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Biebricher Schlossgespräch: „Die Basis ist immer Begegnung“

Europäische Zusammenarbeit kann anstrengend sein, jede Sekunde Arbeit dafür aber lohnt sich – darin waren sich die Beteiligten beim 7. Biebricher Schlossgespräch einig.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

01.04.2019

Podiumsdiskussion beim 7. Biebricher Schlossgespräch. Foto: DOA

Rund 120 geladene Gäste verfolgten aufmerksam die Einlassungen von DOSB-Präsident Alfons Hörmann, EOC-Präsident Dr. Janez Kocijancic und den Teilnehmerinnen und Teilnehmern an einer Podiumsdiskussion zur Bedeutung des Sports für die europäische Wertegemeinschaft. Werte standen auch im zweiten Teil der Veranstaltung im Fokus – der Fair Play Preis des Deutschen Sports würdigte Preisträger, die mit ihrem Verhalten ein besonderes Beispiel für wertegeleitetes Verhalten gaben.

„Sport hat viel für die Stärkung des Friedens, die Zusammenarbeit von Völkern und die Verständigung von Kulturen getan und tut es weiter“, gab der EOC-Präsident gleich zu Beginn die Richtung vor. Prof. Dr. Jürgen Mittag pflichtete dem bei: „Wenn untersucht wird, worüber sich Menschen als Teil einer Gemeinschaft identifizieren, zeigt sich der Sport als integraler Bestandteil ihrer Identifikation – weit vor Religion und Sprache.“ Diese Idee wurde auch in der Konzeption der Veranstaltungen im Rahmen der European Championships in Berlin 2018 – wie etwa der ‚Europäischen Meile‘ – verfolgt, wie deren Geschäftsführer Frank Kowalski bekräftigte: „Wir haben versucht, Begegnungen und Momente zu schaffen.“

Auch die Deutsche Olympische Akademie (DOA) setzt sich seit Jahren für eine Intensivierung und Institutionalisierung der europäischen Zusammenarbeit ein, wie die Vorsitzende Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper ausführte. „Wir dürfen uns nicht immer nur nach Westen orientieren, wir müssen uns auch nach Osten orientieren. Die Basis ist immer Begegnung." Die DOA habe daher auch immer versucht, alle europäischen Partner mitzunehmen und konnte so letztendlich die Gründung der European Olympic Academies (EOA) maßgeblich vorantreiben.

Europäische Wettkämpfe wie die European Championships oder die European Games könnten eine Begeisterung für Sportgroßveranstaltungen in Europa neu entfachen, die dann auch die Zustimmungswerte in der europäischen Bevölkerung für die Ausrichtung Olympischer Spiele und Paralympics wieder steigen lassen könnte. Auch Stefan Kürten, Executive Director Eurovision Sport bei der Europäischen Rundfunkunion (EBU), sieht sportliche Großereignisse als langfristiges Ziel für die europäische Sportwelt: „Europa darf nicht von der Landkarte für die Ausrichtung von Sportgroßveranstaltungen verschwinden.“

Der festliche Rahmen der Veranstaltung schlug im zweiten Teil den Bogen in die Praxis. Bei der Verleihung des Fair Play Preises des Deutschen Sports, gestiftet vom Verband Deutscher Sportjournalisten und dem DOSB, wurden außergewöhnliche Beispiele von fairem Verhalten ausgezeichnet. Manuel Retzbach, Triathlet von Tricon Schwäbisch Hall, stellte Erste Hilfe für einen gestürzten Konkurrenten selbstverständlich über den eigenen Erfolg im Wettkampf. „Mit deinem selbstlosen Verhalten hast du bewiesen, wofür der Sport steht“, sprach Ironman-Sieger Patrick Lange dem Sieger in der Kategorie „Sport“ seine Anerkennung aus.

Welche Rolle Sport im Leben von Menschen spielen kann, wurde bei der Verleihung der Kategorie „Sonderpreis“ deutlich. Die Mannschaft des SC Lauchringen wurde für ihre klare und entschlossene Reaktion auf die rassistischen Anfeindungen ihres Mitspielers Kebba Mamadou geehrt – ganz nach dem Motto ihres 1. Vorsitzenden Thomas Kummer: „Der Mensch braucht Haltung.“ In einem bewegenden Moment kam auch Mamadou selber zu Wort, bedankte sich bei seinen Mitspielern und bekannte: „Ich habe keine Familie hier – aber meine Mannschaft ist meine Familie.“
Cacau als Integrationsbeauftragter des DFB unterstützte die Entscheidung der Jury. Es gehe darum, die positiven Beispiele zu ehren und denen eine Bühne zu geben, die sich einsetzen.

Dieses Beispiel zeigt, wie der Sport auch über seine Grenzen hinaus in die Gesellschaft Wirkung entfalten kann: Die Aufmerksamkeit rund um den Fall Kebba Mamadou, dem trotz sozialversicherungspflichtiger Anstellung die Abschiebung in sein als sicher eingestuftes Herkunftsland Gambia droht, hat der Diskussion um ein Bleiberecht für fest angestellte und integrierte Flüchtlinge neuen Auftrieb gegeben. Und so wird nun eine Lösung für all diejenigen angestrebt, die in einer vergleichbaren Position sind.

DOSB-Präsident Alfons Hörmann fand bereits in seinem einführenden Grußwort eine Formel, die die beiden Teile des Abends zusammenführte: „„In einer Zeit, in der Grenzen und Zäune eher wieder aufgebaut werden, ist der Sport als Brückenbauer wichtiger denn je. Dieser Verantwortung müssen wir uns bewusst sein.“

(Quelle: DOSB/DOA)

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