Senator für Bildung und Wissenschaft, Willi Lemke, der Ex-Manager von Werder Bremen, wird die Reihe am 1. Februar 2006 über „Fußball und Politik“ beschließen. Dazwischen liegt z. B. noch eine Podiumsdiskussion zur Frage: „Welchen Fußball wollen wir sehen? Die Fußballberichterstattung in der Sportschau“ (Moderation Prof. Dr. Dieter H. Jütting), während Prof. Dr. Klaus Theweleit von der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe „Fußball - das Tor zur Welt“ weit öffnet.
Vorlesungsreihe "KOPF-BALL" in Bielefeld
Der „KOPF-BALL“ steht als Motto über der Vorlesungsreihe an der Universität Bielefeld, bei der aktuelle und ehemalige Angehörige der Hochschule aus ihrer „verkopften“ Wissenschaftsperspektive auf das Spielfeld schauen, wie beispielsweise der Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Friedmar Apel über „Punkt ist Punkt. Fußball und Literatur“, während die Professorin für Britische Geschichte, Prof. Dr. Christiane Eisenberg, ehemals Bielefeld und jetzt Humboldt-Universität zu Berlin, „Fußball als globales Phänomen“ verortet. Am Institut für Sportwissenschaft der Uni Tübingen läuft gegenwärtig eine Veranstaltungsreihe zum Marketing im Sport.
An anderen Universitäten sind für das Frühjahr und den Sommer 2006 weitere Fußball-Vorlesungen bereits in Vorbereitung: „Es ist sehr erfreulich, dass Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen sich anlässlich der Weltmeisterschaft sozusagen freiwillig und unaufgefordert mit dem Thema Fußball öffentlichkeitswirksam beschäftigen“, wertet Frederik Borkenhagen, Geschäftsführer der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs), die zahlreichen Auftritte auf dem Spielfeld der Intellektuellen durchaus positiv. Dabei beschäftigt sich innerhalb der dvs schon seit rund zwanzig Jahren eine Kommission Fußball eigens mit den wissenschaftlichen Problemen und Perspektiven speziell dieser Sportart. Die Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie (asp) widmet sogar aus Anlass der WM ihre 38. Jahrestagung Ende Mai 2006 in Münster dem Thema „Elf Freunde sollt ihr sein!?“ (Infos unter: www.asp2006.de).