Begegnung mit 60plusplus
Besuch an der Basis: Beim Ortstermin in Köln-Chorweiler erleben Bundesgesundheitsminister und DKJ- und DOSB-Vertreter wie der DJK Wiking das Projekt „ZuG“ mit Leben füllt.

14.08.2015
Zum Ende seiner Begrüßungsrede fasste Hermann Gröhe quasi das Leitmotiv dieses Spätnachmittags zusammen: „Es wäre ganz schlimm, wenn ein Minister oder andere Verantwortliche ein Projekt nur vom Förderantrag oder aus Berichten kennen würden“, sagte der Bundesgesundheitsminister, deshalb sei er er heute hier. Heute: Donnerstag, der 13. August. Hier, ein Innenhof zwischen riesigen grauen Wohnblöcken in Köln-Chorweiler. Dort begegnete Gröhe den Verantwortlichen und Mitgliedern des DJK Wiking, einem Partnerverein von „Zugewandert und Geblieben“ (ZuG), jener von Gröhes Ministerium geförderten DOSB-Initiative. Sie zielt darauf ab, ältere Menschen mit Migrationsgeschichte den Weg in den organisierten Sport zu ebnen. „Wir müssen feststellen, dass es Zielgruppen wie diese gibt, die für Sportvereine schwer erreichbar sind“, sagte Walter Schneeloch, DOSB-Vizepräsident Breitensport und Sportentwicklung. „Im Rahmen dieses Modellprojekts wollen wir Wege finden, ihnen den Zugang in den Sport zu erleichtern: Welche Angebote brauchen wir, welche Netzwerke funktionieren, wie müssen die Übungsleiter ausgebildet sein?“
Die DJK Wiking hat solche Wege gefunden. Davon konnten sich neben Gröhe und Schneeloch diverse Pressevertreter und andere hohe Gäste überzeugen. So Karin Fehres, Vorstand Sportentwicklung im DOSB, Heidrun M. Thaiss, Leiterin der Bundeszentrale für gesunheitliche Aufklärung, DJK-Präsidentin Elsbeth Beha. Und Hans Sarpei: Der frühere Fußballprofi, heute Star der (sozialen) Medien, wuchs einst in Chorweiler auf, kaum 200 Meter weit weg von „hier“, wie er sagte, von jenem Innenhof inmitten des Stadtteils, der als „sozialer Brennpunkt“ und Beispiel für gescheiterte Stadtplanung gilt.
Mit der Veranstaltung feierte der DJK Wiking neben seinem 50-jährigen Bestehen den Erfolg mit einer im Rahmen von „ZuG“ aufgebauten Gruppe. Im November 2014 mithilfe zweier Partner (Wohnbaugesellschaft Sahle und Verein „Neues Wohnen“) gestartet, sind ihre 14 (bis auf eine Ausnahme weiblichen) Mitglieder nahezu alle dem Verein beigetreten. Die DJK hat aus dem Umfeld - etwa 75 Prozent Migrantinnen und Migranten –, eine Tugend gemacht. „Wir haben schon vor längerer Zeit angefangen, gezielt Übungsleiter mit Migrationshintergrund auszubilden“, erklärte der Vorsitzende Lars Görgens. Einer von ihnen, der in Polen aufgewachsene Ex-Turner Henryk Stempin, führt die ZuG-Gruppe – und zwar mit großem Einfühlungsvermögen, wie eine kurze Vorführung an diesem Nachmittag verdeutlichte. Heike Awerkiew, 68, so etwas wie die Sprecherin der Gruppe, sagte: „Wir haben Freude an der Bewegung, alle.“ Das liege am ausgiebigen Lob des Übungsleiters und daran, dass man Freunde gefunden habe: „Schauen Sie uns an, wir sind alle 60 plus und plusplus. Wenn wir uns treffen und feststellen, dass wir uns nicht voreinander genieren müssen und es alle gleich gut oder weniger gut können, dann ist das Freude am Leben.“ Gesundheitsminister Gröhe und DOSB-Vize Schneeloch schauten entspannt lächelnd.
(Autor: Nic Richter)
Die ausführliche Reportage zum Besuch des Ministers lesen Sie hier.
Pressemeldungen zum Besuch des Bundesministers Gröhe
- DJK Wiking Köln: "Ältere Migranten im Sportverein erreichen" (14.08.2015)
- Website BM Hermann Gröhe: "Sommerreise 2015" (14.08.2015)