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"Beim 20. Mal war mein Ehrgeiz geweckt."

Hans Kaiser aus Velbert im Rheinland reiht sich in die Sportabzeichen-Riege der 60-er ein.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

08.09.2014

    Acht Personen in Nordrhein-Westfalen haben es nach den offiziellen Erhebungen des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) bisher geschafft, 60 Mal die Disziplinen für das Deutsche Sportabzeichen zu erfüllen. Bei rund 900.000 Absolventen pro Jahr wird deutlich, wie herausragend diese Leistung ist.

    Einer dieser acht und das aktuellste Mitglied in dieser Riege ist Hans Kaiser aus Velbert. 1936 geboren, legte er als 18-Jähriger erstmals das Sportabzeichen ab und hat seither nie wieder aufgehört. Jahr für Jahr stellte er sich den Bedingungen. Selbst dann, als die Zeit knapp war oder andere Dinge vielleicht wichtiger erschienen.

    Der Anreiz war Einstellungssache

    Im Alter von 15 Jahren kam Hans Kaiser, der übrigens in Velbert geboren wurde und noch heute dort lebt, erstmals in einen Sportverein. „Damals hieß der örtliche Verein noch TuS 1864 und es gab Turnen und Leichtathletik. Ich habe mich zuerst für das Turnen entschieden, später brach die Mannschaft aber auseinander und so kam ich zur Leichtathletik“, erzählt Hans Kaiser. Seine Stärken waren die Kurz-und Mittelstrecke. „Die 100 Meter bin ich in meinen besten Zeiten in 11,9 Sekunden gelaufen und die 800 Meter in 1,58 Minuten. 2 Minuten war für mich immer eine Art Schallmauer und ich hatte immer den Ansporn, darunter zu bleiben“, so der heute 78-Jährige.

    Als ähnliche Herausforderung hat er damals das Sportabzeichen gesehen. Bei vielen seiner Sportkameraden war das etwas anders. „Einige bei uns bezeichneten das Sportabzeichen als läppisch und deshalb hatte es für sie keinen Reiz und sie haben es nicht versucht. Ich fand für mich schon immer, dass es ein guter Leistungstest war, auch wenn es mir besonders in jungen Jahren natürlich auch leicht fiel. Aber ich gebe zu, als ich 20 geschafft hatte und dafür geehrt wurde, habe ich gedacht, dann kann ich auch weitermachen“, so Hans Kaiser.

    Von Beruf Naschkatze

    Dass Hans Kaiser seinen Geburtsort Velbert nie verlassen hat, lag in erster Linie an seinem beruflichen Werdegang. 1962 heiratete er und gründete eine Familie, drei Jahre später übernahm er die elterliche Konditorei und war so automatisch mit dem Ort verbunden. Konditor und gleichzeitig Sportler? Für Hans Kaiser kein Problem. „Ich habe ja nie Hochleistungssport betrieben, war aber seit meiner Kindheit immer in Bewegung. Und ich habe tatsächlich gemerkt, dass mir in den Jahren, als ich den Betrieb übernommen hatte und viel Zeit in Arbeit und Familie steckte, die regelmäßige Bewegung fehlte. Da war das jährliche Ablegen des Sportabzeichens auf jeden Fall mein Ausgleich“, erzählt er.

    Auch heute bezeichnet sich der gelernte Konditor noch als Naschkatze. „Das gehört ja zu meinem Beruf dazu. Ich esse auch heute noch jeden Tag ein Stück Kuchen. Und durch den Sport halte ich immer mein Gewicht, da hatte ich nie Probleme“, lacht Hans Kaiser. Er hat über die Jahre aber auch eine wichtige Erkenntnis gewonnen: Sportabzeichen ohne regelmäßiges Training ist schwierig.

    Der Trick mit dem Stein

    „Schon immer hat mir das Kugelstoßen nicht besonders gelegen. Aber ich habe gemerkt, dass durch viele Wiederholungen und Verbesserung der Technik immer mehr rauszuholen war“, erklärt er. Und sein früherer Trainer und Motivator Fritz Kleem hatte einen ganz eigenen Tipp parat.  „Ich kann mich erinnern, dass ich die große Kugel immer und immer wieder gestoßen habe, und trotzdem haben am Ende immer ein paar Zentimeter gefehlt. Fritz gab mir daraufhin einen Stein, der deutlich schwerer war. Als ich diesen ein paar Mal gestoßen hatte, kam mir die Kugel viel leichter vor und ich schaffte die Anforderung“, erinnert sich Hans Kaiser.

    Sportlicher Stammtisch

    Während der Sportabzeichen-Saison ist Hans Kaiser regelmäßig am Mittwoch auf dem Sportplatz anzutreffen. Er trainiert so lange, bis er seine persönliche Norm schafft. Außerdem steigt der sportliche Rentner jede Woche auf sein Rennrad. „Zwischen 50 und 60 Kilometer fahre ich dann. Und man darf auch nicht unterschätzen, dass es hier bei uns ziemlich bergig ist“, erklärt er. Und noch ein Termin hat einen festen Platz in seinem Kalender. Jede Woche trifft sich Hans Kaiser mit früheren Sportkameraden in einer Wirtschaft. Dann wird über Gott und die Welt geplaudert – und auch über Sport. „Die meisten von uns sind inzwischen über 70 aber einige treiben immer noch regelmäßig Sport, so gut es eben geht“, lacht Hans Kaiser. „Aber wir reden viel über die alten Zeiten, unsere Wettkämpfe und Rekorde von damals.“

    Der Rekord, dass Hans Kaiser 60 Mal das Sportabzeichen in Folge abgelegt hat und dafür offiziell durch den Kreissportbund Mettmann geehrt wurde, ist in Velbert natürlich bekannt. Viele Glückwünsche erreichten den 78-Jährigen, der fast ein bisschen überrumpelt ist vom großen Interesse an seiner Person. Spätestens im nächsten Jahr, wenn Hans Kaiser zum 61. Mal die Disziplinen absolviert, wird es wohl etwas ruhiger.

    (Quelle: wirkhaus)

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