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Die 1. Kölner Sportrede von Innenminister Schäuble

Fast ein Jahr hat die seit 2003 in Köln beheimatete Führungsakademie des Deutschen Olympischen Sport Bundes auf Dr. Wolfgang Schäuble als Gastredner anlässlich des 25jährigen Bestehens der Akademie warten müssen.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

08.11.2006

Ursprünglich war Dr. Schäuble lediglich sowohl als außerordentlich informierter als auch distanzierter Kenner der deutschen Sportszene eingeladen worden. Doch just am Tag des geplanten ersten Redetermins im November 2005 wurde Dr. Schäuble zum Bundesinnenminister vereidigt und damit ranghöchster Sportpolitiker in Deutschland. Entsprechend begann Dr. Schäuble seine Festrede: „Das soll hier keine Regierungserklärung werden.“ Später konnte man aus seinen Worten oft heraus hören, dass er manche Redepassage lieber aus der Seele eines zu Gunsten des Sports Engagierten denn eines Ministers gehalten hätte. Als Minister musste er schließlich auch die Grenzen seines politischen Amtes respektieren. Dennoch: Dr. Schäuble setzte Akzente, an denen der neue Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) kaum vorbei kommt bei der Formulierung seiner zukünftigen Zielsetzungen. 

Kölner Sportrede soll feste Einrichtung des DOSB werden

„Wenn sich immer mehr Leute für immer weniger Sport begeistern, dann liegt in der drohenden Monotonie des Sports eine große Gefahr für unser freiheitlich-gesellschaftliches Zusammenleben.“ Das war eine Kernaussage, die sich wie ein Roter Faden durch die 1. Kölner Sportrede zog. Die Führungs-Akademie des DOSB will diese Kölner Sportrede zukünftig im Jahresrhythmus initiieren, um herausragenden Persönlichkeiten die Gelegenheit zu bieten, außerhalb der sportlichen Tagesaktualität zu besonderen Themen des Sports Stellung zu nehmen. Dr. Schäuble betonte immer wieder, dass erst die Vielfalt der Betätigungsmöglichkeiten den Wert des Sports ausmache. So könnten auch in der Vielfalt soziale Werte vermittelt werden, auf die die Demokratie angewiesen sei. In den Randsportarten, und hier vor allem bei den nicht-olympischen Sportverbänden im DOSB, wird man dieses Ministerplädoyer für die Vielfalt des Sports sicherlich gerne gehört haben. Zumal Dr. Schäuble auch die Medien in die Pflicht nahm. Die Medienkonzentration auf nur wenige Sportarten zwinge dazu, nachzudenken z.B. über die Förderung von Sportprogrammen im Fernsehen, die dann der Sportvielfalt auch gerecht würden. Allerdings könne und dürfe der Gesetzgeber in diesen Prozess nicht unmittelbar eingreifen. Es müsse im gesamt-gesellschaftlichen Raum über entsprechende Möglichkeiten nachgedacht werden, um der drohenden Konzentration entgegen zu wirken. 

"Der manipulierte Sport zerstört alle Grundwerte des Sports"

Zur Darstellung der Vielfalt des Sports gehört auch die Präsentation des Sports behinderter Mitmenschen. „Wir müssen nicht alle Lebensbereiche unter dem Gesichtspunkt von Markt und Wettbewerb organisieren“, sagte Schäuble und nannte das, womit der Sport zur Lebenswürde seinen Teil beitrage: „Freiheit, Mitmenschlichkeit, Fairness, Engagement für andere.“ Aber auch das Streben nach Leistung gehört dazu. Schäuble wörtlich: „Alle Menschen werden viel glücklicher, wenn sie nach Leistung streben können und Erfolg haben.“ Auch wenn die Tagesaktualität in der Kölner Sportrede keine überragende Rolle spielen sollte, so kam Dr. Wolfgang Schäuble am leidigen Thema Doping nicht vorbei. Seine Grundsatzposition erklärte er plakativ: „Der manipulierte Sport zerstört alle Grundwerte des Sports.“ Wie weit der Kampf gegen den Dopingmissbrauch durch staatliche Institutionen und Gesetze getragen werden oder ob dieser Kampf der Selbstreinigungskraft des Sports überlassen werden soll und kann, dazu hatte der für die Spitzensportförderung in Deutschland zuständige Minister noch keine Lösung: „Ich weiß, dass der Sport das Problem nicht alleine lösen kann. Bei all unseren Überlegungen dürfen wir aber auch nicht die Flexibilität des Sports behindern. Aus der Position des verantwortlichen Politikers habe ich den richtigen Lösungsweg bei der Aufgabenverteilung zwischen Staat und Sport im Kampf gegen Doping noch nicht gefunden. Wenn wir die Optimierung der richtigen Art der Dopingbekämpfung anstreben, müssen wir aber auch bedenken, dass für unsere Athleten im Rahmen der Internationalität des Sports faire Wettbewerbsbedingungen erhalten bleiben.“ Gerade im Zusammenhang mit Missbrauch und Manipulation befindet sich der Sport auf der Wanderung über einen extrem schmalen Grat: Einerseits muss Sport Idole vermitteln. Andererseits muss er auf Mäßigung gegenüber gefährlichen Übertreibungen aufmerksam machen. 

Lob für DOSB und Führungsakademie

Spitzensportler, die als Idole die Jugend zur Nachahmung anregen könnten, haben es derzeit aber nicht leicht. Schäuble: „Wirtschaft und Verwaltung haben sich in der Vergangenheit schon wesentlich engagierter gezeigt in ihrer Verantwortung für die Förderung des Leistungssports.“ Demgegenüber bekam der organisierte deutsche Sport ein deutliches ministerielles Lob für seine Strukturreform, die letztlich in der Gründung des DOSB mündete. Und auch der Jubilar, die Führungsakademie des DOSB, konnte sich über Äußerungen des 1. Kölner Sportredners freuen. „Die Führungsakademie,“ so Dr. Schäuble, „trägt Wesentliches bei zur Stärkung des ehrenamtlichen Elements in der Führung und Organisation des Sports. Denn das Ehrenamt ist unverzichtbar für die freiheitlich demokratische Ordnung.“

*****Reaktionen auf die 1. Kölner Sportrede*****

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