Das Deutsche Sportabzeichen und das italienische Militär - eine Erfolgsgeschichte

04.12.2007
Die Stimmung in Forli im Mai 2007 ist festlich: Im Stadion der italienischen Kleinstadt ist gerade ein Fallschirmspringer-Trio gelandet, im Gepäck die europäische, die italienische und die deutsche Fahne. Als die gehisst werden, ertönt laut der letzte Satz von Beethovens Neunter: Die Europäische Hymne erklingt zu Ehren von 43 Sportlern, die die Prüfungen zum Deutschen Sportabzeichen bestanden haben. Forli liegt fernab von Deutschland, unweit der Adriaküste. Die Ausgezeichneten sind keine Deutschen, sondern Italiener - sie kommen aus der Zivilbevölkerung, aber vor allem aus den Reihen des italienischen Militärs.
Bei Italiens Soldaten wächst die Fangemeinde für das Deutsche Sportabzeichen kontinuierlich: Rund 400 von ihnen haben 2007 das Deutsche Sportabzeichen bestanden, mehr als 1000 Mal wurde der Sportorden seit 2003 an italienische Militärs vergeben.
Ein Treffen in Solbiate Olona vor vier Jahren war der Anfang: Der dort bei der NATO stationierte Oberst der Bundeswehr Peter Grünebach erzählte dem italienischen Reserveoffizier Dr. Danilo Fumagalli, welche Begeisterung das Deutsche Sportabzeichen bei seinen Soldaten weckt. Denn das Deutsche Sportabzeichen ist nicht nur ein Ehrenzeichen, sondern auch die Voraussetzung für viele andere Bundeswehr-Abzeichen.
Es reichte ein Besuch des italienischen Offiziers in deutschen Kasernen - und seine Leidenschaft für den deutschen Sportorden war entflammt.
Seitdem missioniert Dr. Fumagalli ohne Anzeichen von Müdigkeit das italienische Heer in Sachen Deutsches Sportabzeichen. Sportfeste wie jüngst in Forli gab es bereits für Italiens Heer in Solbiate Olona, in Conzenza und Caserta.
Natürlich war es auch Dr. Fumagalli, der den Virus Deutsches Sportabzeichen nach Forli trug. Die Organisation übernahm der Kommandant des dort stationierten 66. Regiments Aeromobile, Oberst Antonio Bettelli.
Bettelli selbst hat 2007 sein Abzeichen in Silber gemacht, das Goldene ist sein nächstes Ziel.
Einer, der die monatlichen Prüfungen für das Deutsche Sportabzeichen in Italien abnimmt, ist Franco Schnappenberger, Jahrgang 1932: "Ich lebe auf, wenn es los geht und ich die Freude bei den Sportlern sehe. Da passieren Geschichten, unglaublich," erzählt Schnappenberger, der die Urkunden für das Abzeichen aus Deutschland an die italienischen Regimenter verteilt.
Gut erinnert er sich an den Soldaten aus Süditalien: Fast ohne Pause fuhr der junge Mann in einer Nacht die 800 Kilometer bis zur Prüfung in der Nähe in Mailand. Dort angekommen, reichten ihm ein paar kurze Stunden Schlaf in seinem Wagen, um das Deutsche Sportabzeichen mit Bravour abzulegen und wieder in die Heimat zurück zu düsen. Im Gedächtnis bleibt Schnappenberger auch ein Unteroffizier aus Rom, der alle Prüfungen schaffte - bis auf eine: Für die 3000m brauchte er zwei Sekunden mehr, als es die Richtlinien zulassen. Gleich startete er erneut, diesmal allerdings waren es fünf Sekunden zuviel. Ja, und tatsächlich, der Mann scheute auch den dritten Versuch nicht, wieder vergebens. "Das tat mir schon ein bisschen leid, aber das Deutsche Sportabzeichen ist eine seriöse Angelegenheit. Das muß ein Sportler im Schweiße seines Angesichts ablegen", lacht Schnappenberger und er muß es wissen, hat er selbst doch dieses Jahr sein 43. Sportabzeichen in Gold geschafft.