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Die Frauen in der Hall of Fame des deutschen Sports (2)

Als Stefanie Graf im Mai letzten Jahres mit der „Goldenen Sportpyramide“ ausgezeichnet wurde, kam sie im Alter von 39 Jahren als jüngstes Mitglied in die Hall of Fame des deutschen Sports.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

20.07.2009

Sie ist die zweite Tennisspielerin und die fünfte Frau in dieser Ruhmeshalle, mit der die Deutsche Sporthilfe ein bleibendes Forum für Persönlichkeiten geschaffen hat, die durch ihre Erfolge Sportgeschichte geschrieben haben. Zwischen 1986 und 1999 errang Deutschlands Tennis-Liebling 107 Turniersiege, darunter 22 Grand-Slam-Titel. Sie gewann zweimal die Mannschaftsweltmeisterschaft und 1988 Olympisches Gold in Seoul, wurde sieben Mal ITF World Champion und achtmal als Spielerin des Jahres ausgezeichnet.

Die Erfolgsbilanz von Steffis Vorgängerin ist bei weitem nicht so imposant, aber Sportgeschichte hat auch sie geschrieben. 1931 gewann Cilly Aussem (1909-1963) das Damen-Einzel in Wimbledon als erste deutsche Tennisspielerin, und sie blieb es, bis Steffi kam: 1988, also über 57 Jahre hinweg. Trainiert von der Tennis-Legende Bill Tilden gewann Cilly Aussem 1931 auch die Internationalen Meisterschaften von Frankreich und wurde dreimal Internationale Deutsche Meisterin. Sie galt als Star ohne Allüren und gewann die Herzen der Zuschauer durch ihr bezauberndes Lächeln. Schon 1935 zog sich Cilly Aussem aufgrund einer rätselhaften Erkrankung nach ihrer Südamerika-Reise zurück und starb 1963 in Portofino. In die Hall of Fame des deutschen Sports wurde sie 2008 als einzige Frau unter 29 Sportpersönlichkeiten posthum gewählt.

Lachen ist auch das Markenzeichen einer weiteren der fünf Frauen in der Hall of Fame: Rosi Mittermaier-Neureuther (geboren 1950) bekam 2001 die „Goldene Sportpyramide“ für ihr Lebenswerk und gehört damit seit der Gründung 2006 zur Hall of Fame des deutschen Sports. „Unsterblich“ machte sich Rosi Mittermaier 1976 vor allem durch ihre Gold-Medaillen in Abfahrt und Slalom bei den Olympischen Winterspielen in Innsbruck. Im gleichen Jahr wurde sie auch Weltmeisterin in der Kombination, Gewinnerin des Gesamtweltcups und Sportlerin des Jahres. Zum Status eines Idols verhalfen der „Gold-Rosi“ aber auch ihr Charisma und ihre vielfältigen humanitären Aktivitäten.

Zusammen mit Rosi Mittermaier-Neureuther wurde bei der Gründung 2006 auch Deutschlands vielseitige Leichtathletin in die Hall of Fame des deutschen Sports berufen: Ingrid Mickler-Becker (geboren 1942), Trägerin der Goldenen Sportpyramide von 2005. Auch sie gewann zwei olympische Gold-Medaillen: 1968 im Fünfkampf in Mexiko-City und 1972 mit der Sprintstaffel in München. 1960 war sie mit 17 Jahren jüngste Athletin der gemeinsamen Mannschaft in Rom. Nach der sportlichen Karriere engagierte sich Ingrid Mickler-Becker ehrenamtlich in vielen Führungspositionen des Sports, und beruflich schaffte sie es bis zur Staatssekretärin in Rheinland-Pfalz. Zur Sportlerin des Jahres wurde sie 1968 und 1971 gewählt.

Mit 17 Jahren begann auch die Sportkarriere von Birgit Fischer (geboren 1962). Sie wurde 1979 erstmals Weltmeisterin im Vierer-Kajak. Bis zu ihrem Karriere-Ende kamen in 25 Jahren nicht weniger als 26 weitere WM-Titel dazu. Bei sechs Olympischen Spielen gewann sie acht Gold- und vier Silber-Medaillen. In den Geschichtsbüchern steht sie deshalb als erfolgreichste deutsche Olympionikin. Als sie ihre lange und erfolgreiche Laufbahn beendete, berief sie die Jury 2008 zusammen mit Berthold Beitz in die Hall of Fame des deutschen Sports.

Das „Missverhältnis“ von nur fünf Frauen, aber 39 Männern in der Hall of Fame macht deutlich, dass viele Sportarten und Disziplinen bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen Jahrzehnte lang nur männlichen Wettbewerbern zugänglich waren. Das wird sich in der Zukunft wohl ändern, denn inzwischen sind Sportlerinnen nicht nur fast überall am Start, sondern auch an der Spitze erfolgreicher als ihre männlichen Kollegen. Schon im Herbst diesen Jahres, wenn bis zu 20 noch lebende Größen des Sports aus der Nachkriegsepoche bis einschließlich der Olympischen Spiele 1972 in Sapporo und München in die Hall of Fame des deutschen Sports berufen werden, wird sich die Frauenquote aller Voraussicht erhöhen.

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