Zum Inhalt springen

Auch Menschen mit Behinderung spielen weltmeisterlich Fußball

Bundespräsident Horst Köhler war beim Eröffnungsspiel in Duisburg dabei und gratulierte der deutschen Nationalmannschaft nach ihrem 3:0-Auftaktsieg gegen Japan.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

21.09.2006

Bundeskanzler a. D. Gerhard Schröder wirkte als Schirmherr und nahm in der Leverkusener Bayarena die Siegerehrung vor, nachdem Saudi-Arabien die Niederlande in einer spannenden Partie nach Elfmeterschießen mit 9:8 besiegt hatte. Und wem als Zuschauer dieses teilweise hochklassigen Finales die Hintergründe nicht bekannt gewesen wären, der hätte wahrscheinlich einige Zeit gebraucht, um zu erkennen, dass es sich hier um das Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft der Menschen mit Behinderung handelte.

Diese Titelkämpfe, die mit insgesamt 48 Partien und 16 Nationalmannschaften aus allen Kontinenten in der Zeit vom 26. August bis zum 17. September in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bayern und Sachsen-Anhalt ausgetragen wurden, gehen als die bisher erfolgreichsten nach 1994 (Niederlande), 1998 (England) und 2002 (Japan) in die Geschichte ein, denn mit dem Rückenwind der FIFA-Weltmeisterschaft fand die WM der geistig Behinderten mit rund 280.000 Zuschauern eine enorme Resonanz, so dass der Bundestrainer der deutschen Nationalmannschaft der Menschen mit Behinderung, Willi Breuer, nach dem Finale von Leverkusen geradezu schwärmte: „Ich habe bisher alle drei Weltmeisterschaften zuvor erlebt, die praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfanden. Hier in Deutschland konnte aber eine imposante Wirkung durch die Mitwirkung der Bevölkerung und der Medien erzielt werden. Es war von der Resonanz, der Stimmung und der Begeisterung hier gesehen eine würdige Fortführung der FIFA-Weltmeisterschaft in diesem Sommer.“

Der Sport- und Fußballlehrer Willi Breuer, der sich als Honorartrainer  um die Nationalmannschaft kümmert, arbeitet im Hauptberuf in einer Werkstatt für behinderte Menschen als Sportlehrer. Er hat mit Jürgen Klinsmann gemeinsam, dass er mit seinem Team im eigenen Land mit dem 4:0 im „kleinen Finale“ gegen Südafrika den dritten Platz holte und damit ebenfalls die Erwartungen erfüllte. Wichtiger als der sportliche Erfolg ist für ihn aber, dass bei diesen Weltmeisterschaften, die unter dem Motto „Anders ist auch normal“ standen, das Ziel erreicht werden konnte, dass sich die Ausrichter Deutscher Behindertensportverband, Bundesvereinigung Lebenshilfe, Behindertensportverband Nordrhein-Westfalen und Landesverband Lebenshilfe NRW gesetzt hatten: Vorbehalte und Vorurteile gegenüber Behinderten abbauen; den Menschen sehen und nicht nur die Behinderung; erleben, mit wie viel Begeisterung und Einsatzvermögen Menschen mit geistiger Behinderung Fußball spielen können; und registrieren, dass diese Sportler weder vor Leistungsdruck noch vor Konkurrenz zurückschrecken.


„Diese Weltmeisterschaft bietet die Möglichkeit, den Gedanken der Integration, Toleranz und Solidarität zwischen Menschen mit und ohne Behinderung mit Leben zu erfüllen“, hatte der Ex-Kanzler und frühere Fußball-Torjäger Gerhard Schröder in einem Grußwort geschrieben. Und bei der Siegerehrung in Leverkusen rief er aus: „Wir haben das Ziel erreicht und eine wunderbare Weltmeisterschaft der Menschen mit Behinderung erlebt.“ Auch der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Dr. Thomas Bach, der mit Schröder beim Finale auf der Ehrentribüne saß, war beeindruckt von der integrativen Wirkung des Turniers: „Hier hat sich erneut gezeigt, dass Sport gelebte Integration ist“, sagte Bach. Und machte zusätzlich deutlich: „Man muss sich verstärkt um die Austragung von Wettbewerben dieser Art bemühen.“ Der DOSB-Vizepräsident für Breitensport und Sportentwicklung, Walter Schneeloch, in NRW als Präsident des Landessportbundes zudem in einer Gastgeberrolle, resümierte: „Es ist phantastisch, wie viel auch für diese WM in unserem Land bewegt werden konnte. Das war ein wichtiger Beitrag, wie über den Sport behinderte Menschen in die Gesellschaft integriert werden können.“

Title

Title