BR-Chefredakteur für München 2018
Sigmund Gottlieb, Chefredakteur des Bayerischen Rundfunks, kommentierte am 11. Januar 2011 die Bewerbung Münchens um die Olympischen und Paralympischen Winterspiele 2018 in den ARD-Tagesthemen .

19.01.2011

"Die Zeiten, in denen wir den Tunnel verlängert haben, sobald wir Licht am Ende sahen – sie sind vorbei. Die Deutschen können sich wieder begeistern. Die Mehrheit wünscht sich 2018 Olympia im eigenen Land. Ein höchst bemerkenswerter Befund.
Gerade in einer Zeit, in der immer mehr Deutsche ihren Ekel vor immer mehr Großprojekten pflegen. Das tun auch noch ein paar Bauern ausGarmisch, die sich querlegen vor den Skipisten. Aber wenn sie wieder aufstehen und diese Bewerbung genau anschauen, dann müssten sie doch eigentlich der Mehrheitsmeinung folgen.
Das ist eine starke Bewerbung. Extrem umweltfreundlich. Eigentlich ohne Beispiel. Das geben ja sogar die Grünen zu, denen es bei ihrem Nein zu Olympia so gar nicht wohl ist. In dieser Bewerbung steckt keine Gigantomanie und kein Kommerzwahnsinn. Man kann auf vorhandenen Sportstätten aufbauen. Es wäre eine riesige Chance für diese Republik mit einem gewaltigen Entwicklungsschub ein Stück Zukunft zu gestalten. Was Olympische Spiele einem Land Gutes tun können, das haben die Sommerspiele ‘72 in München gezeigt.
Und hören wir doch auf damit, Olympische Spiele stereotyp zu einer reinen Kommerzveranstaltung herunter zu reden. Nein, das sind sie nicht. Sie sind vor allem eines, Menschenspiele, in denen sich unser Leben dramatisch verdichtet. Im Jubel und in Tränen, in Freude und in Enttäuschung, in Gefühlsexplosionen und in strahlenden Vorbildern für unsere Jugend. Und deshalb ist es eine gute Sache, diese Winterspiele nach Deutschland zu holen. Wenn es mit rechten Dingen zugeht, hat München keine schlechte Chance auf die Goldmedaille."