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Die großen Alten in der Hall of Fame des deutschen Sports (3)

Die „Gnade der frühen Geburt“ ermöglichte ihnen schon Erfolge in den 90iger Jahren des 19. Jahrhunderts: Emanuel Lasker (1868-1941) und Carl Schuhmann (1869-1946).

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

21.07.2009

Von 1894 bis 1921 war Emanuel Lasker 27 Jahre lang Schach-Weltmeister - eine von keinem anderen Spieler je wieder erreichte Leistung. Im Alter von 25 Jahren forderte Lasker, der bis dahin noch kein einziges international bedeutsames Turnier gewonnen hatte, im August 1893 den amtierenden Weltmeister Wilhelm Steinitz heraus. Ab dem 15. März 1894 fand der Wett-kampf in New York, Philadelphia und Montreal statt. Nach einem Stand von 10:5 gab es am 26. Mai 1894 einen neuen Schachweltmeister. Danach gelang Lasker eine Serie außerordentlicher Turniererfolge.

Der zweite offizielle Schach-Weltmeister und bisher einzige deutsche war enorm vielseitig. Lasker promovierte in Mathematik, diskutierte mit Albert Einstein physikalische Probleme, publizierte philosophische und politische Werke und betätigte sich als Herausgeber einer Schachzeitschrift. Er erlangte weltweite Berühmtheit und zählte zu den bekanntesten Deutschen im Ausland. Als Jude musste er nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten emigrieren.

Bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit 1896 in Athen war Carl Schuhmann mit vier Siegen und insgesamt fünf Medaillen einer der erfolgreichsten Athleten - und der vielseitigste. Mit dem Sieg im Pferdsprung wurde er der erste deutsche Olympiasieger, mit der Mannschaft gewann er am Reck und Barren. Das Goldquartett komplettierte Schuhmann überraschend im Ringen. Mit 1,63 Meter der kleinste Teilnehmer in der einzigen und offenen Klasse besiegte er im Finale den wesentlich größeren und schwereren Griechen Georgios Tsitas nach 65-minütiger Kampfzeit an zwei Tagen. „Sie sind jetzt der populärste Mann in Griechenland, Sie sind populärer als ich“, gratulierte der griechische König. Seinen ersten großen Erfolg vor 1896 hatte Schuhmann 1889 als Sieger beim Gauturnfest in Köln gefeiert. 1895 gelangen ihm vier Einzelsiege beim Turnfest in Rom. 1899 leitete er die deutsche Turngesellschaft in London und war 1908 in London Attaché der deutschen Olympiamannschaft.

Zu den großen Alten der Hall of Fame des deutschen Sports, die noch im vorvergangenen Jahrhundert geboren wurden, gehören auch der erste deutsche Leichtathlet von Weltformat, Hanns Braun (1886-1918), die Fechtlegende Erwin Casmir (1895-1982), der erste Star des Fußballs, Nürnbergs Torhüter Heinrich Stuhlfauth (1896-1966), sowie Sepp Herberger (1897-1977). Alle sechs wurden 2008 anlässlich der Gründungsfeier im Deutschen Historischen Museum Berlin posthum in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen.

Die Hall of Fame des deutschen Sports ist eine Initiative der Stiftung Deutsche Sporthilfe, sie wird unterstützt vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und dem Verband Deutscher Sportjournalisten (VDS) und begleitet von adidas. Mit der Hall of Fame des deutschen Sports wird ein bleibendes Forum für Persönlichkeiten geschaffen, die durch ihren Erfolg im Wettkampf und durch ihren Einsatz für die Ideen des Sports Geschichte geschrieben haben. Derzeit umfasst die Einrichtung 44 Mitglieder.

Inzwischen laufen die Vorbereitungen für die Aufnahme von weiteren Sport-Größen in die Hall of Fame des deutschen Sports. Die rund 3.700 Mitglieder des Verbands Deutscher Sport-journalisten und die 61 im Deutschen Olympischen Sportbund organisierten Spitzenverbände haben sich in diesen Tagen mit Vorschlägen für die Berufung von bis zu 20 noch lebenden Größen des deutschen Sports aus der Nachkriegsepoche bis einschließlich der Olympischen Spiele 1972 in Sapporo und München beschäftigt. Die endgültige Wahl trifft dann eine Jury aus Repräsentanten des öffentlichen Lebens, des deutschen Sports und den Mitgliedern des Sporthilfe-Stiftungsrats.

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