„Der Landessportbund NRW ist für das reformierte Sportabzeichen gut vorbereitet“
Michael Heise, Referatsleiter Breitensport des LSB Nordrhein-Westfalen, erwartet neue Impulse durch die Reform des Deutschen Sportabzeichens.

15.10.2012

Michael Heise ist als Leiter des Referates Breitensport beim Landessportbund Nordrhein-Westfalen e.V. für das Deutsche Sportabzeichen zuständig. Im Gespräch erzählt er, wie der LSB den Beteiligten die Änderungen beim neuen Deutschen Sportabzeichen erläutert hat und welche Reaktionen es darauf gab.
Lieber Michael Heise, der Countdown läuft: Nur noch wenige Wochen, bis die umfassende Reform des Deutschen Sportabzeichens am 1.1.2013 in Kraft tritt. Ist der Landessportbund gut vorbereitet?
Der Landessportbund Nordrhein-Westfalen ist gut vorbereitet. Wir waren bereits in der Planungsphase in verschiedenen Projektgruppen des DOSB beteiligt. Dennoch ist der Kommunikationsprozess in die Mitgliedsorganisationen, zu den Sportabzeichen-Beauftragten und hunderten von Sportabzeichen-Prüfern und den Schulen im Lande nicht ganz so einfach. Wir haben mehrere Informations- und Diskussionsveranstaltungen durchgeführt. Hilfreich waren unsere Regionaltagungen, die wir zusätzlich durchgeführt haben und die das oftmals nur vorhandene Halbwissen über die Reform und damit verbundenen Vorbehalte relativieren konnten. Auf der regionalen Ebene muss dieser Prozess allerdings durch unsere Stadt- und Kreissportbünde und unsere Sportabzeichen-Beauftragten weitergeführt werden. Da sind oft dicke Bretter zu bohren. Gespräche mit dem Schul- und Sportministerium sind geführt. Die Ausschüsse für den Schulsport werden zurzeit umfassend informiert. Sie sind für uns wichtige Partner auf der kommunalen Ebene für den Transport der neuen Bedingungen in die Schulen. Immerhin werden in Nordrhein-Westfalen an die 200.000 Sportabzeichen in den Schulen abgelegt. Gleichwohl könnte es zu einem Einbruch bei den Schülersportabzeichen im kommenden Jahr kommen. Bis sich Neues verfestigt und Neuerungen Fuß gefasst haben, bedarf es in der Regel eine gewisse Zeit.
Sie sind nah dran an der Basis. Welche Reaktionen gibt es von den Mitgliedern auf die Reformpläne?
Ich habe zu Beginn unserer Informationsphase mit mehr Gegenwind gerechnet. Ich bin eher positiv überrascht von der weitgehend konstruktiven Diskussion. Sicher gibt es Beschwerden und teilweise auch massive Kritik von engagierten Vereinsmitarbeitern, die sich aber meist mit den Vorteilen der Reform nicht genügend auseinandergesetzt haben. Auch äußern ältere Sportabzeichen-Prüfer, dass sie den Reformprozess nicht mehr begleiten möchten und Ihr Amt nieder legen wollen. Sie sind aber erstaunt, dass die Prüfkriterien wesentlich übersichtlicher sind als vorher und es ihnen keine Schwierigkeiten bereitet sich einzuarbeiten.
Durch die Einführung des neuen online-gestützten EDV-Sportabzeichen-Programms wird in unseren Mitgliedsorganisationen eine mögliche Mehrarbeit beklagt, da jetzt auch Einzelleistungen eingegeben werden können. Parallel zur inhaltlichen Reform ist somit die Einführung und Handhabung des neuen EDV-Programms eine zusätzliche Anforderung und Herausforderung für alle Beteiligten.
Was ändert sich im kommenden Jahr für Prüferinnen und Prüfer des Deutschen Sportabzeichens? Wie werden Ihnen die Änderungen vermittelt?
Die wesentliche Änderung ist die jährliche Vergabe des Sportabzeichens nach Bronze, Silber und Gold, je nach erbrachter Leistung. Gleichzeitig soll damit ja auch ein regelmäßiges Trainingsangebot und eine verstärkte Anbindung des Sportabzeichen-Trainings an unserer Sportvereine bezweckt werden. Das neue Sportabzeichen ist ein Leistungsabzeichen und dafür gilt es regelmäßig zu trainieren, insbesondere, wenn man eine bessere Leistung erreichen möchte.
Die Reform des Deutschen Sportabzeichens wird im Jahr seines 100. Geburtstags umgesetzt. Mit welchen Aktionen macht der LSB Nordrhein-Westfalen die breite Öffentlichkeit darauf aufmerksam?
Wir wollen zum 100. Geburtstag des Sportabzeichens 100 Aktionstage gemeinsam mit unseren Stadt- und Kreissportbünden sowie den Stadt- und Gemeinde-Sportverbänden in Nordrhein-Westfalen durchführen. Dafür werden wir Fördermittel bereitstellen. Ebenso wollen wir Modellmaßnahmen in Vereinen fördern, um Praxisbeispiele zu dokumentieren, damit möglichst viele Vereine zukünftig das Training für das Deutsche Sportabzeichen in ihre Vereinsangebote integrieren.
Was erwarten Sie ganz persönlich vom neuen Deutschen Sportabzeichen?
Ich hoffe, dass wir die Reform ohne große Einbrüche, insbesondere bei den Schülersportabzeichen, umsetzen können. Ich erwarte mittelfristig einen neuen Impuls für den Breitensport in unseren Vereinen und steigende Zahlen bei den Erwachsensportabzeichen.
Herzlichen Dank für das Gespräch.
(Quelle: Wirkhaus)